Desillusion, Milch & Genuss
Am Donnerstag hatte ich noch ein eher ernüchterndes Gespräch mit Wolfgang Pekny von der Plattform Footprint. Er eröffnete mir, dass der Transport von Gütern quer durch die Welt einen relativ geringen Anteil an der Ökobilanz eines Lebensmittels hat; Umweltbelastungen bei der Herstellung und beim Transport zum Laden und vom Laden nach Hause machen den Großteil des Impacts aus, erklärte mir der Experte. Als Referenz diente Pekny u.a. eine Studie von Jules Pretty von der Universität Essex, die den Lebensmittelwarenkorb in Großbritannien unter die Lupe nahm und die realen Kosten (inklusive Umwelt-Impacts) berechnete. Pretty et.al. meinen sogar, dass internationale Transporte nur 0.01 Prozent der Kosten dieses Warenkorbs ausmachen. Der Transport vom Shop nach hause hingegen macht 15.8 Prozent der Kosten aus, die Transportwege zwischen Farm und Shop 29.2 Prozent – schließlich wird z.B. viel Milch vom Bauer zur Molkerei etc. hin und her gekarrt. Inwiefern die „Kosten“ hier mit Footprint & Umweltbelastung gleichzusetzen sind, ist mir allerdings nicht klar – demnächst dazu mehr.
Eine Lehre, die ich aus dem Material bisher ziehen konnte, ist, dass der C02-Impact des Transports vom Herstellungsort zum Ort der Konsumption eine sehr isolierte Größe ist, die in sich wenig aussagekräftig ist (nichtsdestotrotz aber von heimischen Agrar-Lobbys natürlich fleißig instrumentalisiert wird). Die (Energie)Kosten der Lagerung und Zubereitung überschreiten oft jene des Transports massiv.
Ein Beispiel ist die gute Milch, die ich am Samstag am Naschmarkt erstanden habe: Bio-Frischmilch aus Kilb, 80km von Wien entfernt und daher durchaus „regional“. Da es aber Frischmilch ist, empfiehlt es sich, sie abzukochen. Wenn ich dazu mein kleines Milchkännchen verwende, in dem ich die Milch dann auch für den Kaffee schäumen kann, verpufft recht viel Energie, weil das Kännchen nur einen Teil der Herdplatte abdeckt. Wie viel Energie geht in den ca. vier Minuten des Abkochens drauf? Wie viel effizienter wäre es, Milch zu trinken, die in einem großen Bottich pasteurisiert wurde und meinetwegen ein paar Kilometer mehr auf dem Buckel hat? Man sieht schon, regional ist offenbar nicht alles. Doch Energieeffizienz ist natürlich nur ein Argument unter vielen, das für regionale Kost spricht. Mehr dazu demnächst – ich trinke erstmal ein Glas köstliche Milch….