Bienen-Beats und Drohnen-Drones

Die beiden Wiener Künstler, Musiker und Klangforscher Paul Divjak und Wolfgang Schlögl alias Team Tool Time nehmen sich mit ihrem Projekt »Bee Pop (Konzert für drei Bienenstöcke)« der Thematik Honigbienen auf kreative Art und Weise an. 

Paul Divjak ist ein Multitalent. Er ist erfolgreicher Schriftsteller, Filmemacher, Musiker und Künstler. Sein aktuelles Album »Science Fiction Pocket Museum« ist soeben auf den österreichischen Avantgarde-Pop-Label Konkord erschienen. Wolfgang Schlögl ist weltbekannt unter seinem Künstlernamen I-Wolf und für die Musik seiner Gruppe Sofa Surfers. Gemeinsam nennen sie sich Team Tool Time und haben sich konzeptueller Klangforschung auf hohem Niveau verschrieben. Ihre neueste Arbeit befindet sich gerade im Entstehen und beschäftigt sich eindringlich mit dem Sound der Honigbiene und ihrer unmittelbaren Umwelt. Auf die Idee kamen sie durch die Brisanz des Themas, aber vor allem durch die konzeptuell gut verwertbare Idee des Sozialstaates, für den die Bienenvölker oft als Vorbild herhalten müssen.

Seit Wochen arbeiten Divjak und Schlögl eng mit Imkern zusammen. Der intensive Kontakt mit Heidrun Singer und Friedrich Haselsteiner war der grundlegende und wichtigste Schritt am Beginn des Projekts. Die Imker fungieren dabei als Know-how-Geber und Geburtshelfer dieser ambitionierten Klangforschung. Sie führen die Musiker in die Thematik ein und beantworten Fragen, die während der Recherchephase auftreten: »Kann man überhaupt sinnvoll ein Mikro in den Bienenstock hängen?« oder »Auf welche Reize reagieren Bienen wie?«.

Der Sound des Bienenstocks

Die Künstler bewegen sich dabei innerhalb der ethischen Zonen, die ihnen die Imker, aber auch die Bienen vorgeben. Wie Divjak und Schlögl im persönlichen Gespräch schildern, waren sie, was die Machbarkeit ihres Vorhabens betraf, selbst nicht so zuversichtlich wie die Bienen-Experten. »Die Imker, aber auch wir profitieren von diesem Wissenstransfer und das ist das Schöne und Nachhaltige an solchen Projekten«, erklärt Paul Divjak. »Bee Pop« hat sich zum Ziel gesetzt, die verschiedenen Lebensräume der Biene vom Stock über die Weiselzellen bis hin zum Flugloch akustisch einzufangen und sich künstlerisch damit auseinanderzusetzen. Die Tonkünstler wollen mit ihrer Arbeit erforschen, ob jeder Bienenstock einen eigenen Sound hat, wie Bienenstöcke auf Feedbacks reagieren oder wie sich die einzelnen Geräusche von Königin bis Arbeitsbiene unterscheiden.

Bewusstsein für die Biene

Die Forscher beschäftigen sich allerdings nicht nur mit dem Sound der Bienen selbst, sondern auch mit den Geräuschen, die die Gerätschaften der Imker von sich geben. Zum Beispiel arbeiten Divjak und Schlögl eng mit einer Imkerin zusammen, die sich auf die Züchtung von Bienenköniginnen mittels Inkubator spezialisiert hat. So wird auch der Sound dieser Apparatur in die Klangperformance einfließen und sich an dem Summen der Bienen reiben.

Die Musiker begleiten in der Recherchephase des Projekts den ganzen Arbeitsprozess eines Imkers und einen ganzen Lebenszyklus der Arbeitsbiene. Aus sämtlichen Aufnahmen wird eine vielschichtige Klanglandschaft entstehen. Das Projekt »Bee Pop« soll aber nicht nur Sound, sondern auch Message transportieren. Etwa, dass die Bienen zur Bestäubung für unsere Natur unentbehrlich sind. Eine Bewusstseinsbildung für die Bedürfnisse der Honigbiene ist den Musikern und den Imkern wichtig. »Bee Pop« soll diese Anliegen im Subtext mittransportieren.

Am Ende ihrer Klangforschung werden Divjak und Schlögl eine CD aufnehmen, die im Herbst live präsentiert wird. Das Grundkonzept sah zwar Bienen auf der Bühne vor, aber im Zuge der Arbeit an dem Projekt änderten die Künstler ihre Herangehensweise. Live wird nicht mit den Bienenstöcken agiert, der Hauptfokus liegt ganz auf der Klangforschung. So vielseitig wie die Künstler selbst ist auch dieses Projekt angelegt: Zusätzlich wird auch eine filmische Dokumentation entstehen.

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