Keep it slow – mit regionalen Kreisläufen

Es geht auch langsam. Bild: Slowmo

Es geht auch langsam.
Bild: Slowmo

Slow Fashion funktioniert anders als Fast Fashion. Wir haben mit Melchior Moss, Co-Gründer Slowmo, über die neue Langsamkeit und die Vorteile von regionalen Produktionsstätten gesprochen.

 

BIORAMA: Slowmo produziert in Deutschland: in Berlin, Sachsen, Thüringen und Baden Württemberg. Wie seid ihr dazu gekommen?

Melchior Moss: Als meine Schwester und ich 2005 mit Slowmo anfingen, haben wir uns mehrere Produktionsstätten angesehen: in Polen, Rumänien, der Türkei und soziale Projekte in Afrika. Dann hätten wir aber immer mit einem Agenten arbeiten müssen, ohne selbst involviert zu sein. Das fühlte sich nicht richtig an. Am Ende haben wir einen sächsischen Produzenten beauftragt und es genossen, dass wir so nah dran waren. Ich war fast jeden Tag dort. Mit der Zeit haben wir mitbekommen, wie es um die Textilindustrie in Deutschland steht: Viele Produzenten sind insolvent geworden, weil ihre Aufträge zu klein und zu aufwendig waren. Sobald ein Hersteller größere Stückzahlen schreibt, verlegt er seine Produktion ins Ausland. Arbeitsplätze fallen weg und diejenigen, die übrig bleiben, sind auch hier oft ausbeuterisch. Als Auftraggeber konnten wir direkt mitmischen und Voraussetzungen für gute Arbeitsbedingungen schaffen.
Welche weiteren Vorteile hat die regionale Produktion für euch?

Dadurch, dass wir die Produktion aktiv mitgestalten, haben wir die Qualität besser in der Hand. Vor allem, weil wir mehr Zeit haben. Wir müssen weniger Barrieren überwinden, weniger Kilometer zurücklegen. Das macht uns flexibel.

Nachteilig werden wohl die hohen Kosten sein?

Ich weiß nicht, ob das ein Nachteil ist. Ich glaube vielmehr, dass der Standard zurechtgerückt werden muss. Natürlich könnte ich durch einen günstigeren Standort bis zu zwei Drittel der Kosten einsparen. Aber wofür? Erstrebenswerter ist für mich, dieses typische Pyramidensystem aufzubrechen, sodass jeder einen gerechten Teil abbekommt. Klar ist die Marge geringer. Unsere Preise müssen ja marktfähig sein. Aber wir verdienen genug für unseren Lebensstandard.
Die Marge könnte sich durch steigende Ordermengen positiv verändern. Aber wie viel kann Slowmo mit Deutschland als Produktionsstandort wachsen?

Da gibt es keine Grenzen, so lange wir langsam wachsen. Große Strukturen lassen sich partnerschaftlich wunderbar schaffen. Man darf nur nichts überstürzen. Ich glaube, dass in der fehlenden Zeit ein Kernproblem der Textilindustrie liegt. Wir halten es da lieber slow.

 

www.slowmo.eu

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