Yamm will den Praterstern begrünen
Der Bahnhof Praterstern ist bisher nicht gerade Wiens beste Adresse. Das vegetarische Buffet-Restaurant Yamm möchte dort trotzdem eine Filiale eröffnen.
Der Wiener Prater ist ein Wahrzeichen Wiens, eine grüne Lunge der Stadt, ein Freizeitpark, ein Sportareal und ein Stück Natur im urbanen Raum. Nicht umsonst verdankt der Wiener Prater seinen Namen dem lateinischen Pratum – das heißt Wiese. Leider ist das grüne Image des Praters etwas verwelkt. Lärm, Schmutz und gefährliche Verkehrssituationen am Praterstern – dem Bahnhof am Haupteingang zum Erholungsgebiet – erschweren den gemütlichen Übergang zum Prater. Noch dazu gilt der Praterstern als sozialer Brennpunkt. Verwahrloste, Obdachlose, Junkies, Alkoholiker – Stammklientel rund um den Bahnhof
Um den Praterstern wieder zum „Leuchten“ zu bringen und zu einem angenehmeren Klima in dieser Gegend beizutragen wird zwar schon einiges getan, aber vor allem im kulinarischen Bereich könnte ein wenig mehr Abwechslung nicht schaden. Die bestehenden Restaurants am Praterstern bieten zwar durchaus etwas für den kleinen und großen Hunger zwischendurch, das gewisse Etwas aber, ein Lokal zum Verweilen, Genießen und Entspannen, das sucht man vergeblich.
Kulinarischer Aufschwung
Genau das soll sich am Sommer 2016 mit einer Filiale von Yamm am Praterstern ändern. Umgeben von Würstelständen und Dönerbuden dürfte Yamm als vegan- /vegetarisches Restaurant am Praterstern einen kulinarischen Ausreißer darstellen.
„Unsere Unternehmensphilosophie besagt, dass alle Mitarbeiter miteinander verbunden sind und nur zusammen funktionieren. Jeder soll die Lebensweise des anderen akzeptieren, egal ob VegetarierIn, NichtvegetarierIn oder VeganerIn“, erklärt Claudia Grygus, Manager bei Yamm.
Und das zeichnet auch das Konzept des Unternehmens aus. Zusammenhalt und Nachhaltigkeit stehen hier an erster Stelle. „Wir versuchen, regionale Produkte zu beziehen. Hierbei spielt es in erster Linie eine Rolle, welches Obst oder Gemüse gerade Saison hat, ob es unserer Qualität entspricht und daraus versuchen wir dann, etwas zu kochen“, so Grygus. Die Speisekarte variiere daher je nach saisonalen Produkten, im Herbst gibt es viel mit Kürbis oder im Frühling Gerichte mit Spargel, je nachdem welches Gemüse gerade Saison hat.
Bewusst Kochen, Einkaufen und Essen
„Es ist nicht der Weg, dass wir sagen, wir haben dieses Rezept, das möchten wir haben. Wir versuchen den Einkauf so zu gestalten, dass wir schauen, welches Produkt wir zu welcher Qualität erhalten können“. Somit unterstützt Yamm nicht nur heimische Bauern und Betriebe, sondern macht generell auf ein bewussteres Konsumverhalten aufmerksam. Man soll im Essen wiedererkennen, in welcher Jahreszeit man sich gerade befindet, was man isst und in welchen Mengen.
Neben saisonalen Gerichten ist die Buffetinsel mit zahlreichen vegetarischen und veganen Köstlichkeiten das Herzstück bei Yamm. Ob Freunde der asiatischen und mediterranen Küche, Naschkatzen oder Weinkenner, bei Yamm soll jeder das Richtige finden und dabei spielt es keine Rolle, ob man Fleischliebhaber ist oder nicht. Die Speisen sind mit Allergieinformationen und Punkten gekennzeichnet, die beispielsweise für „scharf“, „Zutaten ohne Laktose“ oder „vegan“ stehen. Und genauso wie die Mitarbeiter und das Speisenangebot sind auch die Kunden bei Yamm bunt gemischt. „Von Geschäftsleuten, die ihre Frühstückstermine hier abhalten, über Studenten und Schüler, bis hin zu Müttern mit ihren Kindern und auch ältere Personen, die gerne etwas Neues ausprobieren, haben wir alles an Kundschaft. Natürlich auch Nichtvegetarier, die vielleicht selbst nicht oft vegetarisch kochen, genießen ihre Mittagsmahlzeit bei uns“, erzählt Grygus.
Ausgerechnet am Praterstern?
Doch welches Publikum wird am Praterstern erwartet und warum wurde dieser als neuer Standort für die dritten Filiale gewählt?
„Generell erwarten wir auch hier ein bunt durchgemischtes Publikum, vor allem aber junge Leute, dem zweiten Bezirk entsprechend. Natürlich verkehren am Praterstern Mitglieder sozialer Randgruppen, doch davor kann man nicht die Augen schließen. Man kann nicht sagen, ihr gehört dort nicht hin. Diese Menschen sind genauso Teil unserer Gesellschaft und wir sehen da weder ein großes Problem für unsere Filiale, noch haben wir Angst vor irgendetwas. Wir sind eher verwundert, dass das zu so einem großen Thema gemacht wird“. Grygus betont, dass die Nachfrage im zweiten Bezirk durchaus da sei und der Praterstern ein sehr gewolltes Objekt war. „Wir passen dorthin, da es sich um eine Gegend handelt, die immer mehr im Aufblühen ist und mit unserer Filiale soll das weiter in diese Richtung gehen.“
Auch das Ambiente soll der neuen Kundschaft entsprechend gestaltet werden, es bleibt weiterhin freundlich, hell und bunt, soll aber etwas jugendlicher und dynamischer werden, mit Terrasse, vielen Sitzgelegenheiten und Bar. Konkurrenz sei natürlich da, doch Claudia Grygus ist sehr zuversichtlich: „ Ich denke, dass jedes Restaurant seine Stammkundschaft hat und seinen Bereich abdeckt. Wir werden eben den Bereich abdecken, der noch offen ist. Generell wollen wir aber niemanden bekehren, es ist jedem selbst überlassen, welcher Ernährungsweise er nachgeht. Unser Ziel ist es, zu zeigen, dass vegetarisches Essen durchaus lecker, gesund und vollwertig sein kann.“
Für die Zukunft ist natürlich einiges geplant, das Unternehmen soll international expandieren und europaweit für mehr nachhaltigen Genuss und eine bewusstere Lebensweise sorgen. Vorerst dürfen sich aber die Menschen in Wien über eine weitere Filiale am Praterstern freuen. Für mehr Lebensfreude, Umweltbewusstsein und einen grüneren, leuchtenden Praterstern.