15 Millionen fliegende Mitglieder

In Salzburg summt und brummt es – das Ergebnis ist weitaus mehr als nur Honig.

Daniel Pfeifenberger, Vorsitzender des Vereins Bienenlieb.
Der Vorsitzende des Vereins »Bienenlieb«, Daniel Pfeifenberger, hat ein besonderes Verhältnis zu seinen fliegenden Mitgliedern. Er beschäftigt sich seit über neun Jahren mit der Imkerei. Bild: Daniel Pfeifenberger.

Für BienenliebhaberInnen befindet sich direkt an der Salzach ein Paradies schlechthin. »Bienenlieb« gibt es seit 2013, im Sommer 2019 sind die Bioimkerei, das ImkerInnenzentrum und der gemeinnützige Verein in den »Bienenhof« eingezogen und begrüßen dort ihre BesucherInnen. »Bienenlieb« hat es sich zur Aufgabe gemacht, die Bevölkerung über das Thema Bienen zu informieren.

Klein, aber fein

Der Verein besteht aus nur acht Mitgliedern, die nur für die Organisation der Vereinstätigkeiten zuständig sind. Und das soll auch so bleiben. »Wir sind kein Mitgliederverein, dafür gibt es die ImkerInnenvereine«, sagt Daniel Pfeifenberger, Vorsitzender des Vereins. Neben der Informationsarbeit werden in Kursen und Fortbildungen Fachleute ausgebildet, »wir wollen MultiplikatorInnen ausbilden und ihnen Material in die Hand geben«. Im Februar startet zum Beispiel ein fünfmonatiger Lehrgang zum Thema »Bienenpädagogik«, in dem die TeilnehmerInnen lernen können, wie Bienen- und Insekteninhalte pädagogisch vermittelt werden. 

»Im Grunde sind wir nicht anders als andere Bio-Austria-ImkerInnen«, sagt Pfeifenberger. Der Unterschied sei aber, dass der Fokus nicht nur auf einer nachhaltigen Herstellung der Bienenprodukte liege. Darüber hinaus nutze der Verein für den Transport Elektrofahrzeuge, verpackt werde nur mit nachhaltigen Materialien, ohne Kompromisse, erklärt Pfeifenberger. So wird der Honig zum Beispiel in Weckgläsern ohne Plastik- oder Aludeckel verpackt. Neben den Honigprodukten wird in einer kleinen hauseigenen Destille auch Gin hergestellt. Der »Gin Bien« aus Salzburg wurde 2018 mit der Silbermedaille der San Francisco World Spirits Competition ausgezeichnet und erfreut sich großer Beliebtheit. »Wir sind chronisch ausverkauft«, sagt Pfeifenberger. Der Verein und seine Bienen sind an die Kapazitätsgrenzen gelangt, auslagern will man aber nichts, denn: »Mit dem Handwerk beschränkt sich eben auch die Menge.« 

Der Bienenhof in Salzburg.
Der »Bienenhof« ist seit Sommer 2019 der Sitz des Vereins und beinhaltet ein Café, einen Hofladen, eine Destille sowie Veranstaltungs- und Tagungsräume. Bild: Daniel Pfeifenberger.

300 Stadtbienenvölker

Der Verein hat mittlerweile rund 300 Bienenvölker, in einem Volk leben zwischen 10.000 Bienen im Winter und 50.000 im Sommer. Diese sind auf das Stadtgebiet Salzburgs verteilt und stehen in alten Klostergärten, auf Friedhöfen und auch auf den Hausbergen Mönchsberg und Kapuzinerberg – von dort aus schwirren die Bienen durch die Stadt. Die Standorte in der Stadt haben den Vorteil, dass die Tiere die ganze Saison über Nahrung finden, erklärt Pfeifenberger.
Er beschäftigt sich seit neun Jahren privat mit der Thematik, vor drei Jahren gründete er den Verein, der im Juli 2019 in den »Bienenhof« zog. Dort gibt es neben der Imkerei auch ein Café, einen Hofladen, in dem die eigenen Produkte verkauft werden, und eine kleine Destille. Tagungsräume können für Veranstaltungen oder Workshops angemietet werden. Das Café mit Außenbereich hat im Winter wie im Sommer geöffnet, samstags lädt es zum Biofrühstück. Auf der Speisekarte spielen nicht nur Regionalität und Biozutaten eine Rolle, auch die Bienenprodukte finden in den Speisen ihren Platz, zum Beispiel im hausgemachten Honigbrot.

Hobby und Beruf

Dass sich laufend mehr Menschen mit Hobbyimkerei beschäftigen, begrüßt Pfeifenberger, doch das für die Praxis notwendige Wissen würden viele unterschätzen: »Das Problem ist, dass sich die Krankheiten unter den Bienenvölkern ausbreiten. Das betrifft dann nicht nur einen Standort, sondern verteilt sich auch auf die Nachbarvölker.« Hier müsse man vor allem bei den HobbyimkerInnen darauf achten, dass diese von Beginn an über eine gute Ausbildung verfügen und ausreichend Wissen haben und nicht in die Thematik »hineinstolpern« – ebenfalls eine Aufgabe des Vereins. In Zukunft soll die Aufmerksamkeit von der populären Biene zu anderen Insekten gelenkt werden. »Denn es gibt viele Hundert Insektenarten, die mindestens genauso viel Unterstützung brauchen wie die Honigbiene«, sagt der Imker Pfeifenberger.

Mehr als nur »Bienenlieb«. In Zukunft soll die Aufmerksamkeit von der populären Biene zu anderen Insekten gelenkt werden. Bild: Daniel Pfeifenberger.

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