Elevate Openness?
Am Elevate Festival, dem Festival für Musik, Kunst und politischen Diskurs, widmen sich Musiker, Künstler und Diskursgäste, von 23. bis 27. Oktober an verschiedenen Schauplätzen in Graz, einer Frage: „Open Everything?“. In den kommenden Wochen bis zum Festival stellt BIORAMA besondere Programmpunkte vor.
Das diesjährige Thema des Elevate Festivals „Elevate Open Everything?“ dreht sich um die Potenziale unserer Transparenzgesellschaft und um den Konflikt Öffentlichkeit versus Privatheit im Hinblick auf neue Technologien und Demokratieentwicklung. Immer mehr Transparenz in Politik, Wissenschaft, Informationsfluss und Medien bringt neue Chancen und Herausforderungen. Wie könnte sich unsere Gesellschaft verändern, wenn „Open Everything“ Realität wird? Zwischen den Ambivalenzen von Open Society, Open Democracy und Überwachung und Kontrolle, diskutiert das Elevate Festival verschiedene Facetten der „Openness-Bewegung“.
Der „gläserne Mensch“
Der Whistleblower Edward Snowden brachte nicht nur die automatisierte, globale Überwachung der verdachtsunabhängigen Masse an die Öffentlichkeit, sondern machte damit auch die Angst vom „gläsernen Menschen“ und die Sorgen im Zusammenhang mit der Vorratsdatenspeicherung wieder brandaktuell. Einerseits können, durch im Internet veröffentlicht und enthüllte Daten aus Steueroasen bei Offshore Leaks oder von brisanten Geheimdokumenten bei Wiki Leaks, zu Transparenz von Geldflüssen und Machtverhältnissen führen. Andererseits ermöglicht der offene Zugang zu Daten im Internet Geheimdiensten, Staaten und Privatunternehmen eine weltweite Bespitzelung unbescholtener Bürger. Wird mit den gespeicherten Daten nun Profit gemacht oder Kontrolle ausgeübt, längst scheint Aldous Huxleys „Brave New World“ Realität geworden und das Menschenrecht auf Privatsphäre aufgegeben worden zu sein.
Gesellschaftlich Nützliches oder Waffen
Den Startschuss für die „Openness-Bewegung“ gab Richard Stallman mit der Gründung der Free Software Foundation, die sich für die Freiheit der Internet-User zur Kontrolle der eigenen Datenverbreitung und zur Kooperation mit anderen Nutzern, einsetzt. Wer die Software kontrolliert, kann auch die Verbreitung von Informationen kontrollieren und technische Innovation behindern, sprich enorme Macht ausüben. Die Schlussfolgerung daraus; der Quellcode jeder Software muss offen und frei verfügbar sein, um von allen Menschen genutzt werden und um Fehler schnell finden zu können. Einen nächsten Schritt in Richtung Transparenz machen Open-Hardware-Baupläne von Geräten und Maschinen, Open Materials und 3D-Drucker. Diese werden öffentlich zugänglich gemacht, um eine weltweite, kostengünstige Produktion materieller Güter zu ermöglichen. Die Frage ist, an welchen Bedürfnissen sich der Selbstbau orientiert. Ressourcensparend, dezentral und möglichst einfach können mittlerweile nicht nur gesellschaftlich nützliche Maschinen aller Art selbst nachgebaut, sondern auch Waffen produziert werden. Mit der voranschreitenden Ausbreitung der „Openness-Bewegung“ geraten die gegenwärtigen Machtstrukturen ins Wanken.
Die „Weisheit der Vielen“
Die voranschreitende Offenlegung mehr und mehr ehemals privater Aspekte, basiert auf der ideellen Überzeugung der „Weisheit der Vielen“. Diese wird größer geschätzt, als einzelne Regierungen oder Experten. Jedoch finden politische Entscheidungsfindungsprozesse unter Ausschluss der Öffentlichkeit statt. Oft verhindern Geschäfts- und Amtsgeheimnisse eine öffentliche Kontrolle. Mehr Transparenz und Offenlegungspflichten, mehr neue Technologien, mehr Zusammenarbeit und „Co-Creation“ abseits von Markt und Lohnarbeit könnten der Schlüssel zu einer neuen Form des Wirtschaftssystems und von Demokratie sein. Im Moment herrscht ein Ungleichgewicht in der „Openness-Bewegung“; Regierungen und Konzerne nutzen die Möglichkeiten zu Transparenz, um Einwohner und Kunden zu überwachen, ihre Daten aufzuzeichnen und damit Kontrolle auszuüben oder Geld zu erwirtschaften, ihre eigenen Daten werden aber geheim gehalten. „Es sind die gleichen Technologien, die entweder Selbstermächtigung, Solidarität und Demokratie oder totale Kontrolle, Ausbeutung und Unterdrückung ermöglichen“, resümiert das Elevate Festival und bietet im Rahmen der Thematisierung, Möglichkeiten zu aktiver Umgestaltung der herrschenden „Openness-Ordnung“.
Elevate Festival – Festival für Musik, Kunst und politischen Diskurs
23.-27.Oktober
Graz, verschiedene Locations
Programm
Line-Up
Tickets und Preise
Festival: VVK 52 € / AK 60 €
Mittwoch: AK 10 € / Freier Eintritt bis 21 Uhr / (kein VVK)
Donnerstag: VVK 10 € / AK 12 €
Freitag: VVK 20 € / AK 24 €
Samstag: VVK 20 € / AK 24 €