Bodenschutz statt Schutt und Asche für den Haschahof
Der Haschahof ist ein ehemaliger Familienbetrieb im Süden Wiens und ein Stück Stadtgeschichte. Der Grund des alten Vierkanters in Rothneusiedel diente früher als Boden für Selbsternteprojekte. 2015 wurde er aber geschlossen und an den Wohnfonds Wien verkauft. Der drohende Abriss konnte jetzt vorläufig verhindert werden.
Der Grund im Süden Wiens diente von 1987 bis 2014, also beinahe drei Jahrzehnte lang, dem größten Selbsternte-Projekt Wiens und war der erste Landwirtschaftsbetrieb mit diesem Angebot. 3000 Wiener konnten sich durch die Bewirtschaftung biologisch nahversorgen. Im Frühjahr 2015 wurde das Projekt plötzlich gestoppt, weil der Pachtvertrag auslief. Ende November 2015 kam dann die Abrissbewilligung, die vom neuen Besitzer, dem Wohnfonds Wien veranlasst wurde.
Christoph Chorherr von den Grünen sagte dazu: „Den Haschahof abzureißen wäre kulturlos und falsch.“ Er konnte den Abriss mitverhindern. Letzte Woche folgte dann sein Tweet: „Manchmal geht’s schnell. Schön in der Regierung zu sein. #Haschahof wird nicht abgerissen“
Die Wiener Grünen konnten den Abriss vorläufig stoppen und momentan sind weitere Schritte nicht geplant, heißt es auch von Seiten des Wohnfonds.
Faktum ist allerdings, dass am Areal des Haschahofes derzeit eine unbefristete Bausperre nach §8(1) der Wiener Bauordnung festgesetzt ist. Ein Abbruch braucht daher die positive Stellungnahme des Gemeinderatsausschusses für Stadtplanung. Eine solche liegt nicht vor und wir unterstützen ein solches Vorhaben nicht.“
Schon 2006 wollte die Stadt mit Frank Stronach als Investor ein riesiges Bauprojekt mit Stadion, Wohnungen und Einkaufszentrum in Rothneusiedel umsetzen. Aber in der Bevölkerung stößt man mit solchen Plänen auf jede Menge Widerstand. Bürgerinitiativen zur Erhaltung wie „Stopp MegaCity Rothneusiedl“ formierten sich. Die Initiative Denkmalschutz setzt sich gegen den Abriss des Haschahofs ein und auch jetzt formierten sich Gruppen, um Unterschriften für den Schutz der alten Äcker und Böden zu sammeln und mit der offiziellen Bezeichung als Wald und Wiesengürtel vor Verbauung zu bewahren.
„Bodenschutz für Wien“ lautet eine Forderung an die Stadt Wien. Die Agrar- und Grünflächen von Rothneusiedl und dem Donaufeld sollen in die Schutzkategorie „Wald- und Wiesengürtel“ fallen. Diese Flächenwidmung schützt vor Verbauung, erlaubt aber landwirtschaftliche Nutzung. Rund 2300 Personen haben bereits unterschrieben.
Einige Unterzeichner haben auch einen Kommentar abgegeben. Die Argumente sprechen deutlich für Boden-, Klima- und Gemeingutschutz. Hier einige Stimmen:
Andreas Exner (8020)
„Boden kann durch nichts ersetzt werden. Für Wohnraum gibt es viele andere Möglichkeiten in Wien als Boden zu verbauen: Leerstand nutzen, Autoverkehrsflächen umwidmen, Hochhäuser bauen. Zudem scheinen die Prognosen zum Bevölkerungswachstum hinterfragbar. Eine intensive öffentliche Debatte mit kontroversen Standpunkten ist dringlich nötig.“Christina Clar (Prebl)
„Stadtgeschichte soll erhalten werden, & kollektiv nützbare grünflächen (vor allem solche, die vorher schon bepflanzt wurden) allem voran!! Braucht wien einen weiteren kommerztempel? Oder orte der begegnung und des gemeinsamen tuns..?“Jörg Jozwiak (1090)
„Es dürfte kein einziger Quadratmeter mehr versiegelt werden. Die Natur kann nichts für unseren Expansionsdrang und wir brauchen sie dringend!“
Geschichtsreiches Anwesen
Thomas Hascha begann 1920 mit der Landwirtschaft auf dem Gebiet, damals unter dem Namen „Gutspachtung Rothneusiedl“. 1922 übernahm sein Bruder Jaro Hascha den Hof.Dort wurden Milchwirtschaft, Schweinehaltung und Anbau von Getreide, Gemüse und Zuckerrüben betrieben. 1965 wurde die Viehhaltung beendet. 1980 übernahm Jaros Sohn, Rudolf Hascha den Betrieb. Bereits 1987 stellte er, als einer der ersten Wiener Landwirtschaftsbetriebe, auf biologischen Landbau um. Seit 1991 ist der Betrieb ein Biobetrieb mit Schafen, Hühnern, Getreide- und Gemüseanbau. 2001 wurde der Hof auf Haschahof umbenannt. Bereits 1987 wurden dort Pflückgärten angeboten.
Zukunft
Neue Nutzung soll zeitlich befristet stattfinden, aber irgendwann im nächsten Jahrzehnt sind Stadterweiterungen geplant, hoffentlich aber mit Miteinbeziehung des Hofes. Als Zwischennutzung würden sich beispielsweise Kulturveranstaltungen oder dergleichen anbieten.
Bei Stadtfrucht kann man noch mehr über die aktuellen Entwicklungen erfahren.