Ötzi soll seine Stimme wiederbekommen!

Ötzi-Nachbildung im Südtiroler Archäologiemuseum, Bozen (Bild: South Tyrol Museum of Archaeology).

Keine Angst, wir meinen nicht die österreichische Schlagerpopikone. Vielmehr soll sein ältester Vorfahre im Alpenraum wieder zum Leben erweckt werden, zumindest Teile von ihm.

Piepsstimmchen oder Brummbär? Steckt man 5000 Jahre lang in meterhohem Gletschereis fest, so geht einem schnell der Atem und auch die Stimme aus. Durch das Scannen und Bearbeiten von Röntgenbildern erhoffen sich Südtiroler Forscher nun, mehr über das Lautorgan der Gletschermumie zu erfahren. Besonders Ötzis Hals und Rumpf interessieren, man will den Stimmkanal und seinen sogenannten Resonanzboden ermitteln.

In welchem Frequenzbereich die Stimme tönt – das heißt wo akustische Energie verteilt wird – , hängt nämlich von der Anatomie des Vokaltraktes und den vorhandenen Muskelsträngen ab. Ein Sprachsynthesizer soll die so gewonnenen Erkenntnisse über die Verteilung der Formanten in Töne verwandeln und dem Eismenschen eine hoffentlich nicht zu frostige Stimme zaubern.

Mit Hilfe älterer Röntgenaufnahmen des Halses und Rumpfes soll die Stimmlage Ötzis ermittelt werden (Bild: Südtiroler Sanitätsbetriebe).

Die Gletschermumie selbst bleibt dabei selbstverständlich unangetastet. Für die Untersuchung benötigen die zuständige Phoniatrie und HNO-Ärzte des Landeskrankenhauses Bozen lediglich die Bilder, die bereits nach dem Fund des Skeletts 1991 geschossen wurden.

Ein Glück für alle Ötzi-Fans und nicht zuletzt das Archäologiemuseum Südtirol. Das zog seit der Eröffnung vor zwanzig Jahren über vier Millionen Besucher an und fördert das Forschungsprojekt wohl nicht ganz uneigennützig. „Ötzi – the Iceman“ ist Facebookstar und bringt dem kleinen Museum fast 19.000 Likes. In der Ausstellung selbst kann ein Nachbau des Steinzeitmannes bewundert, seine Werkzeuge ausprobiert und Kleidung beschnuppert werden.

Bald wird er uns wohl auch ein Heimatliedchen trällern. Ob die Tönne dann tatsächlich steinzeitlich klingen, bleibt aber fraglich: Ausgerechnet der Arm der Mumie hat wohl während seines Winderschlafs auf den Hals gedrückt und könnte die einstige Anatomie verändert haben.

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