Das Fair-Trade-Öko-Phone

(c) FairPhone

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Eine niederländische Initiative will vorzeigen, dass es möglich ist, ein faires Mobiltelefon zu produzieren.

Die regelmäßigen Rankings durch Greenpeace zum Thema „Grüne Elektronik“ zeigen auf, dass bei den großen und bekannten Elektronikherstellern noch viel Nachholbedarf besteht, wenn es darum geht, umweltfreundliche und sozial verträgliche, also faire Produkte herzustellen.

Mobiltelefone stehen dabei besonders im Fokus, sowohl durch ihre große Verbreitung als auch die kurzen Lebenszyklen, die durch eine durch Marketing-Maßnahmen subjektive und eine durch Qualitätsmängel tatsächliche Alterung (geplante Oboleszenz) bedingt sind. Außerdem benötigen die Komponenten in einem Smartphone eine Vielzahl von Rohstoffen, die zum größten Teil unter menschenunwürdigen Verhältnissen gewonnen werden. Auch die Arbeitsbedingungen, unter denen iPhone und Kollegen zusammengebaut werden, sind zu hinterfragen.

Große Hersteller verstecken sich hinter der Unmöglichkeit (oder besser dem Unwillen), den Produktionsprozess bis zum Rohstoff zurückzuverfolgen, oder sehen für ein Telefon nach Fair-Trade-Vorbild keinen Markt.

Von der Mine bis zum Recycling

Eine niederländische Initiative möchte nun aufzeigen, dass es möglich ist, ein ökologisches und faires Mobiltelefon zu produzieren. Das ambitionierte Ziel ist der Verkauf eines derartigen Telefons im zweiten Halbjahr. Es liegen bereits über 5.000 Bestellungen vor. Die dafür gegründete Firma FairPhone geht die Sache ganzheitlich an und betrachtet den Produktlebenszyklus von der Mine, wo die Rohstoffe wie seltene Metalle gewonnen werden, über den Fertigungsprozess, der Erst- und Zweitverwendung, zum Beispiel als Gebrauchttelefon in ärmeren Ländern, bis hin zum Recycling. Die Verwendung eines offenen Betriebssystems ist genauso ein Thema wie die Möglichkeit, das Gerät reparieren zu können.

Auf den ersten Blick sieht die Aufgabenstellung schwierig, fast unmöglich lösbar aus. In kleinen Schritten identifiziert und behebt das Team von Bas van Abel die Problempunkte, und interessierte Personen können dies über Blog und Website miterleben. Für einige der Rohstoffe wurden bereits faire Produzenten gefunden, durch Vernetzung mit anderen Initiativen zeichnet sich eine Verbesserung der Situation ab. Man ist sich durchaus bewusst, dass in dieser kurzen Zeitspanne nicht die perfekte Umsetzung der Ziele möglich ist, aber in jedem Fall wird das Gerät das fairste Telefon werden, das auf den Markt kommt. Möglicherweise ist es durch Initiativen wie dieser in einem Jahrzehnt schon üblich, wie beim Bananenkauf zwischen dem normal prodzierten und dem Fair-Trade-Telefon aussuchen zu können.

 

 

 

Joe Mier von FairPhone wird am 13. Februar bei der Diskussionsveranstaltung twenty.twenty im Hub Vienna zu Gast sein. Nach seiner Keynote diskutiert er mit Lale Rodgarkia-Dara (Künstlerin und Hardware-Hackerin), Daniela Zimmer (AK Wien, Rechtsexpertin für den Telekom- und Internetbereich, Medien und Datenschutz) und Johannes Naimer (Projektmanager WWF CLIMATE GROUP) zum Thema „Gadgets: Geräte ohne Gewissen?“.

 

twenty.twenty
13.2.2013, 18.30 Uhr
Wien, Hub Vienna

www.twentytwenty.at

 

www.fairphone.com

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