Das sind die Bio-Produkte des Jahres 2025

Bereits zum siebenten Mal zeichnen BIORAMA und die Messe Wieselburg die Bio-Produkte des Jahres aus – in mehreren Kategorien.

Wie in den Vorjahren stammen die meisten Nominierungen aus Niederösterreich, Oberösterreich und Salzburg. Ausgezeichnet werden sowohl altbekannte Unternehmen, als auch innovative Produkte von Unternehmen, die erst seit kurzer Zeit am Biomarkt aktiv sind.

Krankheitsbedingt waren zwei neue Jury-Mitglieder verhindert. So lag die Bewertung in der Hand von Jurymitgliedern, die von Anfang an Teil der Jury sind. Die Entscheidung haben sich Reinhard Gessl (Forschungsinstitut für biologischen Landbau), Kulinarik-Journalistin und Kochbuchautorin Katharina Seiser und BIORAMA-Herausgeber Thomas Weber nicht leicht gemacht. Die Bewertungskriterien waren unverändert Innovation, Design, Nachhaltigkeit und Nomnom/Spaßfaktor.

Bio-Produkt des Jahres in der Kategorie Farm & Craft
Stockwerk – Tropfhonig klassik

Die Naturwabenimkerei Stockwerk versteht ihre Art der Honigproduktion als »Kooperation«, als Zusammenarbeit der beiden Imker mit den jeweils zigtausend Bienen ihrer Völker. Dabei geht das Brüderpaar Michael und Richard Schachinger aus dem oberösterreichischen Regau besonders behutsam vor, versucht seine Eingriffe ins Leben der Tiere auf ein Minimum zu reduzieren. Die Bienen leben ihr natürliches Verhalten so weit wie irgendwie möglich aus. Das geht weit über die gesetzlichen Vorgaben der Bioverordnung und sogar des Demeterverbands hinaus. Natürlicher und schonender ist die Produktion von Honig schwer denkbar. Das beginnt bereits damit, dass die Bienen von Stockwerk ihre Waben selbständig ohne Mittelwände bauen und ihren Honig deshalb nicht in ansatzweise vorgegebene Wachswaben eintragen: Naturwaben eben. Da nur einmal im Jahr geerntet wird, enthält ihr Honig alles, was die Bienen im Laufe einer Vegetationszeit gesammelt haben. Statt auf Sorten und kurze Blühzeiten von geschmacklich dominierenden Pflanzen (wie z. B. Akazienhonig) setzt Stockwerk auf Lagen – wie wir sie aus dem Weinbau kennen. Dahinter steckt die Überzeugung, dass jede Landschaft ihren eigenen Geschmack hat, den die Bienen im Honig einfangen. Wirklich besonders ist aber wie Stockwerk ihren Honig erntet. Während er üblicherweise geschleudert wird (was nichts Schlechtes ist), haben die Brüder Michael und Richard Schachinger eine urtümliche Erntetechnik wiederentdeckt: das Austropfenlassen. Das heißt: Ihr Honig tropft langsam aus den Waben, die Geschwindigkeit bedingen einzig die Schwerkraft und die Umgebungstemperatur. »Der Tropfhonig schmeckt wahnsinnig gut«, sagt Jurorin Katharina Seiser, »seine Konsistenz ist cremig bis leicht geleeig, leicht wachsig, ein bisschen würzig, hat hintennach eine zarte Säure, insgesamt sehr harmonisch.« Auch Juror Reinhard Gessl ist vom runden, gefälligen, aber dennoch würzigen Geschmack überzeugt und meint: »Super regional, super saisonal, super bio, super Handwerk, schlichte Verpackung. Eine Entdeckung!«. Thomas Weber vermutet bei der Jurysitzung: »Bären würden Tropfhonig kaufen«.

Slow Honey: Die Naturwabenimkerei Stockwerk aus Oberösterreich lässt ihren Biohonig aus den Waben tropfen. (Bild: Richard Schachinger)

Bio-Produkt des Jahres der Kategorie Retail & Big Brand
Ja! Natürlich – Edamame (TK)

Edamame sind hierzulande noch weitgehend unbekannt. Dabei handelt es sich um junge, grüne und gewissermaßen unreif geerntete Sojabohnen. Edamame ist Japanisch und bedeutet übersetzt soviel wie »Bohnen am Zweig«. Sie sind reich an Protein und Ballaststoffen und eignen sich als gesunder Snack (gekocht und leicht gesalzen) ebenso wie im Eintopf, Suppe oder anderen Gemüsegerichten.
»Während asiatisch geprägte Würzsaucen (Sojasauce) und Pasten (Miso) schon lange in hervorragender Bioqualität aus heimischem Anbau erhält sind, ist das bei Frische-Produkten noch selten«, freut sich Jurorin Katharina Seiser über das neu verfügbare Produkt von Ja! Natürlich. »Als Zutat aus dem Tiefkühlfach können die ausgelösten Sojabohnen einfach wie Erbsen zum Einsatz kommen«, weiß die Kulinarikjournalistin. Auch Ko-Juror Reinhard Gessl spricht von »einem erfreulichen Neuzugang im Tiefkühlregal. Und das nicht nur, weil Hülsenfrüchte in den ganz neuen Ernährungsempfehlungen erstmals eine eigene Kategorie sind. Diese Edamame kommen in bester Bioqualität superregional aus dem südlichen Weinviertel und werden dort zum idealen Zeitpunkt supersaisonal verarbeitet.« Anregende Farbe, schöne Bohnen. Milder Geschmack, sehr harmonisch.

