Bio in Österreich – Teil 3

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Wie kommen Bio-Lebensmittel beim Konsumenten an? Wir haben Produzenten, Vermarkter, große und ganz kleine Handelsbetriebe befragt, worauf sie und ihre Kunden Wert legen. Ein qualifizierter Blick auf Innovationen in der österreichischen Bio-Branche.

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Martin Fiedler
www.biofiedler.at, Online-Shop und Bio-Kaufhaus, Wr. Neustadt

»Ich bin grundsätzlich skeptisch, auch bei meinen Zulieferern. Einige habe ich schon besucht. Kämme und Bürsten beziehe ich z.B. von einem deutschen Kammmacher, der hauptsächlich Holz benutzt und hohe Qualität liefert. Produkte aus dem Großhandel, die gerade noch als Bio gelten und die zu Dumping-Preisen angeboten werden, versuche ich zu meiden. In letzter Zeit neu ins Sortiment aufgenommen habe ich selbst produziertes Convenience-Food im Glas. Außerdem haben wir ein Restaurant eröffnet. Im Umkreis von 50 km gab es kein Bio-Restaurant. Wir verstehen uns als Bio-Kaufhaus, das zwar überwiegend Lebensmittel, aber auch Kosmetik und Gebrauchsgegenstände, sowie neuerdings ökologische Kleidung anbietet. Ich habe mir die Bioladen-Landschaft von Berlin bis Südtirol angesehen und kam dann darauf, es so aufzuziehen. Es war eigentlich eine Bauchentscheidung.«

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Simon Vetter
„Vetterhof“, Bio-Hof und -Landwirtschaft, Lustenau

»Wir sind ein gemischter Betrieb und für Vorarlberg, das für die Milchproduktion bekannt ist, sehr untypisch. Die haben wir vor über zehn Jahren aufgegeben und unseren Schwerpunkt auf Gemüse gesetzt, aber nicht nur mit einer einzigen Kultur. Wir probieren alles, was in Mitteleuropa wächst. Manches davon müssen wir unter Folientunnel anbauen, weil es auf Grund der Niederschlagsmengen nicht anders geht. Vorarlberg ist eine anspruchsvolle Gegend für den Gemüseanbau. Vermarktet wird unser Gemüse über den Hofladen, den Wochenmarkt und die Bio-Kisten. Von anderen Bio-Kisten-Anbietern unterscheiden wir uns insofern, dass es bei uns lediglich bei der Größe eine Wahlmöglichkeit gibt. Wir sind kein Handelsunternehmen, wir kaufen keine Produkte hinzu. In der Kiste landet das, was gerade Saison hat und auf unseren Feldern wächst. Im Hofladen gibt es Eier, Milch usw. von benachbarten Betrieben, aber das hält sich in Grenzen.«

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Marie-Theres Holler
„Gut Hornegg“, Bio-Fischzucht, Preding

»In den letzten Jahren haben wir deutlich gemerkt, dass die Nachfrage nach Bio-Fisch angestiegen ist. Dazu muss man sagen, dass das für Süßwasserfisch allgemein gilt, der im Vergleich zu Seefisch an sich schon weniger umweltbelastend ist. Wir haben die Fischzucht etwa um 2000 auf Bio umgestellt und die Besatzdichte reduziert. Das muss man allein deswegen machen, um das Krankheitsrisiko zu verringern, wenn man auf Antibiotika verzichtet. Zum Gesamt-Konzept von Gut Hornegg lässt sich sagen, dass wir mit Fisch groß geworden sind. Die Nachfrage nach Bio-Fisch hat uns erst die Ferienwohnungen ermöglicht. Jetzt profitieren die beiden Bereiche voneinander. Einerseits verleiht die Fischzucht der Ferienumgebung Authentizität. Andererseits wird den Gästen Einblick in die Produktion gegeben, was sehr vertrauensfördernd ist. Aus diesem Grund veranstalten wir auch zweimal im Jahr ein Hoffest.«

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Nicole Berkmann
„Natur Pur“, Bio-Eigenmarke Spar

