Der Wildnis-Architekt

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BILD Luis Franke

Doug Tompkins, Gründer von North Face und Esprit, verkaufte sein Mode-Imperium und wurde Naturschützer. Heute ist er Bio-Bauer mit hohen ästhetischen Ansprüchen und gestaltet Kulturlandschaften in Patagonien. 

Die Vorherrschaft des Menschen lehnt er ab und bezweifelt, dass sich Natur und Wirtschaftswachstum versöhnen lassen, weil das herrschende Wirtschaftsmodell auf der Ausbeutung der natürlichen Ressourcen basiere. Er glaubt auch nicht an das Prinzip der Nachhaltigkeit, sondern vertritt vielmehr eine angewandte Tiefenökologie, in der die Identifikation mit nichtmenschlichen Lebewesen wie Tieren, Bäumen, Pflanzen, Moosen, Meeren, Bergen, Steinen im Vordergrund steht. Douglas Tompkins, hat für seine konsequente Art des Naturschutzes, die den Nutzen der Natur für den Menschen außer Acht lässt, bereits einiges an Kritik von Umweltschutzorganisationen einstecken müssen. Ihm wurde vorgeworfen, sein Bemühen um Renaturierung gefährde die wirtschaftliche Entwicklung Patagoniens. Umstritten ist auch das Prinzip des Naturschutzes mit privaten Geldern: Der heute 70-jährige Unternehmer hat durch Einsatz seines erheblichen Privatvermögens aus dem Verkauf seines Mode-Imperiums in den vergangenen 20 Jahren eine Million Hektar Naturschutzgebiet in Argentinien und Chile geschaffen und bewiesen, dass es möglich ist, staatlichen Naturschutz durch private Initiativen zu ergänzen. Zäune und Hütten befahl er, zu entfernen, wo nötig, forstete, er auf und überließ dann den Wald sich selbst. Der Schlüssel zu einer ökologischen und sozialen Wende liegt für Tompkins jedoch in der Landwirtschaft, da sie den größten Einfluss auf Landschaft, Wasser und Klima habe.

Eine Landschaft wie ein Gemälde

Die Laguna Blanca Farm hat mehr als 7.000 Hektar und liegt am Zusammenfluss der Flüsse Feliciano und Parana im Nordosten der Provinz Entre Rios in Argentinien. Es ist ein Modell und Vorbild für diversifizierte ökologische Landwirtschaft für die Region geworden. 2007 von Tompkins angekauft, ist sie längst ein Modell und Vorbild für diversifizierte ökologische Landwirtschaft für die gesamte Region geworden. Es gibt nichts, was hier nicht angebaut wird. Aus der Luft wirken die Felder wie eine paradiesische Illusion, wie Gemälde. Die Landschaft ist terrassiert, kein Feld misst mehr als vier Hektar, in runden Formen greifen sie ineinander, überall wächst etwas anderes Buntes. „Unsere Traktorfahrer sind allesamt Picassos“, witzelt Tompkins. Eine falsche Bewegung am Steuer und das Kunstwerk hat fortan einen Makel. Mit Laguna Blanca hat er die wahrscheinlich schönste Farm der Welt geschaffen. Was braucht man, um eine solche Harmonie, Ästhetik und bunte Vielfalt zu kreieren? „Eigentlich ist es einfach, schöne Farmen zu schaffen. Ausgangspunkt für uns ist, dass nur eine schöne Farm eine gute Farm ist. Deshalb achten wir darauf, dass mit jeder Maßnahme die Farm auch schöner wird. Egal ob man einen Zaun zieht, eine Scheune baut, eine Obstanlage oder einen Garten plant, einen Weg anlegt oder nur die Farbe für Gebäude wählt – all diese Dinge gestalten wir unter dem Gesichtspunkt der Ästhetik und mit dem Ziel, auch Schönheit zu schaffen. Eine zentrale Rolle spielt dabei der Aspekt der Fürsorge. Für mich gibt es nichts Schöneres als ein gepflegtes Haus oder eine gepflegte Farm.“ Mit dem Aufkauf abgewirtschafteter Farmen wurden Tompkins und seine Frau Kris zu „Landheilern“, die das versehrte Land zu einer neuen Öko-Blüte führen.

Restaurierung der Wildnis

Trotz der gewaltigen Ausmaße der Farmen gibt es trotzdem eine enorme landwirtschaftliche und auch biologische Vielfalt. Eine Vielzahl von Körnern wie Hafer, Hirse, Gerste und Weizen werden auf den Feldern von Laguna Blanca angebaut. In den neuen Obstgärten werden Früchte und Nüsse, darunter Pfirsiche, Birnen, Oliven, Datteln, Haselnüsse, Pekannüsse und Mandeln geerntet. Weitere aromatische und pflanzliche Arten ergänzen ein breites Sortiment an Gartenpflanzen und viele erfordern keine weitere Bodenbearbeitung. Darüber hinaus stellt Tompkins in seinem riesigen Reich Wildnis wieder her, so wie ein Architekt historische Bauten restauriert. Er legt sich mit den Lachsfarmern an, weil sie mit ihren Futterabfällen die Fjorde verschmutzen, und kämpft gegen die Asphaltierung der Panamericana-Straße, die durch seinen Nationalpark Pumalín führt. Sein Ziel sei es, eines Tages alle seine Ländereien, Regenwälder und Farmen zu verschenken, erklärt Tompkins. Sobald die Regierungen von Argentinien und Chile ihm versicherten, seine Schöpfung für mindestens 100 Jahre zu bewahren, sei der Tag dafür gekommen. Sieben solcher Projekte laufen derzeit, ein riesiges Schutzgebiet hat er bereits abgegeben.

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