„Wir sind viele!“ – Naturkosmetik Camp 2015

Bild: iStock/Aleksandar Nakic

Bild: Naturkosmetik Camp (iStock/Aleksandar Nakic)

Die Naturkosmetik-Branche trifft sich 2015 zum zweiten Mal im Tiroler Bad Häring. Von 26. bis 28. Juni findet der Austausch zwischen Konsumenten, Produzenten und Experten aus diesem Aktionsfeld statt.

BIORAMA sprach mit Wolfgang Falkner, dem Initiator der Veranstaltung, über Trends, Greenwashing-Gefahren und die Perspektiven im Bereich Naturkosmetik.

BIORAMA: Welche Trends sehen Sie derzeit im Naturkosmetik-Bereich?

Wolfgang Falkner: Ich bin mit Trends immer sehr vorsichtig. Die Beliebtheit von zertifizierter Natur- und Bio-Kosmetik wird wohl weiterhin zunehmen. Nicht nur bei Ölen, Duschgels oder Cremes, sondern auch beim Make-up oder Männer-Produkten wie Rasierschaum oder After-Shave-Balsam bis zur Zahnpflege. Die Qualität hat in den letzten Jahren extrem zugelegt. So wurde nicht nur der Inhalt verbessert, auch das Äußere braucht sich nicht mehr hinter konventioneller Kosmetik zu verstecken. Hier stimmt nicht nur das Design, sondern meist auch die nachhaltige Verpackung. Auch vegane Kosmetik ist ein wichtiges Thema.

Das zweite Naturkosmetik Camp verfolgt einen sehr partizipativen Ansatz. Inwieweit können Konsumenten generell mit ihren Wünschen und Bedürfnissen in dieser Branche Einfluss nehmen?

Auch das erste Naturkosmetik Camp letzten Juni war bereits, wie bei Bar Camps üblich, partizipativ. Die Teilnehmer reichen selbst Themen ein und bestimmen auch die Agenda. Eine Besonderheit bei uns ist sicher, dass auch teilnehmende Konsumenten von dieser Möglichkeit Gebrauch machen können. Kosmetik-Hersteller müssen, wenn sie heute erfolgreich sein wollen, den direkten Dialog mit Konsumenten suchen. Konsumenten haben damit auf der anderen die Seite die Chance, aktiv mitzureden und Produkte letztendlich mitzugestalten. Wenn Werte bei Naturkosmetik die Inhaltstoffe oder die nachhaltige Verpackung sind, dann ist das auch die Kommunikation auf Augenhöhe. Ich freue mich schon sehr auf spannende Diskussionen und mutige Konsumenten!

Bild: Dirk Holst

Bild: DH Studio

Auch große Marken springen auf den Trend hin zu natürlichen Inhaltsstoffen auf. Ist hier Greenwashing-Gefahr gegeben?

Ja, die Greenwashing-Gefahr besteht natürlich. Dennoch bin ich davon überzeugt, dass man als Hersteller, ob groß oder klein, heute langfristig erfolgreicher ist, wenn man ehrlich mit den Konsumenten umgeht und sie nicht hinters Licht führt. Konsumenten kennen heute nicht nur die wichtigsten Naturkosmetik-Siegel wie Natrue oder BDIH, dank Facebook und Co. sind sie auch viel besser vernetzt als früher und tauschen sich aus. Darüber hinaus erfreuen sich Smartphone-Apps, wie Codecheck, mit denen man die Inhaltsstoffe analysieren kann, wachsender Beliebtheit. Konsumenten sind nicht nur aufgeklärter, sondern auch kritischer und sind sich ihrer Macht durchaus bewusst.

Nicht überall wo Natur und Bio draufstehen, ist auch tatsächlich Natur und Bio drinnen. Wie geht die Branche mit Trittbrettfahrern um?

Der Begriff „Naturkosmetik“ ist sicher (noch) dehnbarer, als der Begriff „Bio“. Es gibt ein EU-Biosiegel, die österreichische Bio-Verordnung hat sehr strenge Kriterien. Wenn man in der Branche zeigen möchte, dass man echte Naturkosmetik anbietet, kann man sich von glaubwürdigen Stellen zertifizieren lassen und/oder die Inhaltsstoffe und Herkunft offenlegen. Ich glaube, dass die Branche hier nicht mit dem Schwert auf diese Trittbrettfahrer losgehen sollte, sondern die positive Energie nutzen sollte, um sich enger zusammenzuschließen, gemeinsame Werte zu betonen und sich noch mehr Bloggern, Medien und natürlich den Konsumenten zu öffnen. Tue Gutes – aus Überzeugung – und rede darüber!

Das Motto des diesjährigen Naturkosmetik Camps lautet „Wir sind viele!“. Das Angebot im Bereich der Naturkosmetik wird immer breiter. Welche Folgen ergeben sich daraus für die Konsumenten bzw. auch für die Produzenten?

Vielfalt ist ein wichtiger Wert in unserer Gesellschaft. Sie belebt nicht nur den Markt, sondern macht das Leben erst lebenswert. Sicher, die Herausforderung für den Konsumenten ist vielleicht größer, das richtige Produkt zu finden. Doch es macht auch mehr Spaß, die eigene Marke zu entdecken und hier auch mal neues auszuprobieren. Es ist wie bei der Musik, man möchte ja auch nicht immer nur U2 oder ABBA hören. Die Folgen für den Produzenten? Es wird mehr kleine Hersteller und weniger große geben. Klein und fein zu sein, ist ja nicht unbedingt ein Nachteil.

Warum zieht es die Vertreter aus dem Tätigkeitsfeld Naturkosmetik gerade nach Tirol?

Tirol hätte wohl keine so hohe Anziehungskraft auf die Menschen, wenn hier nicht die Natur schon immer eine wichtige Rolle gespielt hätte. Aber auch die Authentizität, sich treu bleiben, ist hier sehr wichtig. Ein guter Boden für spannende und leidenschaftliche Diskussionen.

2. Naturkosmetik Camp 2015
26. bis 28. Juni 2015
Bad Häring, Hotel Panorama Royal
www.naturkosmetikcamp.com

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