Bundesverdienstkreuz für Bio-Funktionär zu Löwenstein
Auch die Bio-Landwirtschaft hat Spitzenfunktionäre. Einer davon – Felix zu Löwenstein – hat für seine Verdienste um den ökologischen Landbau nun das Bundesverdienstkreuz erhalten.
Felix zu Löwenstein, Vorsitzender beim deutschen BÖLW (Bund Ökologische Lebensmittelwirtschaft) ist von Bundespräsident Joachim Gauck mit dem Verdienstkreuz am Bande des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland ausgezeichnet worden. Dazu gratuliert BIORAMA. Löwenstein, Verbands-Chef der deutschen Biolandwirte, ist seit Jahrzehnten in den Verbänden der ökologischen Landwirtschaft aktiv, und betreibt selbst einen Biohof in Hessen. Vor kurzem erst haben wir mit ihm über die Zukunft der Landwirtschaft gesprochen.
BIORAMA: Prognosen zufolge soll die Weltbevölkerung bis 2025 auf rund 8,0 Mrd. Menschen anwachsen. Wie muss eine Landwirtschaft aussehen, um so viele Menschen satt zu machen?
Löwenstein: Sie muss endliche Ressourcen so nutzen, dass sie auch hunderte Jahre später noch zur Verfügung stehen und nicht in einem Strohfeuer für die Ernährung der 8 Milliarden verbrannt werden. Das wird nur mit einer ökologischen Landwirtschaft möglich sein.
Weltweit wird mit einer steigenden Bedeutung von Fleischersatzprodukten gerechnet. Welche konkreten Veränderungen wird das bringen?
Die Erzeugung einer Nahrungskalorie in Fleisch braucht drei bis acht mal so viele pflanzliche Kalorien. Hochgerechnet auf die Weltbevölkerung würde unser Konsum tierischer Lebensmittel deutlich mehr Futter benötigen, als heute insgesamt an Getreide geerntet werden. Eine Reduktion des Fleischkonsums würde enorme Mengen an pflanzlicher Nahrung frei machen.
In den vergangenen Jahren ist der globale Anbau von Soja und Palmöl explodiert. Warum eigentlich und wie werden sich diese Früchte weiterentwickeln?
Soja wird im Wesentlichen für den Futtertrog, Palmöl für Fertig-Nahrung und als Treibstoff erzeugt. Die Nachfrage nach beidem steigt dramatisch und mit ihr der Anbau in Monokulturen mit fatalen Folgen für Natur und Menschen. Das ist nur zu stoppen, wenn die Importländer auf der Einhaltung von Standards bestehen, die diese Stoffe drastisch versteuern und so ihren Einsatz vermindern.
Wie werden sich Anbauflächen durch den Klimawandel verlagern?
Naheliegender Weise wird die globale Erwärmung zuerst dort Landwirtschaft unmöglich machen, wo es am wärmsten ist. Dort leben die Menschen, die am wenigsten zur Treibhausgas-Produktion beigetragen haben. Bei uns wird Landwirtschaft möglicherweise noch ertragreicher. Wir sollten uns dann über Massen von »Wirtschaftsflüchtlingen« nicht wundern, die alles, was wir im Moment erleben, als Kinderspiel erscheinen lassen.
Welche Rolle kommt künftig Alten Sorten und alten Nutztierrassen zu?
Eine Landwirtschaft, die auf Monokulturen und immer weniger Nutztierrassen setzt, ist äußerst verwundbar, weil wenig stabil. Ich hoffe, dass wir das verstehen, ehe das genetische Potenzial unwiderrufbar verschwunden ist.
Werden wir 2025 bereits kriegerische Auseinandersetzungen um fruchtbares Land erleben?
Wir haben sie doch längst. Denn wie anders denn als Krieg gegen die Armen kann man das Landgrabbing bezeichnen, das sich Millionen von Hektaren unter den Nagel reißt, um Treibstoff, Tierfutter und Luxusprodukte für den reichen Norden, arabische Staaten und boomende Volkswirtschaften in Südostasien zu produzieren!
Mehr Interviews zur Zukunft der Landwirtschaft gibt es hier.