Oh Schreck, ein Heuschreck-Burger!

Bild: Sofie Strunk

Bild: Sofie Strunk

Drei Schülerinnen der Höheren Graphischen Bundes-Lehr und Versuchsanstalt hatten die Idee, eine (fiktive) Insekten-Fast-Food-Kette zu gründen. Wir haben mit Sofie und Theresa von Maya & Willi’s gesprochen und alles über das Projekt erfahren.

Biorama: Wie seid ihr auf die Idee von Maya & Willi’s gekommen?

Theresa: Das war ein Schulprojekt mit der Vorgabe „Create your own World“ und wir haben das Thema auf „Future“ reduziert. Wir hatten viele Ideen, von Urban Gardening bis zu Street Art.

Sofie: Wir wollten die Probleme der Welt thematisieren und haben überlegt, was für uns wichtig in der Zukunft ist. Das Thema Nachhaltigkeit war uns auch sehr wichtig!

Theresa: Nach drei Monaten brainstormen hatten wir den Einfall eine Insekten-Fast-Food-Kette zu machen. Die Idee kam völlig spontan!

Sofie: Zuerst haben wir uns alle davor geekelt. Wir hatten noch ein paar andere Ideen, nach einiger Zeit haben wir aber beschlossen, dass das eigentlich die coolste Idee ist, die wir hatten.

Theresa: Die Lehrer haben zuerst auch gezögert. Unsere betreuende Lehrerein meinte zuerst „besser nicht“. Schließlich haben wir uns aber alle gemeinsam auf das Thema geeinigt.

Wer steckt hinter Maya & Willi’s? Wer seid ihr?

Sofie: Wir sind drei Schülerinnen der Graphischen im Zweig Multimedia und bald im letzten Jahr. Maya and Willi´s ist ein Projekt, das wir zu dritt umgesetzt haben. Unsere dritte Kollegin, die Christina, ist aber gerade im Ausland bei einem Praktikum.

Theresa: Die Christina hat großteils die Website gemacht, bzw. den ganzen Webauftritt. Die Facebook-Seite haben wir alle zu dritt gemacht.

Sofie: Aber im Grunde genommen haben wir alle überall mitgearbeitet.

Theresa: Genau, eigentlich war es so: Wir waren alle zusammen in einem Raum und wenn irgendjemand irgendetwas gebraucht hat, haben wir der Person geholfen. Da haben wir dann teilweise ein paar Nächte durchgearbeitet!

Theresa, Christina und Sofie Bild: Theresa Tropschuh

Theresa, Christina und Sofie Bild: Theresa Tropschuh

Was war euer Hintergedanke, als ihr das fiktionale Insekten-Fastfood-Restaurant Maya & Willi’s gegründet habt? Plant ihr eigentlich ein Restaurant oder eine Restaurant-Kette?

Sofie: Im Grunde war die Idee, es wie McDonalds auf der Welt zu verbreiten – einfach schnelles und billiges Essen, das noch dazu gesund ist. Cool soll es außerdem auch sein. Die Menschen sollen sagen: „Ja, wir gehen zu Maya & Willi´s! Ur cool!“

Theresa: Prinzipiell war schon eine Kette geplant.

Und ihr wolltet damit die Welt retten, hab ich Recht?

Theresa: Das klingt so groß! Aber prinzipiell deckt das Projekt einfach viele Gebiete ab. Wir haben gesagt: Wir möchten etwas Nachhaltiges machen und dann kamen wir plötzlich auf diese Idee und fanden sie super. Sie könnte die Lösung für so viele Probleme sein, beispielsweise auch zur Reduzierung des Welthungers beitragen. Insekten eignen sich dafür super, sie brauchen während der Haltung nicht viel.

Sofie: Es ist echt so. Sie vermehren, sich schnell, man kann sie in recht kleinen Terrarien halten und sie brauchen nicht viel Nahrung.

Theresa: Nicht viel Wasser, das ist besonders wichtig!

Sofie: Sie sind echt umweltfreundlich – im Gegensatz zu Kühen zum Beispiel. Die brauchen ja auch wahnsinnig viel Platz und toll ist es für die Tiere ja auch nicht, so gehalten zu werden. Bei Insekten ist es eigentlich egal. Noch dazu sind sie wahnsinnig gesund – sie haben nämlich einen sehr hohen Anteil an Proteinen.

Theresa: Sich gesund zu ernähren ist vielen Menschen wichtig und dieser Trend wird auch immer aktuell sein.

Sofie: Das Besondere bei Maya & Willi´s ist ja auch, dass du Fast-Food bekommst, dass auch gesund ist.

Theresa: Ein weiterer Vorteil ist außerdem, dass es quasi regional ist. Insekten gibt es überall, außer in sehr kalten Gebieten – von Afrika, Australien, Neuseeland bis zum mitteleuropäischen Raum leben Insekten. Diese Ressource nutzt außer in Asien und in Teilen von Afrika eigentlich kaum jemand. Der Rest ignoriert diese große Ressource einfach.

