Alpine Crossing – Tag 5 & 6, Friaul: Grüsse aus dem Heidi-Land

„Unsere Berge sind hoch, unsere Almen auch“, mit „Neuigkeiten“ wie diesen empfing uns gestern Bertram Stecher vom Sennereiverband Südtirol in Forni di Sopra, der mittlerweile 4. Perlengemeinde auf unserer Alpine Crossing 2011. Wenn auch der regionale Almkäse, um den es ging, hochwertig ist, mangelte es dem Vortrag darüber an eben dieser Qualität… Ein ernüchternder Abschluss eines Tages, der nicht zuletzt wegen des regnerischen Schlechtwetters ziemlich ins Wasser fiel – oder, wie eine Kollegin so treffend meinte: „So ein Käse aber auch!“

(c) Doris Neubauer

Eine Augenweide ist sie ja, die Alpine Pearls-Gründergemeinde Sauris: Durch ein von der EU gefördertes Projekt wurde es geschafft, alte – abrissreife – Häuser im abgeschiedenen Ortsteil Sauris di Sopra zu Appartments für Touristen umzufunktionieren. Ein Erfolg, denn so wurde nicht nur die Schönheit des Orts wieder entdeckt, auch Arbeitsplätze und Einnahmequellen für die rund 400 BewohnerInnen dieses Alpenparadieses wurden kreiert. Ja mehr noch, bis zu 50 weitere Personen kommen täglich über die 13 km lange, bedenklich enge Serpentinenstraße und ihre Tunnels zum Arbeiten ins Bilderbuch-Dorf. Mit dem Auto vermutlich: Abgesehen von einem Regionalbus führt nämlich kein anderes öffentliches Verkehrsmittel nach Sauris. Wie es TouristInnen dann – ohne Privat-PKW – schaffen sollen? Es wird daran gearbeitet, die derzeitige mühsame und mit (mehrerem) Umsteigen verbundene Anfahrt mit Bahn und Bus(sen) zu vereinfachen. Den Eindruck, dass es hier an konkreten Plänen genauso mangelt wie am generellen Verständnis von nachhaltigem Tourismus, werde ich allerdings nicht los…

(c) Doris Neubauer

War ursprünglich geplant, zu Fuß von Sauris nach Forni di Sopra zu wandern – wie es auch TouristInnen von den Partnergemeinden angeboten wird – fiel diese Idee schon vorab dem italienischen Bundesheer und dessen genau für diese Tage angesetzten Übungen zum Opfer. Was wir am Vortag nicht zu Fuß erledigen konnten, das holten wir heute, am Tag 6, in Forni di Sopra nach: Der „Opa-Weg“ führte uns buchstäblich über Stock und über Stein mit Sicht auf das UNESCO Weltnaturerbe, dem Nationalpark der Friulanischen Dolomiten, bis zur Almhütte. Auf der Wanderung, die weniger harmlos war wie der Name vielleicht suggeriert, konnten wir auch einen Blick auf das geplante Photovoltaik-Feld der Gemeinde werfen, das ab Herbst in Betrieb gehen soll. Schon jetzt setzt Forni di Sopra – ebenfalls seit Beginn an eine Alpine Pearl – zusätzlich dazu mit Wasserkraft und seit 2008 mit Biomasse auf natürliche Energiequellen. Weitere Pläne für die Zukunft gibt es ebenso: Alle öffentlichen Gebäude und einige Hotels sollen bis 2012 mit Biomasse versorgt werden, und die Gemeinde-Beleuchtung soll auf LED umgestellt werden. Und was ist mit der sanften Mobilität? Die Erreichbarkeit mit öffentlichen Verkehrsmitteln ist zwar nur geringfügig leichter als in Sauris, doch wichtiger ist – wie Bürgermeister Fabio Colombo mehrfach betont – dass innerhalb Forni dank eines Bussystems leicht auf das Auto verzichtet werden kann. Was für die TouristInnen gut genug sei, nütze auch der Bevölkerung, meint er, schließlich sei Forni di Sopra ein bewohntes Städtchen und kein „Heidi-Land“ wie Sauris…

(c) Doris Neubauer

Wenn ich an unser Mittagessen und den Nachmittag auf der Alm denke, bin ich mir dabei aber gar nicht so sicher. Statt der Berggeiß gab´s dort jedoch ein Wiedersehen mit einem anderen Tier, das über dem Dach der Almhütte seine Kreise zog: „Unser Bartgeier aus Mallnitz ist uns bis hierher gefolgt“ – ob ich dieser Aussage von Alpine Pearls-Chefin Karmen Mentil wirklich glauben soll? Tatsache ist, dass uns morgen nach einer zwar langen, aber sicher spektakulären Busfahrt durch die Dolomiten ein Besuch bei Reinhold Messner bevorsteht. Quasi von Heidi zum Yeti… Klingt doch vielversprechend, oder?!

Übrigens: Wer wissen möchte, wie Chris Cummins von FM4 die Alpine Crossing bisher erlebt und trotz kaum vorhandenem Internet hier in Forni di Sopra einen Beitrag vor Ort geliefert hat, sollte Sonntag bei der Morning Show das Radio einschalten…

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