London stürzt sich auf Müll-Mode

Das Urgestein unter den Jeans-Herstellern, Levi’s, startet das nächste Kapitel für nachhaltiges Mode-Design: Eine neue Denim-Kollektion aus recycelten Flaschen wird 2013 auf den Markt gebracht.

Am 16. Oktober 2012 präsentierte Levi’s seine neue Kollektion in London. Jedes Levi’s „Waste<Less“-Kleidungsstück wurde zu mindestens 20 Prozent aus recycelten Plastikflaschen gefertigt. Die Frühjahrskollektion soll 2013 auf den Markt kommen und ist sowohl für Männer als auch für Frauen erhältlich. Insgesamt werden mit der neuen Levi’s-Kollektion um die 3,5 Millionen Flaschen recycelt.

In den USA sammelten die Partner des Unternehmens Produkte aus PET Plastik (Polyethylen-Terephthalat), vorwiegend braune Bier-, grüne Limonaden- und durchsichtige Wasserflaschen sowie schwarze Essenstabletts. Das Material wurde nach Farben sortiert, gestückelt und zu Polyester-Fasern verarbeitet. Als nächstes hat man diese mit Baumwollfasern vermischt. Anschließend verwebte Cone Denim, der traditionelle Denimlieferant von Levi’s, die Fasern mit herkömmlichem Baumwollgarn, um daraus den Denim für die Levi’s  „Waste<Less“-Kleidungsstücke herzustellen. Durch die Farben der Flaschen bekommt das Material einen ganz eigenen Unterton.

„Wir haben unsere Produkte von Anfang an zweckmäßig und intelligent designt. Indem wir Abfallmaterial einen neuen Stellenwert geben, hoffen wir, das Bewusstsein der Gesellschaft für das Thema Recycling zu verändern und zu verstärken“, erklärte James Curleigh, Global President von Levi’s.

 „Better Cotton“ statt „Stone Wash“

Die neue Kollektion ist nur ein weiterer Schritt des Jeans-Herstellers in Sachen nachhaltiger Mode. Schon im Jahr 2009 hat Levi Strauss & Co. die Initiative „A Care Tag for our Planet“ ins Leben gerufen. Dabei sollten Konsumenten darüber informiert werden, wie sie ihre Kleidung umweltschonender reinigen können. Außerdem wurden sie durch die Initiative angeregt, getragene Jeans an die NGO Goodwill zu spenden, anstatt sie in den Müll zu werfen. Einen weiteren Coup landete das Unternehmen, in dem es eine revolutionäre Verarbeitungstechnik entwickelte, um die Wassernutzung bei der Herstellung für einige Produkte bis zu 96 Prozent zu senken. Außerdem wirkt das Unternehmen als Mitglied  bei der Initiative „Better Cotton“ mit, die sich für die Reduzierung der Wassernutzung und gegen den Einsatz von Pestiziden in der Baumwollproduktion einsetzt. Bisher konnten hunderttausende Baumwollbauern wirtschaftlich unterstützt werden.

Doch war der umweltschonende Gedanke in dem Konzern schon immer so fest in der Firmenideologie verankert? Ein Blick zurück: Den Status des Kultobjekts hat die Levi’s-Jeans noch nicht allzu lange. Es ist zwar bekannt, dass die Firma seit 1850 Jeans fertigt, jedoch konnte sie sich erst durch eine teure Werbekampagne in den 80er Jahren den Platz in den Köpfen der Kunden sichern. Die Quintessenz der Werbefilme: Pop-Songs gepaart mit schönen Models für die MTV-Generation. Schnell wurde aus den Jeans ein Trendprodukt, welches sich an die Spitze des Marktes kämpfte. Heute kann der Konzern für ein durchschnittliche Levi’s-Jeans um die 130 Euro verlangen. Nicht nur die Preise änderten sich im Laufe der Jahre, sondern auch die Herstellungsart. Wo damals noch aggressive Bäder („Stone Wash“) in der Köpfen der Geschäftsleitung dominierten, um den unverkennbaren Used-Look einer jeden Levi’s Jeans zu kreieren, standen gestern bei der Präsentation in London recycelte Plastikflaschen Vordergrund. Dennoch: Ein Großteil der Produkte des Kultherstellers werden nach wie vor in Dritte-Welt Länder wie Sri Lanka, Südafrika, Taiwan, Thailand, Uruguay oder Vietnam hergestellt.

Mit der neuen Recycling-Kollektion setzt der Jeans-Mogul nun ein Statement in puncto nachhaltiger Mode. „Mit der Kollektion leisten wir unseren kleinen Beitrag, indem wir aus Abfall etwas Neues herstellen“, sagt Curleigh. „Wir wollen nicht nur umweltschonender arbeiten, wir wollen die Umwelt besser zurücklassen, als wir sie vorgefunden haben. Wir haben es uns zur Aufgabe gemacht, Produkte herzustellen, die gut für die Leute sind und noch besser für unsere Erde.“

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