Eure Facebookpage ist noch nicht so bekannt. Woran kann das liegen?

Sofie: Wir haben die Seite ganz oft geteilt, aber viele Menschen haben sich davor geekelt und es deswegen nicht geliked. Da sollten wir vielleicht noch dagegen arbeiten. Aber es wird schon – sie verbreitet sich immer besser.

Theresa: Wir arbeiten an der Werbestrategie. Wir wollen damit punkten, dass eine Ameise beispielsweise sehr reich an Proteinen ist. So wollen wir den Ekel ein bisschen vorwegnehmen.

In einem Video auf eurer Facebookseite kann man sehen, wie ihr Maden-Laibchen zubereitet. Wie seid ihr zu den Rezepten gekommen?

Theresa: Die Rezepte waren teils aus dem Internet, teils aus Kochbüchern.

Sofie: Wir haben nach Veggie Burgern gesucht, die möglichst gesund sind.

Theresa: Am Anfang war unser größtes Problem, dass wir zu viel Budget für die Produkte eingeplant hatten. Denn Quinoa oder ähnliches ist halt nicht so billig! Teure Speisen passen aber nicht zu einer Fast-Food-Kette.

Sofie: Dann haben wir es mit Roter Beete versucht.

Theresa: Jetzt wollen wir es mit Kartoffeln probieren, uns quasi auf Kartoffelpuffer spezialisieren. Der Anfang des Prozesses ist so, dass man die Maden oder die Heuschrecken gefriertrocknet und sie dann zu einem Pulver zermahlt.

Sofie: Das ist mal für den Anfang. Dadurch kann man Menschen den Burger vorsetzen, die ihn dann auch essen, ohne dass sie wissen was drin ist.

Theresa: Sie sollen das schon wissen. Aber sie sollen jetzt nicht wirklich in eine Heuschrecke reinbeißen. In ganzen Stücken sind sie nicht drinnen – so hardcore sind wir auch wieder nicht.

Ihr meintet ja auch, dass euch die Einkäufe mit der Zeit zu teuer wurden. Habt ihr von der Schule ein Budget zur Verfügung gestellt bekommen?

Sofie: Nein, das haben wir alles selber bezahlt.

Theresa: Deshalb dauert es auch ein bisschen länger. Jeder Einkauf strapaziert unser Börserl ein wenig. Außerdem sind wir keine Köche! Aber wir probieren alles was möglich ist und deshalb machen wir das in größeren Abständen, damit das nicht so viel auf einmal ausmacht.

Wo bekommt ihr eigentlich die Insekten her?

Sofie: Wir haben bisher mit Maden und Heuschrecken gearbeitet. Die Mehlwürmer bekommen wir aus einem Gourmetshop im ersten Bezirk. Dort gibt es auch Heuschrecken, die sind aber sehr teuer für die paar Stück. Deshalb kaufen wir die in einem Geschäft, das auf Reptilien spezialisiert ist. Die Verkäuferin hat das auch schon selbst ausprobiert und gemeint, dass die Heuschrecken sogar Lebensmittelqualität haben. Das kam uns dann billiger!

Theresa: Wir haben die Heuschrecken selber schon alle gegessen und überlebt! Das Problem ist nur, dass diese Tiere in Mitteleuropa noch nicht zum Essen gezüchtet werden, deshalb ist es nicht so leicht sie zu bekommen.

Sofie: Wir mussten die auch lebend kaufen. Die im Gourmetshop wären schon getrocknet gewesen, aber die sind viel zu teuer!

Und wie habt ihr die Heuschrecken getötet?

Theresa: Die haben wir so wie sie waren in den Tiefkühler gestellt. Das ist die angenehmste Art, auch für die Insekten. Man kühlt sie ein und sie fallen sofort in eine Starre und sterben anschließend.

Und wie war es für euch, mit Insekten zu kochen? Ihr habt die Burger dann auch selber gegessen, oder?

Theresa: Ja, das war quasi eine Regel von uns: Wenn wir kochen, muss jeder etwas davon essen. Daran haben wir uns auch alle gehalten!

Sofie: Wir haben echt viel ausprobiert, bis irgendetwas funktioniert und geschmeckt hat.

Wie viel machen denn die Insekten aus in so einem Laibchen?

Sofie: Bisher ist der Anteil an Insekten noch nicht so groß. Das liegt aber daran, dass wir uns nicht so viel von den Insekten leisten können.

Und wie schmecken sie ?

Theresa: Weil wir uns das auch gefragt haben, haben wir drei Töpfe gemacht: einen mit Heuschrecken, einen mit Mehlwürmern und in einem waren beide gemischt – um herauszuschmecken, ob es da einen Unterschied gibt.

