Tram on demand: Suburbane Mobilität auf Knopfdruck

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Bild: Vectus PRT

Eine Straßenbahn auf Abruf, die kommt, wann man sie braucht und wohin man sie braucht, ist eigentlich eine gute Sache. Die Tram on demand soll es bald geben – im Bezirk Mödling.

Die Mobilitätskooperative Region Mödling (Mokom) versammelt ganz unterschiedliche Menschen, um ein mögliches Verkehrskonzept für den Raum Mödling voranzutreiben: die Tram on demand. Diese analog zu einem Aufzug gesteuerte Straßenbahn soll den Bezirk mit Wien verbinden. Was genau sich hinter dem Projekt der Mobilitätskooperative Region Mödling verbirgt und was das Konzept ausmacht, erklärte uns Christian Apl im Interview.

BIORAMA: Können Sie uns das Konzept der Tram on demand schildern? Was sind die vorrangigen Ziele des Projektes?

Christian Apl: Das große Ziel des Projekts ist es, eine Lösung für die immer prekärer werdende Verkehrsproblematik im Bezirk, in der Region zu entwickeln. Wir brauchen Lösungen, die auch in zwanzig Jahren noch den Mobilitätsbedarf für alle leisten können. Der Rest ist Physik, und dann noch ein schönes Stück Psychologie.
Wenn noch mehr Autos nicht die Lösung sind, dann liegt völlig auf der Hand, dass die Effizienz der anderen Verkehrsmittel gesteigert werden muss, was bei uns im wesentlichen heißt, sie müssen so attraktiv werden, dass sie von der Mehrzahl auch gerne genutzt werden. Dazu muss zum Beispiel das volle Attraktivitätspotenzial öffentlicher Verkehrsmittel ausgeschöpft werden. Schienengebundene Lösungen drängen sich da auf, weil sie am komfortabelsten für die Fahrgäste sind. Auch in Punkto Energiebedarf liegen sie vorne.
Wir haben mit der eben stillgelegten und damit ungenutzten Kaltenleutgebnerbahn eine einzigartige Teststrecke direkt vor Ort und es liegt die spannende Frage am Tisch, was muss eine Straßenbahn alles können, damit sich die Menschen hier gerne damit identifizieren und es entsprechend häufig nutzen. Wir sind jetzt gewissermaßen dabei, diesen Fragenkatalog mit allen Folgefragen abzuarbeiten, um so eine fundierte Entscheidungsgrundlage für die allfällig weitere Umsetzung zu schaffen.

[tweetthis]Wenn Autos nicht die Lösung sind, dann muss die Effizienz anderer Verkehrsmittel gesteigert werden.[/tweetthis]

Mobilität im suburbanen Bereich ist ein komplexes Feld. An welchem Hebel setzt hier die Tram on demand an?

Tram on demand setzt hier eben an den Spezifika des suburbanen Raumes an und hat zum Ziel ein für diesen Raum optimiertes Verkehrsmittel zu sein. Der Rest ist Logik. U-Bahnen sind für die Bewältigung großer Kapazität im dicht verbauten städtischen Bereich konzipiert, Busse sind wiederum sinnvoll in schwach verbauten Gebieten. Für den weniger dicht verbauten suburbanen Raum ist eine U-Bahn zu groß und ein Bus zu unattraktiv. Es braucht was dazwischen, womit wir bei einer Straßenbahn wären.

Hinter der Straßenbahn auf Abruf steht die Mobilitäskooperative Region Mödling (Mokom), die sich als Netzwerk versteht und das Thema nachhaltige Mobilität auf unterschiedlichen Ebenen vorantreiben will. Welche Menschen bringt dieses Netzwerk zusammen?

Es gehört zu den schönen Eigenheiten dieses Projekts, dass es Menschen aus den unterschiedlichsten Bereichen ziemlich spontan zusammengebringt. Es wäre jetzt raumsprengend, alle hier aufzuzählen, ich kann aber sagen, dass das Spektrum ein weites ist.

Wie ist die Resonanz der Bevölkerung auf das aufzugartige Mobilitätsangebot?

Überraschend überwiegend positiv! Natürlich kommen da und dort auch verschiedene Ängste hoch, aber das Projekt ist hoch partizipativ angelegt und wir wollen von vorneherein versuchen, alle Anliegen optimal einzubinden.

Ein Anliegen der Mokom ist es, die Vorgänge und Abläufe rund um die Tram on demand möglichst transparent und zugänglich zu gestalten. Wie läuft da der Entwicklungsprozess ab?

Fließend. Es ist für alle Beteiligten auch ein Lernprozess. Neben der Entwicklungsarbeit muss eine funktionierende Kommunikationsstruktur aufgebaut werden, damit alle Anliegen gebührend gehört werden, nämlich von jenen, die es angeht. Für den Beginn versuchen wir auf unserem Blog www.tramondemand.at die Projektentwicklung zu dokumentieren, dort besteht auch die Möglichkeit, die einzelnen Ereignisse zu kommentieren. Es gibt auch eine Facebook-Gruppe mit Informationen für jene, die näher in das Projekt einsteigen wollen.

Gibt es schon vergleichbare, bereits umgesetzte Mobilitätsvorhaben, die der tram on demand als Vorbild dienen?

Ja, unser großes Vorbild in sehr vielen Aspekten ist die Stadtregio-Tram in Gmunden, die gerade ausgebaut wird. Wir verfolgen die Entwicklung dort sehr interessiert.

Das Projekt erscheint sehr durchdacht und so, als stünde es kurz vor der Umsetzung. Woran könnte es scheitern?

Danke für die Blumen. In Wahrheit ist es schon noch ein schönes Stück Weg, bis eine konkrete Umsetzung entscheidungsreif auf dem Tisch liegt. Aber es erscheint alles lösbar und scheitern könnte es eigentlich nur am fehlenden politischen Willen.

www.tramondemand.at

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