Bio im Burger
Eine Scheibe Bio-Käse steckt seit gestern in einer neuen Burger-Kreation von McDonald’s Schweiz. Sinngemäß: ein großer Schritt für einen Konzern, ein kleiner für die Menschheit.
Wer Systemgastronomie sagt, muss auch McDonald’s sagen. Der Fast-Food-Konzern mit Dependancen in so ziemlich jedem Eck der Erde ist der Inbefriff schnell verfügbarer Baukasten-Menüs mit – sagen wir mal – „Wiedererkennungsgeschmack“. Wo die dunkle Wolke eines global agierenden Großkonzerns, der sich in konkreten Fällen immer wieder mit Kritik bezüglich Arbeitsbedingungen, als halal verkaufte konventionelle Burger oder dem viel diskutierten Engagement an deutschen Schulen auseinandersetzen muss, über dem großen M einer jeden Filiale schwebt, wird man in engagierteren Lizenznehmer-Ländern nicht müde, mit Positivbeispielen das nach Pommes-Fritöse duftende Image des Schnellfutter-Tempels loszuwerden.
Im TV-Spot küssen sich gutaussehende Menschen im McCafé gegenseitig die Milchbärtchen weg, und so mancher Nachhaltigkeitsbericht liest sich viel besser, als (zugegebenermaßen vorurteilsbehaftet) angenommen. Trotzdem: das Thema Bio scheint noch nicht am Tablaux der Konzern-Agenden angekommen zu sein. Zumindest liess sich Ursula Riegler, Unternehmenssprecherin von McDonald’s Österreich, im BIORAMA-Interview irgendwie nicht wirklich dafür begeistern. Es wäre den Kunden einfach nicht so wichtig. Ein einziges Bio-Produkt findet sich im Sortiment von McDonald’s Österreich: der Apfelsaft im Happy Meal. So weit, so konventionell.
Bio vom Berg auf’s Plastik-Tablett
Fakt ist: Der so genannte „Ausser-Haus-Konsum“ gewinnt immer mehr an Bedeutung, und auch Bio-Konsumenten wollen zunehmend im breiten Convenience-Angebot (was an sich eine diskutierenswerte Entwicklung ist, mal an einer anderen Stelle) nachhaltig produzierte Bio-Lebensmittel finden. Was dabei rauskommt, wenn sich Fast-Food-Marketingmenschen über diese Tatsache Gedanken machen: der McGrischun, benannt nach dem Kanton Graubünden. Dort kommt er nämlich her, der Bio-Bergkäse, mit dem die Schweizer erstmals eine Burger mit einer Zutat anbieten, die nach den strengen Richtlinien von Bio Suisse, der führenden Bio-Organisation des Landes, hergestellt wird.
Wurden die Schweizer Mc-Donald’s-Kunden im Vorfeld gefragt, ob es ihnen wichtig ist, dass die Käsescheibe bio ist oder konventionell? Ich bezweife das. Vielmehr testet hier ein Gastronomie-Konzern in Zusammenarbeit mit einer Biolandbau-Organisationen die Machbarkeit des Möglichen. Dass McDonald’s Tag für Tag von tausenden Menschen frequentiert wird, kann man nicht wegreden. Dass eine Scheibe Käse ein ganzes System verändern wird, kann man nicht erwarten. Aber auf diesen – wenn man ihn genauer betrachtet: irgendwie doch recht kuriosen – Schritt, nämlich ein traditionell im genossenschaftlichen Zusammenschluss, in mindestens tausend Meter über dem Meer und per Hand hergestelltes Bio-Produkt zum Sortiment-Star der System-Gastronomie zu küren, können noch weitere folgen. Für ein Unternehmen wie McDonald’s, das mit ernstzunehmenden Qualitäts- und Nachhaltigkeitskonzepten punkten will, bleibt das sowieso die einzig konsequente Weiterentwicklung.