Neu im Tiefkühlfach und im Sortiment von Ja! Natürlich: Tiefgekühlte, ausgelöste Edamame. (Bild: Rewe)

Bioprodukt des Jahres der Sonderkategorie Niederösterreich
Kräuterhof Rossnagl – gekeimter Apfel Zimt Porridge

Die äußere Anmutung dieses Porridge ließe auch auf edlen Kräutertee schließen. Stattdessen erwartet uns in der Verpackung fein vermahlener Porridge mit kleinen Apfelstücken und einem Hauch Zimt. Das ist auch ohne Zusatz von Zucker angenehm süß. Der Waldviertler Kräuterhof Rossnagl – ein innovativer Demeterhof – keimt den Dinkel aus eigener Produktion, trocknet das Keimgetreide und vermahlt es in einer Steinmühle. »Eine wirklich schöne Spielart des Klassikers Porridge«, sagt Jurorin Katharina Seiser, »sie zeigt, dass sich Qualität der Zutaten und smarte Rezepturen (hier das Keimen und der Zimt) bezahlt machen«. Auch Biofeinspitz Reinhard Gessl vom Forschungsinstitut für biologischen Landbau schwärmt: »Riecht gut, schöne Farbe als Porridge. Schöne Süße, Zimt rundet fein ab. Schmeckt gut, tut wohl!«.

Angenehm süß, dank Apfelstückchen geht das auch ohne zugesetzten Zucker – im vorgekeimten Porridge des Kräuterhof Rossnagl. (Bild: Rossnagl)

Bioprodukt des Jahres der Sonderkategorie Oberösterreich
Luvi Fermente Liquid Shio Koji

»Quasi die natürliche Version von Glutamat«, erklärt Jurorin Katharina Seiser. Reis, Wasser und Salz – mehr Zutaten braucht das flüssige Shio Kioji von Luvi Fermente nicht. Die fermentierte Sauce ist unpasteurisiert und laut Hersteller »ideal als Marinade oder Zartmacher für Gemüse, Fleisch und Fisch«. Das verwendete Salz stammt aus dem Salzkammergut, der Bioreis aus Italien. Die Sauce schmeckt süß und umami gleichzeitig und für den mitteleuropäisch geprägten Gaumen unvergleichbar. Dementsprechend viel Kommunikationsbedarf gibt es für den Einsatz dieses hochwertigen, handwerklichen Produkts. »Exquisit, aber erklärungsbedürftig«, meint Katharina Seiser, »wir wünschen uns konkrete Beispiele samt Mengenangaben für die Verwendung«. Experimente machen damit jedenfalls Spaß. »Leider geil«, so Katharina Seiser.

Allzweckwürze und flüssiges Umami: das Liquid Shio Koji von Luvi Fermente aus Lenzing. (Bild: Luvi Fermente)

Bio-Produkt des Jahres der Kategorie Beverages: Biogetränk des Jahres
Stiegl –Kreativ-Hausbier Almrausch (Rotes Zirben-Zwickl)

Die Salzburger Brauerei Stiegl ist nicht nur auf ihrem Gut Wildshut für ihre Freude am Experiment und die Kompromisslosigkeit in Sachen Qualität bekannt. Während viele größere Brauereien oft als einziges Biobier ein Zwickl-/Kellerbier im Sortiment führen, hat Stiegl in diesem besonders konservativen Segment mit seinem roten Zwickl einen Versuch gewagt, der sich geschmacklich ausgezahlt hat und trotzdem stimmig zu diesem urtümlichen Biertyp passt. Der Einsatz des Zirbenzapfenauszugs blieb behutsam, weshalb die Zirbe keinesfalls dominiert oder im »Almrausch« zu bitter hervorsticht. »Schön ausgewogen und harmonisch«, meint Jurorin Katharina Seiser und freut sich, »dass Zirbe nicht immer hochprozentig und picksüß sein muss, sondern auch süffig und leicht bitter als Zwickl daherkommen kann«. Erst wenn das Bier nicht mehr zu kalt ist, wagt sich die Zirbe zart harzig hervor – und überzeugt. Sie macht den »Almrausch« zu einem würzigen Zwicklbier, das mit seinem funkelnden Kupferrot auch optisch etwas hermacht. Feinste Biozutaten aus superregionalem Anbau, handwerklich sauber gebraut und dazu die Almassoziation.