„Die Trends im Bio-Bereich decken sich mit den allgemeinen Trends im Lebensmittelhandel: Zum einen schauen die Kunden immer stärker auf die Herkunft der Produkte. Regionale Produkte sind sehr gefragt. Zum anderen gibt es in immer mehr Bereichen auch Angebote in Bio-Qualität. Das reicht von den Convenience-Produkten bis zum Waschmittel. Unser Sortiment wird laufend erweitert. Ganz aktuell sind zum Beispiel die neuen Winterjoghurt-Sorten: »Natur pur« Bio-Joghurt Lebkuchenzauber und »Natur pur« Bio-Dessertjoghurt Maroni. Wir achten darauf, dass so viele unserer Bio-Produkte wie möglich aus Österreich kommen. Manchmal geht das aus verschiedenen Gründen nicht. Die »Natur Pur«-Bioprodukte von Spar dürfen nur mit gültiger Bio-Zertifizierung erzeugt werden. Dafür gibt es internationale Kontrollinstitute, die die Einhaltung der geforderten Richtlinien weltweit kontrollieren. Um die Rohstoffe kümmern wir uns, außer beim Fleisch und beim Obst und Gemüse, aber nicht selbst, das machen die Hersteller.«

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Ingrid Heinz
MPreis, regionale Supermarkt-Kette, v.a. Tirol

»Wir sind ein Tiroler Familienunternehmen. Eine vergleichbare kleine Supermarkt-Kette gibt es so sonst nicht. Exklusiv bei uns erhältlich sind Produkte der Marke »Bio vom Berg«, aber dabei handelt es sich nicht um eine Eigenmarke, sondern diese wurde von einer Genossenschaft von Bio-Bauern gegründet. Deren Mitglieder produzierten bereits vorher ökologisch, hatten aber Vertriebsprobleme. Es handelt sich dabei um 600 überwiegend klein strukturierte Tiroler Betriebe, etwa 80% davon im Nebenerwerb betrieben, die an MPreis herangetreten sind. Angefangen hat es mit Milchprodukten, mittlerweile gibt es über 100 Bio-Lebensmittel im Sortiment von »Bio vom Berg«. Wir entwickeln dort gemeinsam mit den Bauern sinnvolle neue Produkte und geben sie nicht vor, wie es bei den großen Handelsketten der Fall ist.«

Martina Hörmer

Martina Hörmer
»Ja! Natürlich«, Biomarke von Rewe

»Dadurch, dass wir die erste Bio-Marke Österreichs waren und immer noch die umsatzstärkste Marke im österreichischen Lebensmittelhandel sind, haben wir hier von Anfang an eine Vorreiterrolle eingenommen und setzen in Bio die Trends. Allgemein spielen Regionalität und Heimat eine immer wichtigere Rolle für die Kunden. Ebenso wichtig ist das Thema Nachhaltigkeit – z.B. ob etwas umwelt- und ressourcenschonend hergestellt wird. Was bedeuten diese Trends für uns? Für das gesamte „Ja! Natürlich”-Vollkornmehl beispielsweise haben wir das traditionelle und schonende Steinmühlverfahren wieder aufgegriffen, welches früher einmal die gängige Art war, Getreide zu mahlen. Damit haben wir einen Trend aufgegriffen und Tradition sozusagen neu interpretiert. Ein weiteres Beispiel wären unsere Frucht-Joghurts mit regionalen Früchten wie Rosenrhabarber, Sirius-Apfel, etc, die bei den Österreichern sehr gut angekommen sind. Auch bei den Verpackungen verfolgen wir einen nachhaltigen Ansatz. Statt Verpackungsmaterial, welches auf dem Rohstoff Erdöl basiert, verwenden wir solches basierend auf Holz –etwa Folien aus Cellulose oder Kartonagen aus Pappe. Ganz aktuell sind wir dabei, Netze aus Naturfasern zu entwickeln.«

 

… “Bio in Österreich” – Teil 1

… “Bio in Österreich” – Teil 2

 

DOKUMENTATION Sandra Adler & Katharina Wiesler

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