Sofie: Das konnten wir aber nicht so gut eruieren, da Insekten im Grunde recht geschmacklos sind – man muss sie gut würzen. Am besten kann man deren Geschmack mit dem von Tofu beschreiben. Das trifft es am besten! Deshalb ist es gar nicht schlimm, Insekten zu essen. Gerade, wenn man sie nicht herum krabbeln sieht.

Theresa: Ich hab sogar einmal das Pulver gekostet. Für mich hat das ein bisschen wie geschmacklose Kartoffeln geschmeckt.

Sofie: Für mich schmeckt es einfach wie Proteinpulver. Ungesüßtes, unverfälschtes Protein. Deswegen schmeckt man die Insekten kaum raus, wenn man das Pulver mit Gemüse oder ähnlichem mischt. Damit es ein richtig geiler Burger wird, müssen wir noch ein bisschen herum tüfteln.

Theresa: Aber es gibt auch ein Restaurant in Wien, in dem man Heuschrecken essen kann. Da hab ich schon einmal welche probiert und die waren sehr gut. Also wenn man das auf diesem Niveau hinkriegt, sollte es überhaupt kein Problem sein.

Apropos: Ist euer Projekt bereits beendet oder arbeitet ihr noch daran?

Sofie: Wir arbeiten kontinuierlich an dem Projekt, auch wenn es für die Schule beendet ist – aus Spaß und Interesse. Und auch weil Interesse von anderen Leuten be- bzw. entsteht.

Theresa: Die Nachfrage ist da. Neben der Schule ist es nicht so einfach, so viel Zeit dafür aufzubringen – aber wir schaffen das.

Würdet ihr das Projekt realisieren, wenn ihr die nötigen Ressourcen dafür hättet?

Theresa: Ja, aber es ist immer riskant. Wir sind jetzt in einem Alter, das meiner Meinung nach nicht das Beste ist, um sich selbstständig zu machen, aber das soll uns an und für sich nicht aufhalten. Wenn jemand sagen würde: „Ich finde eure Idee total cool und möchte euch unterstützen, hier bekommt ihr das nötige Kapital und eine Küche zur Verfügung gestellt.“ Natürlich würden wir das annehmen.

Sofie: Aber es hängt auch davon ab, wer die Credits bekommt und auf welchen Vereinbarungen wir das Budget kriegen. Ob das ein Verlustgeschäft wird, weiß man im Vorhinein nie. Das Projekt ist einfach noch in der Entwicklung. Aber prinzipiell würde ich schon sagen, dass wir das umsetzen würden.

Theresa: Das sehe ich genau so!

Ihr wurdet zur Expo 2015 nach Mailand eingeladen. Was erwartet euch dort?

Sofie: Genau, zuerst haben wir bei einem Contest der Amerikanischen Botschaft mit dem Thema „The Food of The Future“ teilgenommen. Und da hat unser Projekt ziemlich gut gepasst, da wir es mehr oder weniger schon vorbereitet hatten. Die Contests sind bei uns in der Schule ausgeschrieben und da kann man einfach mitmachen. Auch zur Übung, denn wir müssen für unseren Abschluss ein riesiges Diplomprojekt machen. Da haben wir gesehen, wie es ist, große Projekte aufzuziehen und alles von klein auf selber zu machen.

Theresa: Wir mussten dafür unseren Urlaub absagen, aber es hat sich vollkommen gelohnt – wir haben den 1. Platz gemacht! Der Preis dafür war, dass wir die Reise nach Mailand geschenkt bekommen und einen Tag auf der Expo sein dürfen.

Sofie: Aber wir haben uns auch extra Mühe gegeben für den Wettbewerb. Wir haben ein neues Video aufgenommen und auf Englisch erklärt, was wir machen.

Theresa: Ich hoffe, wir nehmen viel Inspiration von der Expo mit.

Sofie: Auf jeden Fall! Wir sind gespannt, was es da sonst noch für andere Ideen gibt.

Und zu guter Letzt: Lebt ihr vegetarisch oder gar vegan? Insekten stehen selbstverständlich ganz oben auf eurem Speiseplan, stimmts?

Theresa: Unser drittes Mitglied ist Veganerin auf Zeit. Sie hat aber immer mitgegessen und gekostet, wenn wir etwas Gekocht haben.

Sofie: Für mich ist das wie eine Therapie – ich komm mit Insekten nicht so gut klar. Am Anfang konnte ich die Box mit den Tieren nicht einmal halten, aber man gewöhnt sich daran. Jetzt kann ich sie sogar angreifen! Dass ich sie jetzt aber in ganzen Stücken essen könnte, so weit bin ich noch nicht.

Bild: Sofie Strunk

Bild: Sofie Strunk

Biorama hat sich an dieser Stelle schon einmal mit dem Thema Insekten als Nahrungsmittel beschäftigt.

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