Sachte harzig, leicht herb und süffig: das Rote Zwickl »Almrausch« mit Zirbenzapfenauszug von Stiegl. (Bild: Stieglbrauerei zu Salzburg GmbH)

Bio-Produkt des Jahres der Sonderkategorie Bio Austria
Büffelhof Forthofer – Pastrami vom Wasserbüffel

Wasserbüffel sind in Österreich noch immer selten, ihr Fleisch eine Rarität und nicht immer verfügbar. Umso erfreulicher ist diese Innovation aus Nöchling im südlichen Waldviertel, wo Monika und Manfred Forthofer ihren einstigen Milchhof zu einem Büffelhof weiterentwickelt haben und feinstes Büffelfleisch produzieren. Tierwohl ist auf ihrem Hof kein leeres Wort, sondern Lebensphilosophie. Die Büffelherde lebt auf weitläufigen Weiden mit Wasserstellen. Die Fütterung ist kraftfutterfrei, die Schlachtung passiert stressfrei am Hof, ebenso die Verarbeitung, für die ein modernen Kühl- und Arbeitsraum eingerichtet wurde. Für ihr zartes Pastrami pökeln die Forthofers Brustfleisch in Salzlake und räuchern es danach mit einer kräftigen Gewürzmischung schonend über Holz. »Ein langsames Bioprodukt für einen schnellen Sandwichbelag, sozusagen«, sagt Juror Reinhard Gessl. »Zwar nicht warm serviert wie in New York, aber sehr authentisch gewürzt und eine schöne Idee, um das kostbare Wasserbüffelfleisch zu veredeln«, meint Jurorin Katharina Seiser. Vermarktet wird diese Delikatesse online (österreichweiter Versand) und direkt ab Hof.

Eine Delikatesse, authentisch gewürzt: Pastrami vom Wasserbüffel vom Büffelhof Forthofer (Bild: Manfred Forthofer)

Biotrend des Jahres: Soja

Ob verarbeitet, fermentiert, getrocknet und geröstet oder frisch geerntet und tiefgekühlt: Kein Urprodukt war heuer bei den Nominierungen für die Bio-Produkte des Jahres so stark vertreten wie Soja aus österreichischem Bioanbau. Deshalb vergab die Jury nicht wie sonst einen zusätzlichen Sonderpreis, sondern einigte sich darauf, das Offensichtliche auch ganz offiziell zu benennen: als Bio-Trend 2025 Soja. »Es hat ein bisschen gedauert und kam durch die Fermentationshintertür (Sojasauce und Miso), aber schön langsam geht Soja aus heimischem Bioanbau auch als Lebensmittel, nicht nur als Gewürz in die Breite«, sagt Jurorin Katharina Seiser. »Endlich, weil es gut für den Boden und für die Ernährung ist. Gleich sieben Produkte im heurigen Bewerb basier(t)en auf Soja. Von grün und frisch als Edamame zum Knabbern in den Schoten oder bereits ausgelöst über ausgereift und geröstet als Knabbermix oder Flocken oder zu erstaunlich gutem Skyr verarbeitet, fermentiert als Shio Koji, Shiro Miso oder Tempeh verarbeitet. Schön dass sich da was tut!«.
Eine Auszeichnung hat zwar nur eines der sieben nominierten Soja-Produkte erlangt (das tiefgekühlte Edamame von Ja! Natürlich; saisonal war es im Herbst auch frisch verfügbar). Extra erwähnenswert sind aber auch alle anderen. Auch der Vetterhof aus Vorarlberg war mit seinem Tiefkühl-Edamame auf der Shortlist, aber nicht ausgelöst, sondern in der Schote, als Snack zum Kochen und Salzen. Eine Skyr-Alternative hat MyLove-MyLife präsentiert (»Ich hab fast noch nie so ein gutes Ersatzprodukt gegessen«, urteilte Reinhard Gessl bei der Jurysitzung.) Aufgefallen ist auch das Shiro Miso vom Genusskoarl aus dem Weinviertel, die tiefgekühlten, in der Küche gut zu portionierenden Tempehs von Zack die Bohne, der pikant-süße Knabbermix von Ja! Natürlich und nicht zuletzt die High-Protein-Müslis »No Fake« vom Zagler Müslibär aus Braunau am Inn. Darin werden die sonst üblichen Haferflocken durch nicht hochverarbeitete, schonend gepresste Sojaflocken ersetzt. Die Jury wagt deshalb die Prognose, dass uns 2025 noch viele weitere interessante Bioprodukte auf Sojabasis bringen wird.

Alle Produkte, die nominiert waren, finden sich auf den beiden Shortlists Farm & Craft und Retail & Big Brands.

Bioprodukt des Jahres

Die Bioprodukte des Jahres – seit 2018 küren die Messe Wieselburg und BIORAMA herausragende Bioprodukte Österreichs.

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