Hecht im Karpfenteich

Bilder: Thomas Weber, Johanna Stögmüller

Bilder: Thomas Weber, Johanna Stögmüller

Im Herbst erntet der Teichwirt die Früchte seiner Arbeit – die ganze heimische Flossenvielfalt. Wir waren beim Abfischen am Biofisch-Teich dabei.

In den schönsten, sanften November-Nebel gehüllt begrüßt uns das Waldviertel an einem Samstag zur Leser-Safari am Biofisch-Teich von Marc Mößmer – und eben der mit frisch gebrühtem Kaffee und frisch gebackenem Brot (aus Josephs nahegelegener Backstube in Vitis) in einem alten holzofengewärmten Uferhaus in der Nähe von Heidenreichstein. Marc hat 1994 die ARGE Biofisch mitgegründet, eine österreichweite Gruppe von Fischbauern und Bio-Pionieren, die Karpfen, Zander, Hecht & Co nach den Grundsätzen biologischer Wirtschaftsweise züchten – und in Handarbeit. Was das heißt, lernen wir an diesem Tag in Theorie und Praxis. Aber erst einmal: Kaffee trinken, die brennendsten Fragen stellen, Fischerlatein auspacken und in  Wathosen einpacken.

Schweiß und Schuppen

Mit dem Kescher in der einen und dem Kübel in der anderen Hand stehen wir kurz darauf im kniehohen Schlamm des Karpfenteichs. Nachdem das Wasser fast zur Gänze aus dem Teich abgelassen wurde, wird geerntet, was mit viel Zeit und in einem intakten Ökosystem gesund wachsen konnte. Jetzt beginnt die Schwerstarbeit. Die Wathosen sind dicht. Und der Teich hält noch die eine oder andere Überraschung für uns bereit. Eine Leser-Safari im Schweiße unseres Angesichts und im Angesicht kapitaler Schuppenkarpfen, gierender Kormoranaugen und schlammiger Unterhaltung.

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Was jetzt noch an den Apfelbäumen hängt, sollen die Vögel fressen. Was jetzt noch im Karpfenteich schwimmt, ist aber nicht für den Kormoran bestimmt. Die Outfits sind wasserdicht, die »Erntehelfer« sind bereit. Auf zum Karpfenteich!

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Grau in Braun – das Waldviertel präsentiert sich uns von seiner schönsten Seite! Über eine kleine Halbinsel gelangen wir zum Einstieg in den Teich. Dort, wo noch Wasser steht, sammeln sich die Fische. Es wurrlt und blubbert um uns herum.

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Ein echter Waldviertler – hier geboren und aufgezogen, 20 m²  Lebensraum hat jeder Karpfen hier, in nährstoffreichen Teichen fühlt er sich am wohlsten. Vermutlich würde er grad auch lieber in seiner schlammigen Behausung bleiben.

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Dreck potenziert gute Laune. Der Großteil der Fische, die wir sammeln, kommt in sogenannte Hälterungen, kleine, frischwasserdurchströmte Teiche, wo die Fische jederzeit zum Verkauf entnommen werden können. Andere werden gleich filetiert und verkauft.

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Klein und gefährlich: Der Blaubandbärbling, von Aquarianern aus- und als billiges Zanderfutter eingesetzt, wurde in die heimischen Zuchtteiche eingeschleppt, wo er buchstäblich in offenen Wunden bohrt. Der Kannibalen-Fisch knabbert Friedfische bei lebendigem Leib an.

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Abfischen ist Koordinationsarbeit. Mit dem großen Netz wird im Radius noch einmal eingefangen, was dem Kescher entgangen ist. Nach dem Abfischen bleibt der Teich dann für einige Wochen oder Monate trocken und der Kormoran findet noch den einen oder anderen Fisch.

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Ihren Lebensraum teilen sich die Karpfen mit Krebsen und Teichmuscheln, die bis zu 40 Liter Wasser am Tag filtrieren und dadurch ein wichtiger Faktor im Ökosystem des Teiches sind. Dieses Exemplar haben wir in einem befüllten Teich wieder eingesetzt.

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Die Biofisch-Köche Oliver und Michael servieren uns zu Mittag eine feine Fischsuppe mit Bio-Saiblingsröllchen, später am Abend verkosten wir sechs verschiedene Biofischsorten, die wir vorher aus den Hälterungen gefischt haben. Klarer Favorit: der Bio-Karpfen.

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Fischkunde und Filetierpraktikum: Den Karpfen haben wir eigenhändig von Schuppen befreit (dafür gibt’s einen eigenen Schuppenschaber), ausgenommen und filetiert. Maßarbeit, für die es Kraft, Können und ein scharfes Messer braucht.

Karpfen zu Weihnachten? HIER gibt’s die aktuellen Biofisch-Markttermine.

 

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