Suchen Stadtwohnung, bieten Haus im Grünen
Eine Familie möchte tauschen – ihr Haus in der Nähe von Wien gegen eine Wohnung in der Hauptstadt. Für einige Jahre soll es sein. BIORAMA hat mit Mutter und Kindern über dieses ungewöhnliche Experiment gesprochen.
BIORAMA: Ihr seid ständig auf der Suche nach DEM geeigneten Familienwohnort und der passenden Umgebung. Was würdet ihr sagen, seid ihr eher Land- oder Stadttypen?
G: So kann man das nicht ganz sagen. Eher so: wir merken, dass sich unsere Bedürfnisse und der Lebensmittelpunkt im Laufe der Zeit immer wieder ändern. Wenn die Kinder ganz klein sind, sehnt man sich nach einem Art „Nest“ in Grünruhelage: Möglichkeit, für die Kinder draußen zu spielen, weniger Hektik und Überschaubarkeit im Alltag.
Man ist in dieser Phase viel zu Hause, genießt das und „baut eben sein Nest“. Später werden die Kleinen dann flügge und entwickeln eigene Interessen und Ideen, wo sie im Leben hin wollen, da ist die Vielfalt der Stadt dann wiederum angenehm.
Es klingt als ob ihr euch gemeinsam entschieden hättet, dieses Tauschexperiment zu wagen, oder war eine Person besonders dafür?
G: Die Idee hat sich nach und nach entwickelt, wir haben das nicht von heute auf morgen entschieden. Zunächst war es meine Arbeitssituation, die auch mit Abendterminen in Wien verbunden ist, dann die Schulsituationen der Kinder – weiterführende Schulen in Wien mit besonderen Schwerpunkten – und auch das Familienleben, das sich mit größeren Kindern ändert: man hat wieder mehr Möglichkeit, Abends wegzugehen, das möchten wir Erwachsenen, aber auch schon die Jugendlichen.
Wie findet denn ihr beide diese Idee mit dem Haustausch?
P: Ich finde die Idee super, weil du für ein paar Jahre in der Stadt bist, und dann aber wieder in die alten Kinderzeiten zurückkommst.
F: Am Anfang habe ich nicht daran geglaubt, aber es ist eine ganz coole Idee, weil es eine ganz gute Lösung für unsere jetzige Situation ist.
Ungefähr neun Jahre habt ihr in diesem Haus verbracht. Das ist eine lange Zeit. Wie sehr werdet ihr das Leben hier vermissen?
G: Deshalb wollen wir ja auf Zeit tauschen! Es lässt uns die Möglichkeit offen, hier wieder „neu“ zurückzukommen. Ich denke aber momentan eher an das, was kommen wird, nicht so sehr daran, was ich dann hier vermissen würde. Auf unserem Blog war ein Kommentar „am besten gefällt mir an der Idee, dass es mich da zu zwingen würde, zu entrümpeln, auszumisten“. Das sehe ich aus so. Es ist ja auch immer wieder ein „Ausmisten“ im Innen und Außen und ein bisserl Entrümpeln tut immer gut.
Das Haus hat eine lange Geschichte. Es ist ein typisches Bauernhaus aus dem Jahr 1845, dessen Esszimmer auch gerne mal als Wirtsstube benutzt wurde. Was verbindet ihr mit dem Haus? Was sind eure besten Erinnerungen?
G: Wir leben in dörflicher Struktur, aber am Waldrand. Hier kann man direkt in den Föhrenwald raus gehen, und hat dann auch einen Blick über die Felder. Da gab und gibt es schon immer wieder ganz tolle Stimmungen und Naturbilder. Das Haus selbst hat Charme und die meisten Besucher fühlen sich hier gleich zu Hause. Wir natürlich auch. Es ist ein schönes zu Hause.
Bleiben die Möbel eigentlich wie sie sind? Nehmt ihr etwas mit? Die Katzen doch sicher, oder?
G: Unsere Katzen sind Freigängerinnen und mehr an das Haus und die Umgebung, als an uns gebunden. Wir würden sie auch gerne in die Obhut der neuen Familie geben. Über die Möbel hab ich mir noch keine Gedanken gemacht. Die rote Gartenbank kann natürlich bleiben, wenn sie jemandem besonders gefällt.
Und ihr? Ihr habt ihr viel Raum, einen Garten, könnt jederzeit nach draußen gehen. Vielleicht habt ihr diese Möglichkeit in der Stadt nicht mehr. Wird euch das fehlen?
P: Ich werde den Garten sehr vermissen, aber das mit dem Raum macht mir nicht so viel aus.
F: In gewisser Weise sicher, aber die Stadt hat dafür ganz andere Vorteile, die man hier vermisst.
Eure Mutter meinte schon, ihr möchtet in die Stadt zurück. Was sind denn solche Vorteile an einem Leben in der Stadt?
P: Für mich sind die Vorteile, dass ich einen kurzen Weg in die Schule habe, dass ich viel selbstständiger herumfahren und ohne Eltern Freunde treffen kann.
F: Viel freier, viel mehr Möglichkeiten, etwas zu unternehmen. Kann mich spontaner mit Freundinnen und Freunden treffen und habe mehr Möglichkeiten, ins Kino oder ins Museum zu gehen.
Ihr plant ungefähr sechs Jahre in Wien zu leben. Das ist sehr lange. Könnte es sein, dass ihr früher zurück wollt?
G: Könnte sein, aber das geht dann wohl nicht. Aber ehrlich, wer weiß schon, was in sechs Jahren sein wird?
Ihr bietet das Haus vor allem für Jungfamilien an. Warum?
G: Weil ich viele junge Eltern kenne, die plötzlich den Wunsch verspüren, ins Grüne zu ziehen. Und, die Lage des Hauses und das Angebot an Schulen, Kindergärten, Musikschulen, Fußballvereinen etc. ist hier ganz toll und sehr nett. Es ist sehr schön, wenn sich die Volksschulkinder dann alle im örtlichen Freibad treffen, es ist immer wer zum Spielen da. Es ist einfach recht unkompliziert, hier Kinder großzuziehen.
Was würdest du sagen, wie ist denn für dich der perfekte Tauschpartner? Wer „darf“ in eurem Haus wohnen?
F: Am besten, Leute, die eine ähnliche Familie wie wir sind, die gut mit unserem Haus umgehen und unsere Katzen nett betreuen.
Und eure neue Wohnung. Wie soll sie sein?
G: Unbedingt drei getrennte Schlafzimmer und einen großzügigen Wohnbereich, gute zentrale Lage, ruhig und ein kleiner Balkon wäre auch schön.
Wenn ihr kein passendes Tauschobjekt findet, gibt es dann einen Plan B oder würdet ihr in diesem Fall in eurem Haus wohnen bleiben?
G: Der Plan B sieht eine Vermietung oder einen Verkauf vor, denn ich denke – frei nach A. Schopenhauer – dass „der Besitz nicht den Besitzer besitzen soll“.
P ist 12, F ist 14 Jahre und G 45 Jahre jung
Mehr Informationen zum Haus und dem Tauschexperiment gibt es hier auf dem Blog der Familie.