Soja für Deutschland: Feldversuch in 1000 Gärten
Soja in Deutschland heimisch zu machen ist das Ziel des Projekts 1000 Gärten. Im Citizen Science Versuch soll der Anbau von Soja in ganz Deutschland ausprobiert werden.
Über Citizen Science reden viele. Auch Biorama, zum Beispiel hier. Es ist ja auch eine schlaue Sache, interessierte Laien – oder eben Bürger bzw. Citizens – in wissenschaftliche Forschung einzubinden. Das macht natürlich vor allem dort Sinn, wo zum Erheben von Daten kein Expertenwissen nötig ist oder wo ausreichende Expertise weit verbreitet ist.
Ein Citizen Science Projekt der besonderen Art startet gerade die Universität Hohenheim gemeinsam mit dem Tofu-Hersteller Taifun aus Freiburg. Es soll ausprobiert werden, Soja in Deutschland heimisch zu machen. Dabei geht’s nicht um irgendwelchen Gen-Soja für die Schweinemast, sondern um Bio-Soja für die menschliche Ernährung. Gesucht werden 1000 Gärten von Schleswig-Holstein bis Bayern, um den Sojaanbau in Deutschland in einem groß angelegten Versuch zu erproben. Schließlich könnten die proteinreichen Sojabohnen einen praktischen Beitrag zur Nahrungsmittel-Versorgung leisten.
Der Plan: Hobbygärtner, Profigärtner und Landwirte sollen auf mindestens sechs Quadratmetern Fläche Soja anbauen. Dabei sollen unterschiedliche Stämme und Sorten an möglichst unterschiedlichen und vielfältigen Standorten angebaut werden. Die Ergebnisse werden wissenschaftlich dokumentiert.
Insgesamt hat das Projekt sechs Phasen. Los geht’s im April:
Saatphase – 15. April bis 20. Mai 2016
Blütephase – 15. Juni bis 31. Juli 2016
Reifephase – 15. August bis 15. September 2016
Erntephase – 15. September bis 15. Oktober 2016
Testphase Tofueignung – November 2016 bis April 2017
Wie einst Kartoffel und Tomate
Soja in Deutschland heimisch zu machen, ist eine interessante Perspektive für die Versorgung mit regionalen Bio-Lebensmitteln. Schließlich ist Soja vielseitig. Aus den unreifen, grünen Sojabohnen lässt sich durch Kochen in Salzwasser der Snack Edamame herstellen. Sojamilch kennt inzwischen jeder. Durch das Gerinnen von Sojamilch entsteht Tofu. Durch das Ansetzen von Soja mit Weizen, Meersalz und einer Starterkultur namens Koji in Wasser entsteht Sojasauce, wie man sie aus asiatischen Küchen kennt. Durch das Vergären von Sojabohnen entsteht die Paste Miso. Tempeh nennt man die aus Indonesien stammenden und von einem Edelpilz überzogenen Sojabohnen. Das alles klingt nicht gerade nach deutscher Küche. Allerdings weiß man, dass auch Kartoffeln und Tomaten importierte Nutpflanzen sind, die ihre Exotik im Laufe der Jahrhunderte verloren haben. Wie es gelingen kann, Soja in Deutschland heimisch zu machen, ist für die Landwirtschaft eine spannende Frage. Welche Sorten es dazu braucht, welche Anbaumethoden, und wo die Bedingungen besonders geeignet sind, das alles gilt es zu klären – in 1000 Gärten.
Mehr Infos gibt es unter www.1000gaerten.de