Das widerliche Geschäft mit der Großwildjagd in Afrika

Screenshot mit "Trophäe" von der Seite des Jagd-Anbieters.

Screenshot mit „Trophäe“ von der Seite des Jagd-Anbieters.

Eine Giraffe für 4.500 Euro, ein Zebra für 1.500. Neulich landete bei uns der Prospekt von einem Großwildjagd-Anbieter inklusive Trophäen-Preisliste. Ein ziemlich widerliches Geschäft. 

Neulich landete in unserem Büro eine Einladung zur Großwildjagd. Mit dabei: der Prospekt des Jagdanbieters Omatako Big Game Safaris aus Namibia. Kolonialkitsch, ziemlich viel exotischer Pelz und Landschaftsfotos mit sehr viel Farbsättigung. Besonders interessant: die Preisliste, in der man übersichtlich erfährt, was der Abschuss welcher Tiere kostet. „Trophäengebühren“ wird das Ganze da genannt. Schakal, Pavian und Klippdachs sind gratis. Einen Steinbock darf man für 400 Euro schießen. Für den Abschuss von Rappenantilope (Sable) oder Pferdeantilope (Roan) sind 11.000 Euro fällig. Zebras dürfen für 1.400 Euro geschossen werden, einen Gepard oder Leopard zu schießen kostet 4.500 Euro zuzüglich 500 Euro „Sonderpermit“. Auf der Website des Anbieters gibt es auch Bilder von erlegten Nashörnern und Elefanten. Was der zahlungskräftige Jagdtourist vor Ort wirklich alles vor den Lauf seines Gewehrs bekommt, das kann man der Preisliste offenbar gar nicht entnehmen.

Trophäengebühren

Für die Unterkunft während des Jagdspektakels zahlt der solvente Trophäensammler 450 Euro am Tag. Für nichtjagende Begleitpersonen sind 250 Euro fällig. Mindestens acht Jagdtage lang muss man bleiben und nicht eingeschlossen sind Munition, Präparieren und Desinfektion der erlegten Tiere. Ein teures Vergnügen also, so ein Waffengang.

Es gibt zwar offizielle Spielregeln für das Jagen in Namibia. In der Realität ist davon allerdings nicht das Meiste zu spüren, erzählt Biorama-Lektor Wolfgang Smejkal, der selbst ein Haus im Land besitzt, seine Latifundien aber nicht bejagd: „Was eine offizielle Jagd ist und was nicht, ist zumindest in der Kalahari eine Grauzone. Dort herrscht gelebter Wilder Westen und was du auf einer Farm schießt, geht nur den Eigentümer etwas an. Die schießen dann schon mal zu viert 38 Springböcke in einer Nacht.“

Zu den Stammgästen der Omatako Lodge in Namibia gehört laut eigener Website auch der Tiroler Karikaturist und Tiermaler Hubert Weidinger, der sich auch mit dem Gestalten von Trophäenhallen einen Namen gemacht hat. Das sind die Räume, in denen Trophäensammler die ausgestopften Tiere, die sie geschossen haben, ausstellen. Was er und andere Großwildjäger in der namibischen Savanne so machen, kann sich Erich Hofer gut vorstellen. Der ist selbst Anbieter von Jagdreisen. Sein Unternehmen Fairhunt setzt allerdings auf nachhaltige Jagd und Waidgerechtigkeit. So nennen Jäger den ökologisch bewussten und ethischen Umgang mit Wild. Dazu gehört es eher nicht, möglichst exotische Jagdtrophäen für die eigenen vier Wände zu sammeln.

