„The Monocle Guide to Good Business“: Das Gegenteil von schlecht
Arbeit macht im Idealfall nicht nur Spaß, sondern stiftet auch Sinn. So in etwa definiert „The Monocle Guide to Good Business“ auch den Begriff good. Zielgruppe des Bandes sind Sinnsuchende, Firmengründer und potenzielle Umsteiger mit finanziellem Polster.
Es ist schon ein wenig kokett, angehenden Firmengründern nahezulegen, statt viel Geld und Lebenszeit in eine Ausbildung zum Master of Business Administration (MBA) zu stecken, die existenziellen Anstrengungen doch gescheiterweise der Lektüre der Schriften Sartres zu widmen. Aber wir haben es schließlich mit keinem x-beliebigen How to Succeed-Businessbüchlein zu tun, sondern mit „The Monocle Guide to Good Business“. Und da ist die Koketterie und Widersprüchlichkeit der vom Leben Verwöhnten natürlich genauso programmatisch mit von der Partie wie bei der Zielgruppe des Muttermagazins Monocle.
Nicht zufällig handelt es sich dabei um die Stilbibel des elaborierten besseren Geschmacks eines globalisierten Jet-Sets. Mutmaßlich mehrheitlich männlich setzt sich die Leserschaft des Magazins aus Spitzenverdienern im Vielfliegerstatus zusammen. Jedenfalls aus solchen Business-Menschen, die sich – wenn einen die Firma schon in der Hotelkette einquartiert, deren Niederlassungen einander allerorts gleichen – Befriedigung und Distinktionsgewinn durch Einzelstücke, Maßarbeit, Kunst und exquisite Nahrungsmittel verschaffen, die eben nicht austauschbar sind. Darüber könnte man zwar schnell die Nase rümpfen. Bloß: Warum? Das Interesse am guten Leben und am good business kann schließlich durchaus ein Ernsthaftes sein.
Wie also geht man das gute Geschäftemachen richtig an? Neben den üblichen Business-Weisheiten findet sich da zum Beispiel auch eine – berechtigt – subtile Kritik am Start-up-Hype der vergangenen Jahre. Unter dem Punkt „Create companies to last“ heißt es da etwa: „Think about employing future generations. Too many businesses are created by people looking for the exit strategy before the paint has even dried o their shop sign. We need to honour people who are in it for the long haul.“
Auch von zahlreichen Mini-Essays – versammelt im Kapitel „Words of Wisdom“ – kann man sich tatsächlich inspirieren lassen. Da wird etwa „The Joy of Cycling to Work“ gehuldigt. Es tauchen Sätze wie „Being chained to your desk is so passé“ auf, wenn es um flexible Bürogestaltung geht. Und im Abschnitt über Höflichkeit und Etikette wird empfohlen, Gästen bei der Begrüßung als Zeichen unaufdringlicher Aufmerksamkeit den Mantel und dergleichen abzunehmen. Keine Frage, das kann passen – bei anderen aber auch als ganz schön affektiert durch- und danebengehen. Letztlich propagiert „The Monocle Guide to Good Business“ ein kultiviertes Miteinander und Stilbewusstsein. Anregend auch die exemplarisch vorgestellten Geschäftsideen auf der einen Seite und die Inszenierung von Accessoires für den Büroalltag auf der anderen Seite: Kaffee- und Klammermaschinen, Gießkannen für den Bürodschungel, Wasserkaraffe und so weiter. Ikea geht da natürlich gar nicht. Insgesamt ein stimmiges Kompendium, in dem man gerne blättert und liest.
Was darin aber definitiv fehlt, ist eine Anleitung, wie man ein Traditionsunternehmen übernimmt. Denn gerade vielen alteingesessenen Firmen fehlt eine Betriebsnachfolge. Da diese Publikation löblicherweise nicht dem Zwang des ständig Neuen erliegt, gehört diese Haltung konsequent weitergedacht. Es muss schließlich nicht immer ein Start-up sein. Manchmal lässt Bewährtes auch einfach weiterführen.
Der „Monocle Guide to Good Business“ ist im Gestalten Verlag erschienen. Anregungen in Sachen Betriebsnachfolge findet man auch unter www.nachfolgeboerse.at bzw. im Blog www.die-nachfolger.com