Make your business green!
Mit dem „Green Business Model“ haben Johanna Gradauer und Elisabeth Samhaber von Ideeomat ein einfaches Tool entwickelt, mit dem jeder sein Unternehmen nachhaltiger gestalten kann.
BIORAMA: Wie entstand die Idee das Green Business Model zu entwickeln?
Elisabeth Samhaber: Im November vergangenen Jahres hat das Umweltbundesamt mit unserer Innovationsbox begonnen, Konzepte zur Frage zu entwickeln, wie man Nachhaltigkeit in Unternehmen verankern kann. Wir haben die Ideenfindung begleitet, mit Menschen aus verschiedensten Unternehmen, aber auch von der Universität für Bodenkultur, und wir haben mit ihnen überlegt, wie man Umweltschutz mit unternehmerischem Denken verbinden kann. Denn Umweltschutz wird von Unternehmerseite oft als unökonomisch abgetan, umgekehrt werden Unternehmen oft als rein profitorientiert eingeschätzt. Wir wollten eine Kommunikation jenseits dieser Vorurteile schaffen. Das Modell, das momentan am populärsten zur Unternehmensanalyse ist, ist das Business Model Canvas. Es stellt die wesentlichen Bausteine eines Unternehmens vereinfacht dar. Die neun Bausteine des Modells bilden die wichtigsten Aspekte jedes Unternehmens ab. Egal ob es klein, groß oder Non-Profit orientiert ist, es lässt sich auf diese Struktur reduzieren. Alle diese Bausteine haben auch einen Umweltaspekt, aber der wurde bisher überhaupt nicht mitreflektiert. Wir waren überrascht, dass im klassischen Business Model Canvas kein einziger Umweltaspekt berücksichtig wird. Den haben wir dann integriert, dabei haben uns wiederum die Experten vom Umweltbundesamt geholfen.
BIORAMA: Das trägt sicher auch dazu bei die realen Kosten eines Produktes besser einschätzen zu können, inklusive der Umweltauswirkungen.
Elisabeth Samhaber: Ja, das ist sogar eine konkrete Frage bei der Kostenstruktur: Wie real ist denn der Preis eigentlich?
BIORAMA: Wenn ich jetzt das Green Business Model vor mir liegen habe, wie gehe ich dann vor?
Johanna Gradauer: Generell kann man das Modell verwenden, wenn man etwas Neues aufzieht, aber auch wenn man bereits ein Unternehmen hat und das analysieren und verändern möchte. Oft passieren Veränderungen, wenn ein Konzept nicht mehr funktioniert, wie wir es momentan bei Büchern und Zeitschriften erleben. Das Green Business Model hat den Vorteil, dass man sich nicht nur auf das Produkt konzentriert, sondern auf alle Unternehmensbereiche. Es ist gut, wenn man im Team arbeitet, denn dann ergeben sich neue Perspektiven. Das Team sitzt vor dem Plakat mit den neun Unternehmensbausteinen und überlegt sich zuerst: Wo liegt mein Fokus? Wo ist das Epizentrum der Veränderung? Dann nimmt man sich die Bausteinkarte zum jeweiligen Bereich (z.B. Kanäle). Darauf sind dann die Impulsfragen zu Ressourcen und Umweltschutz. Die liest man sich durch und entscheidet sich erst mal für eine Frage, zum Beispiel: Gibt es Transportmöglichkeiten mit geringeren Emissionen? Wir haben auch versucht die Fragen so zu gestalten, dass es nicht immer auf neue Investitionen hinausläuft. Ein Beispiel: Kann dein Lieferant die leeren Rückwege vielleicht für etwas anderes nützen? Ist es möglich, dass du die Lebensdauer deines Produkts verlängerst und dafür mehr Service anbietest? Anschließend bearbeitet man die Frage mit einer der Methodenkarten, man kann aber natürlich auch eigene Methoden verwenden. So entwickelt man dann Antworten auf die Impulsfrage. Nach und nach bearbeitet man so alle Bausteine. So kommt man auf Ideen, auf die man sonst nie gekommen wäre. Die einzelnen Teile können natürlich auch modular verwendet werden.
