Ackerdemiker und Bildungsbauer: Über das Image von Jungbauern
Die T-Shirt-Marke mit dem tierischen Namen Muttersau hat es sich zum Ziel gemacht, das Image der heutigen Jungbauern zu erneuern. Vom immer größer werdenden Anteil an Landwirten mit einem Hochschulabschluss ist da die Rede. Ist das Image der bäuerlichen Produzenten tatsächlich so schlecht und veraltet?
Mit kräftigen Händen arbeitet er in Stall, Scheune und auf dem Feld. Die Haut ist sonnengebräunt, der Blick stets wachsam auf Vieh, Grund und Boden gerichtet. Urlaub und Sonntag kennt er nicht. Die Mistgabel ist griff-, der Traktor immer fahrbereit. Entspricht das dem Bild, das Menschen gegenwärtig mit einem Landwirt verbinden?
In der Realität trifft man auf ganz andere Erscheinungen: Da sind Männer, die an der Universität für Bodenkultur studiert und den elterlichen Betrieb übernommen haben. Andere wiederum sind Quereinsteiger und haben ihre ursprüngliche Ausbildung in einem ganz anderen Bereich absolviert. Die Vielzahl an Nebenerwerbslandwirten steht mit einem Bein in einem anderen Beruf. Es gibt Bio-Bauern aus Überzeugung und diejenigen, die immer am Tüfteln und Weiterentwickeln sind. Und klar, es gibt sie noch, die Landwirte vom „alten Schlag“, diejenigen, die sich ein Leben ohne Rind und Pflug nicht vorstellen können und deren Perspektive an der Grundstücksgrenze endet. Doch das ist, denke ich, in fast jedem Arbeitsfeld so.
Wo sind die Frauen?
Aber halt! Wo sind da die Frauen? Diese Frage könnte man die Macherinnen von Muttersau fragen(zwei Design-Studentinnen aus Salzburg), denn T-Shirts für Ackerdemikerinnen gibt es im Online-Shop nicht. Auch auf einem Großteil der landwirtschaftlichen Betriebe wirken Frauen noch immer eher im Hintergrund. Auf der anderen Seite sind in diesem Tätigkeitsbereich ebenso viele Akademikerinnen wie Akademiker anzutreffen, wenn nicht mehr. Gut ausgebildete, junge und engagierte Frauen sind das, die ihren Beitrag zu einer zukunftsfähigen Landwirtschaft leisten möchten. Ich kenne einige dieser Frauen. Die eine ist gerade drauf und dran den Bio-Hof der Eltern zu übernehmen, die andere ist im Hauptberuf Apothekerin und hat ihr Herz an das Wirtschaften mit Rind, Wiese und Traktor verloren. In diesen Fällen sieht die Zukunft nicht nur machbar, sondern überzeugend positiv aus. Und das sind mit Sicherheit keine Ausnahmeerscheinungen.
Das Image eines Berufsstandes ist auch immer eine selbstgeprägte Sache. In Bezug auf die Landwirtschaft hilft die neueste Ausgabe des Jungbauernkalenders da nicht weiter. Muttersau-T-Shirts auch nicht wirklich, denke ich. Was es braucht, ist die Wiedergabe eines realistischen Menschenbildes – eines von jungen Leuten, die sich für einen besonderen Arbeitsplatz entschieden haben, der immer noch mit so manchem Vorurteil behaftet ist. Diesen Vorurteilen gilt es entgegenzutreten: mit einem charmanten Lächeln und der eigenen Lebens- und Arbeitsweise.
Die Autorin ist selbst auf einem Bio-Bauernhof aufgewachsen und hat einen Teil ihres Studiums an der Universität für Bodenkultur in Wien absolviert. Die Frage nach der Hofübernahme stellt sich – ist jedoch noch offen.