CSR Brille #01: CSR und andere Missverständnisse

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Bild: Annemarie Harant

Es hat sich mittlerweile rumgesprochen, dass sich Unternehmen mit Nachhaltigkeit beschäftigen sollten. Aber egal, ob es sich um die Managerin eines Großunternehmens oder den Geschäftsführer eines KMUs handelt – in vielen Fällen sehe ich noch immer Fragezeichen in den Augen, wenn die drei Buchstaben CSR ausgesprochen werden. Und gerade weil sich inzwischen eine Vielzahl an Mythen um die Thematik rankt, mit denen mal aufgeräumt werden muss, und weil Unternehmensverantwortung allein aufgrund unklarer Begrifflichkeiten nicht einfach wegdiskutiert werden kann, folgt in dieser Rubrik von nun an ein Auszug von häufigen Irrtümern und Diskussionen, die mir in den fünf Jahren meiner Tätigkeit als Unternehmensberaterin im Bereich Nachhaltigkeit immer wieder begegnet sind.

CSR steht nicht für Corporate Star Rating

Gleich vorweg: CSR steht nicht für Corporate Star Rating, es steht auch nicht für „Wir retten die Welt“ oder ein alternatives Politik- oder Wirtschaftssystem. CSR steht für Corporate Social Responsibility und entsprechend der kurzen und knappen offiziellen EU-Definition für „die Verantwortung von Unternehmen für ihre Auswirkungen auf die Gesellschaft“. Es geht also um Zukunftsfähigkeit, ein Hinterfragen und Messen der Folgen des eigenen unternehmerischen Handelns und das Umsetzen der sich daraus ergebenden Konsequenzen. Der Begriff CSR beschreibt letztlich – und ganz ohne Esoterikeinschlag – das Management dieser Aktivitäten in den Firmen.

Zu den wesentlichen Fragen, die sich Führungskräfte demnach wirklich regelmäßig stellen sollten, gehören: Will in 10 Jahren noch irgendwer bei mir arbeiten? Wird es die Rohstoffe, die in meinen Produkten verarbeitet werden, in 20 Jahren noch immer geben? Und das Allerwichtigste: Kann ich, wenn ich an die Folgen meiner Tätigkeit denke, nachts eigentlich ruhig schlafen?

„Social“ bedeutet nicht sozial!

CSR wird in diesem Kontext leider immer wieder falsch übersetzt. Social bezieht sich auf die Gesellschaft als Ganzes. Denn jede Entscheidung eines Unternehmens hat nicht nur Auswirkungen auf den Firmen-Geldbeutel, sondern umfasst auch eine soziale und ökologische Dimension. Es geht also nicht darum, dass ein CEO bei einem Presseaufgebot einer karitativen Organisation einen Spendenscheck im XXL-Format übergibt und es geht auch nicht darum, einen Tischfußballtisch im Eingangsbereich der Betriebszentrale aufzustellen, um so kurz- oder langzeitig das Wohlwollen der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu erzielen (obwohl das natürlich total cool ist…).

„Wir machen doch eh schon alles, was geht!“

Viele Firmenbosse sind noch immer davon überzeugt, dass sie ohnehin bereits alles Menschenmögliche tun. Die Realität sieht natürlich anders aus: Laut der Münchner Nachhaltigkeitsratingagentur oekom research zeigt beispielweise knapp die Hälfte der mehr als 3.500 untersuchten, weltweit agierenden Unternehmen überhaupt noch kein Nachhaltigkeitsengagement. Und wenn z.B. KiK jetzt ganz aktuell auf plastiktütenfrei setzt und das auch noch medial verhökert, dann bleibt auch mir einfach nur die Spucke weg!

Wir alle kennen diese Negativbeispiele. Aber wo fängt Unternehmensverantwortung an und wo hört sie auf? Genau diese Fragestellungen sind und bleiben sehr komplex. In der Zusammenarbeit mit Unternehmen ist es beispielweise immer eine der ersten Übungen herauszufinden, was CSR für die jeweilige Firma bedeutet. Dabei kommt es nicht nur auf die Branche an, sondern auch darauf, wo das Unternehmen operiert und welchen gesellschaftlichen Herausforderungen das Unternehmen etwas entgegenzusetzen hat – eigentlich entgegensetzen muss, um auch die nächsten Jahrzehnte zu überstehen.

Unternehmen in der Pflicht

Egal wie wir es also nennen: Gerade heute – wo es in vielen Fällen Unternehmen sind, die gesellschaftliche Entwicklungen maßgeblich mitbestimmen – ist es absolut notwendig, ein wachsames Auge auf Unternehmen zu werfen und Transparenz einzufordern. Es darf auch nicht bei der Aussage dieses schönen Zitats des kalifornischen Nachhaltigkeits-Experten Joel Makower bleiben: „Corporate sustainability is like teenage sex. Everybody talks about it. Nobody does it very much. And when they do they don’t do it very well.“

Im Endeffekt muss jedes Unternehmen seine Hausaufgaben machen! Denn wehe es klopft eine NGO an die Tür und will plötzlich wissen, ob nicht doch irgendein Käfigei im Kuchen versteckt ist oder ein internationales Lifestyle-Produkt plötzlich kurz vor der Auslistung einer Supermarktkette steht, weil es noch immer keinen CO2-Fußabdruck vorweisen kann. Dann verfallen alle Beteiligten in Panik und ein Begriff wie CSR kann schneller, als der Vorstandsriege lieb ist, auf der Tagesordnung stehen.

Weitere Missverständnisse rund um Nachhaltigkeitsberichte, die Frage nach der Rentabilität nachhaltiger Unternehmensführung und was das Ganze in der Umsetzung bedeutet, ist ab jetzt regelmäßig in dieser Blogreihe nachzulesen.

 

CSR-Facts zum Weiterdenken

CSR-Links zum Weiterlesen

Fotoshooting: 5.Mai 2010;

Annemarie Harant

 

Über mich – Annemarie Harant: Geboren in München und aufgewachsen in einem 100% Öko-Haushalt, arbeite seit über 5 Jahren für die Unternehmensberatung brainbows – the information company im Bereich Nachhaltigkeitsmanagement mit Großunternehmen und durchlief davor verschiedene Stationen im Nachhaltigkeitsbereich der ÖBB, Fairtrade und der Unternehmensplattform respACT. Seit 2011 stehe ich als Co-Gründerin des Start-ups erdbeerwoche. Nachhaltige Frauenhygiene. DIE NEUE GENERATION. nun selbst vor der täglichen Herausforderung nachhaltiges Handeln im eigenen Unternehmen umzusetzen.

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