Buchrezension: »Vogel entdeckt – Herz verloren«
Vorgelesen für alle, die wissen wollen, wer aus dem Gebüsch singt.
Wer sind die tschilpenden und zeternden Wegbegleiter, die wir nur selten wahrnehmen, obwohl sie im Freien so oft in unserer Nähe sind? Als Antwort stellen Antonia Coenen und Philipp Juranek in einem optisch äußerst ansprechenden Buch neben Spatz und Stieglitz noch zwölf weitere, großteils heimische, Vogelarten vor.
Eingebunden in die eigene Lebensgeschichte (die Hobby-OrnithologInnen betreiben seit 2020 den Podcast »Gut zu Vögeln«) wird neben der Faszination für die Vogelbeobachtung unweigerlich die zunehmend schwierige Koexistenz von Tier und Mensch zum Thema. Monokulturen und Pestizide am Land sowie Gebäudesanierungen auf Kosten von Lebensraum und das radikale Zurechtstutzen von Hecken und von Fassadenbegrünung in der Stadt zählen zu den Gründen für das leise, menschengemachte Verschwinden. Allein in Europa hat sich seit 1980 die Zahl der Brutvögel um 600 Millionen reduziert.
Wie das Buch ganz ungezwungen eines seiner Ziele erreicht, zeigen die gespitzten Ohren, mit denen man während der Lektüre aus dem Haus geht. Schon der leichte Fokus auf die Präsenz lokaler Vogelstimmen an manchen, genau wie ihr Fehlen an anderen Orten, hat eine grundlegende Auswirkung auf die Art, wie wir unsere Umwelt wahrnehmen. Und das sowohl auditiv als auch visuell. Entdeckt man den Ursprung der Geräusche nämlich nicht – was meistens der Fall ist – lädt das erst recht ein, sich einmal ganz in Ruhe auf die Suche zu begeben.
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Antonia Coenen und Philipp Juranek, »Vogel entdeckt – Herz verloren«, Kosmos, 2023. | € 22