Nicht alles, was glänzt…

Fair gehandelte Nahrungsmittel oder Baumwolle kennt man, Nachhaltigkeit im Abbau und Handel von Edelmetallen und Edelsteinen weniger. Aber es gibt engagierte Menschen, die sich für ecofaire Alternativen und Recyclingkonzepte im Schmuckbereich einsetzen.

Wie fühlt es sich an, auf über 3.500 Höhenmetern schwere körperliche Arbeit zu leisten? Wie ist es, bei Hitze und staubiger, trockener Luft Gold zu waschen? Der Hamburger Goldschmied Jan Spille wollte selbst erfahren, welch enorme Kraftanstrengung es ist, Gold zu gewinnen. Dafür reiste er für mehrere Wochen nach Lateinamerika, um mit jenen Menschen zu sprechen, die die Materialien produzieren, mit denen er tagtäglich in seinem Atelier Schmuck fertigt. »Ich empfinde große Wertschätzung für die harte Arbeit der Minenarbeiter. Umso mehr verstehe ich jetzt den hohen Goldpreis«, so das Resümee seiner Reise. Jan Spille hat sich seit sechs Jahren der Fertigung von ecofairen Eheringen verschrieben. Dafür verwendet er »Oro Verde« oder »Grünes Gold«. Darunter versteht man nachhaltig geschürftes und verarbeitetes Gold. Auch »Recycling-Gold«, also neu gefertigter Schmuck aus Altgold, fällt in diese Kategorie. »Das recycelte Material weist keinerlei Qualitätsverlust auf, durch die Wiederaufbereitung müssen keine neuen Rohstoffe abgebaut werden und somit bleiben natürliche Ressourcen unangetastet. Außerdem ist es ein schöner Kreislauf, wenn der Schmuck früherer Generationen zu neuen Eheringen verarbeitet wird«, so Spille. Ecofaires Gold stammt aus Bergbaukooperativen, die das Gold selbstbestimmt, umweltschonend und unter sozial gerechten Bedingungen gewinnen. Schmuckhersteller wie Spille zahlen den Kooperativen einen Preis, der über dem Weltmarktpreis liegt, der Zuschlag wird in soziale Projekte und Umweltschutzmaßnahmen investiert.

Nachhaltige Konzepte der Schmuckherstellung

Spätestens seit dem Politthriller »Blood Diamond« mit Hollywood-Beau Leonardo DiCaprio in der Hauptrolle und Berichten über chemische Abfälle und die schlechten Arbeitsbedingungen der Minenarbeiter beim konventionellen Bergbau, ist das Thema Ökofairness beim Schmuckkauf näher ins öffentliche Interesse gerückt. Anteil daran hat unter anderem die Interessensgemeinschaft Fair Trade in Gems and Jewellery, eine Gruppe von Bergingenieuren, Geologen, Edelsteinkundigen und Goldschmieden, die den fairen Handel mit Edelmetallen und Edelsteinen forciert. Auch der Münster Geologe Thomas Siepelmeyer unterstützt den ökofairen Aspekt bei der Schmuckherstellung mit seiner Expertise. Er reist regelmäßig nach Südamerika, um sich vor Ort ein Bild von der Gewinnung der Rohstoffe zu machen und Goldschmieden das Gold der Kooperativen anzubieten. So können diese zu 100 Prozent garantieren, dass ihr Schmuck nicht nur handwerklich hochqualitativ, sondern auch ecofair, also ökologisch nachhaltig und nach den Prinzipien des fairen Handels gefertigt wird. Auch beim Kauf von Edelsteinen können Kunden darauf achten, ob die edlen Steine fair gehandelt wurden. Im Gegensatz zu den Edelmetallen gibt es hier jedoch noch keine genauen Zertifizierungs-Richtlinien. Ein Unternehmen, das schon seit Jahren faire Edelsteine vertreibt, ist Brazil Gems. Inhaberin Jutta Werling-Durejka setzt sich für Kleinbergbaubetriebe in Brasilien ein. Die mit ihr befreundete Minenbetreiberfamilie betreibt ihre Mine und Schleiferei nach garantiert einwandfreien und streng kontrollierten ökologischen und sozialverträglichen Richtlinien. Noch sind fair gehandelte, chemisch nicht nachbehandelte Edelsteine eine Rarität, und die Community, die sich damit beschäftigt, ist überschaubar.

Fairgoldete Schmuckstücke

Weltweit gibt es nur wenige Regionen, in denen Gold ohne den Einsatz von Zyanid und Quecksilber gewonnen wird. Mit der Ausweitung des industriellen Bergbaus verschärfen sich durch die Umweltbelastungen sowohl die ökologischen als auch sozialen Bedingungen. Doch kaum jemand denkt an Zwangsumsiedelungen, Grubenunglücke und Arbeitsrechtverletzungen, wenn man sich einen Ring an den Finger steckt. Dass giftige Chemikalien nicht nur die Umwelt, sondern auch die Gesundheit der Schürfer schädigen und Kleinbergbau ein weltweites Verschmutzungsproblem ist, ist wenigen bewusst. Um zu zeigen, dass es auch im Schmuckbereich ökofaire Alternativen gibt, haben die beiden Goldschmiede Jan Spille und Thomas Becker die Wanderausstellung »Ethical Gold« konzipiert. Denn nur fair gehandeltes Gold garantiert, dass den Arbeitern faire Preise gezahlt werden und die Gewinnung umweltschonend durchgeführt wird. Ein Beispiel dafür ist neben der Kooperaitve Eco Andia in Argentinien die kolumbianische Genossenschaft Oro Verde. Sehen wir das Fairtrade-Siegel also schon bald auf Goldbarren kleben? Derzeit fehlt es international noch an den entsprechenden Mengen Gold, das diesen hohen Standards gerecht wird. Mariska Pryzklenk, Produktmanagerin bei Fairtrade Deutschland, kündigt die Einführung des Fairtrade and FairminedSiegels für Gold in Deutschland für 2013 an. Bereits jetzt haben die Fairtrade Labelling Organisation (FLO) und die Alliance for Responsible Mining (ARM) Standards entwickelt, um gegen Armut im handwerklichen und kleingewerblichen Bergbau vorzugehen.

 

Weitere Infos:

www.brazilgems.de

www.faire-edelsteine.de

www.oekofaire-trauringe.de

www.tbschmuck.de

www.ethical-gold.de

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