Elisabeth Samhaber: Wie immer, wenn wir Tools entwickeln, haben wir auch hier zuerst einen Selbstversuch gemacht, um zu sehen, ob man daraus auch wirklich einen Erkenntnisgewinn ziehen kann. Wir haben uns gefragt: Welcher Baustein verursacht bei uns die meisten Umweltschäden, wo sehen wir Potenzial? Wir haben unsere physischen Produkte, die produziert werden, verschickt und gelagert. Bei der Auswahl unserer Lieferanten waren wir schon von Anfang an sehr streng, aber wir wollten das trotzdem noch einmal durchdenken. Dann kam uns die Idee, dass wir Transportwege aber auch Müll vermeiden könnten, wenn wir unsere Produkte nur mehr on-demand produzieren und die Druckvorlagen per E-Mail direkt an die Kunden versenden, die sich dann das Produkt bei Bedarf ausdrucken können. Das ist zwar nur ein kleiner Beitrag, aber es hat uns gezeigt, dass das Green Business Model tatsächlich neue Ideen anstoßen kann. Auch in der Kostenstruktur, also beim Einnahme-Baustein, haben wir einen völlig anderen Weg eingeschlagen, wir haben pay-as-you-wish eingeführt, jeder bezahlt also so viel, wie ihm das Produkt wert ist. Denn unser Interesse ist in erster Linie die Verbreitung der Fragen und des Gedankens und weniger der Profit.
BIORAMA: Wie waren eure Erfahrungen mit dem Pay-as-you-wish-Konzept?
Elisabeth Samhaber: Das Green Business Model ist erst seit Kurzem verfügbar, aber wir hatten schon verschiedenste Rückmeldungen, es kommt ganz auf die Situation an. Manche zahlen mehr, als wir für das Produkt verlangt hätten, andere zahlen nichts und empfehlen uns dafür weiter, was auch OK ist. Was auf jeden Fall spannend ist an dem System: Jeder äußert sich dazu und man kommt mit den Menschen in einen Dialog über den Wert des Produkts. Die Erfahrungen waren überwiegend positiv. Natürlich bieten wir darüber hinaus auch Begleitung bei der Anwendung des Green Business Models an.
BIORAMA: Was wollt Ihr persönlich mit dem Green Business Model erreichen?
Johanna Gradauer: Natürlich wollen wir damit die Welt ein bisschen verbessern und zur Veränderung anregen. Auch indem wir die Kommunikation zwischen Unternehmern und Umweltexpertinnen fördern.
BIORAMA: Aus eurer Erfahrung heraus, habt ihr das Gefühl, dass diese Themen auch für große Firmen wichtiger werden?
Johanna Gradauer: Total. Es kommen immer wieder Leute auf uns zu, die sich für das Green Business Model interessieren und auch wenn ich in Workshops mit Menschen spreche, sind wir uns fast immer einig, dass unser momentaner Lebensstil keine Zukunft hat. Das soll gar nicht nur eine negative Zukunftsprognose sein, sondern wenn man wirklich dauerhaft gut wirtschaften und leben möchte mit dem was man tut, muss man Ressourcenknappheiten berücksichtigen und sich überlegen, wie gehe ich damit um? Es ist also nicht nur ein Umweltschutzthema, sondern wirklich eine reale Herausforderung für viele Firmen.
Elisabeth Samhaber: Viele Unternehmen haben das Bedürfnis, sich damit auseinanderzusetzen, haben aber zu wenig Informationen dafür. Umweltthemen sind ja oft sehr komplex, das ist oft ein Hinderungsgrund. Unsere Erfahrung ist, dass Unternehmer dem Thema gegenüber sehr aufgeschlossen und lernwillig sind. Es braucht aber Experten, die ihnen bei der Umsetzung helfen. Das ist auch ein Angebot vom Umweltbundesamt und von uns, und wir sehen, dass das ein extrem fruchtbarer Austausch ist.
Das Green Business Model ist hier erhältlich: ideeomat.at