Auch wenn Hofer selbst keine Jagdreisen nach Afrika anbietet, kennt er den Markt. „Safaris in freier Wildbahn gibt es im südlichen Afrika nur mehr in Tansania, Mozambique und  Sambia. Hier werden die Abschussquoten jeder Wildart von der Regierung für jedes Gebiet festgelegt und die einzelnen Jagdblocks dann unter den Safariunternehmen versteigert. Der Staat kassiert also für das Jagdrecht und zusätzlich wird für jedes erlegte Tier auch noch eine staatliche Lizenzgebühr fällig.“ Aus seiner Sicht ist das eine vertretbare Form der Jagd: „So kann man langfristig Wildbestände erhalten bzw. regulieren.“

Jagdwild wird oft extra zur Jagd ausgesetzt

In Namibia finden die Jagden zum größten Teil auf Farmland statt, in eingezäunten Gebieten. Es gibt dort große Rinderfarmen, aber auch spezielle Jagdfarmen. Auf Rinderfarmen wird eingedrungenes Wild gejagt, das die Rinderzäune einfach überwinden kann. „Jagdfarmen haben sehr hohe Zäune und je nach Größe wird tatsächlich nur der Zuwachs an Tieren jagdlich abgeschöpft oder aber – was sehr oft passiert – Wild nachgekauft. Zum Teil werden auch Wildarten in das Gatter gebracht, welche in der Gegend nicht vorkommen. Aus meiner Sicht ist Gatterjagd in jedem Fall abzulehnen, völlig egal wie groß das Gebiet ist und wie es gemacht wird,“ meint Jäger Hofer.

Das Jagdareal von Omatako Big Game Hunting Safaris ist laut Prospekt 45.000 Hektar groß. „Überdurchschnittlicher Wildbestand und Trophäenqualität“ werden versprochen. 22 verschiedene Wildarten sollen bejagbar sein. Während der Jagdsaison von April bis November dürfen nur 20 Jagdgäste auf das Wild im Revier anlegen. Es bekommt also jeder etwas vor den Lauf.

Auf Nachfrage per Mail antwortet der Anbieter, dass der Abschuss von Leopard und Gepard nicht zu 100 Prozent garantiert werden können, aber gute Chancen bestehen. Der Abschuss der anderen in der Preisliste aufgeführten Arten könne zu 100 Prozent garantiert werden. Auch Elefanten und Breitmaul-Nashörner zu schießen sei möglich.


African elephant with double rainbow in background, Masai Mara GR, Kenya

 

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Die Vorstellung, dass reiche Jäger aus Deutschland, Südafrika, Österreich oder den USA in den Safari-Lodges Namibias und anderer afrikanischer Länder Unsummen für das Abknallen von Wildtieren, die ihnen von einheimischen Helfern auch noch vor die Flinte getrieben werden, ausgeben, ist für viele Leute ziemlich abartig. Oder kann man es sich beim Thema kommerzielle Großwildjagd doch nicht so einfach machen?

Durch die Abschussgebühren erhalten Wildtiere für die afrikanischen Behörden einen finanziellen Wert. Vielerorts würden sie erst durch diese Kalkulation zu einem Gut, das auch vor Wilderern geschützt wird, sagen Jagdveranstalter. So argumentieren aber z.B. auch Umweltpolitiker in Namibia. Dass sich Tierbestände durch ihre kommerzielle Bejagung in abgezäunten Gebieten schützen lassen, ist fragwürdig.

Und selbst wenn diese Rechnung ökologisch aufgeht bleibt die Frage, weshalb die Jagd so organisiert werden muss, dass davon vor allem ausländische Unternehmer wie der österreichische Veranstalter hinter Omatako Hunting Safari profitieren. Die Weltnaturschutzunion IUCN ist der Frage, was der Jagdtourismus in Afrika wirklich zum Artenschutz beiträgt in einer Studie nachgegangen. Dabei wurde auch berechnet, was die Großwildjagd den afrikanischen Ländern finanziell überhaupt bringt. Für Namibia wurde errechnet, dass vom Jagdtourismus jährlich rund 16 Cent (US-Dollar) pro Hektar im Land verbleiben. Das ist nicht viel. Den Trophäensammlern am Pool der Omatako Safari Lodge wird das vermutlich egal sein.