15 Jahre Gentechnik-freie Lebensmittel in Österreich
„Österreich ist gentechnikfrei!“ hätte der Bundesminister für Gesundheit Alois Stöger heute wohl gerne verkündet. Daß dies gar nicht mehr möglich sein kann und warum Österreich trotzdem eine Vorreiterrolle in gentechnik-freiheit innerhalb der EU hat, erfuhr die Öffentlichkeit in einer prominent besetzten Pressekonferenz anläßlich des Jubiläums.
Im Juni 1997 wurde die ARGE Gentechnik-frei von Greenpeace, Global 2000, Bio-Austria sowie Unternehmen aus der Lebensmittelbranche gegründet. Man folgte dem Ruf von 1,27 Millionen ÖsterreicherInnen, die wenige Monate zuvor das Gentechnik-Volksbegehren unterschrieben hatten, mit der Forderung nach gentechnik-freie Lebensmitteln. Ein Jahr später fanden die ersten Produkte mit dem bekannten grünen Gütesiegel in die Regale der heimischen Märkte. 15 Jahre später kann sich die ARGE Gentechnik-frei nun als erfolgreichstes System in Europa bezeichnen. Diese einzigartige Initiative steht für Lebensmittel und landwirtschaftliche Produkte, die ohne Gentechnik hergestellt sind.
Einzelne Sparten sind unter dem Siegel bereits komplett geeint , so hat die komplette österreichische Milchwirtschaft seit Juni 201o auf Gentechnik-freie Fütterung und Verarbeitung umgestellt. Im Oktober selben Jahres folgte die Frischeier-Produktion. Aktuell laufen starke Bestrebungen, die Fleischproduktion gentechnik-frei zu gestalten. Seit März 2012 ist bereits der überwiegende Teil der Mastgeflügel-Produktion (Huhn, Pute) umgestellt. Bei Schweinefleisch gibt es auch schon eine beachtliche Anzahl von Markenprodukten, die kontrolliert gentechnik-frei hergestellt werden.
ARGE Obmann Markus Schörpf, als Bio-Bauer im Waldviertel seit 1982 selbst einer der Pioniere, meint: „Die Fleischproduktion ist klarerweise eine absolute Schlüsselbranche für die Gentechnik-Freiheit. Der Großteil der rund 600.000 Tonnen Sojaschrot pro Jahr geht in Futtermittel für die Fleischproduktion.“ Um den Import von gentechnisch verändertem Soja drastisch zu reduzieren wurde dazu im April 2012 das Donau-Soja-Programm zur besseren Marktversorgung ins Leben gerufen.
„Ohne Bauern geht gar nichts“, sprach Bio-Austria Obmann Rudi Vierbauch die Pionierleistung vieler Bauern an, die sukzessive auf den Einsatz von gentechnisch veränderten Material verzichteten. Auch der Handel stand (natürlich mit dem Druck des Konsumenten nach dem Volksbegehren von 1997) hinter dieser Aktion. Die führenden Handelsunternehmen (u.a. Spar, REWE, Hofer, Zielpunkt) sind Mitglied in der ARGE. Lücken gibt es noch bei den großen Cash & Carry Märkten und bei den kleinen privaten Importeuren. Damit kann der Konsument gerade in der konventionellen Gastronomie nicht mehr sicher sein, daß er nur gentechnik-freie Lebensmittel konsumiert.
Und Ausnahmen gibt es laut der aktuellen Richtlinien im Lebensmittelcodex auch hier: In einem minimalen Prozentsatz dürfen Substanzen, die als Zusatzstoffe oder Vitamine (im Bereich der Futtermittel) verwendet werden, die in gentechnik-freier Qualität nicht verfügbar sind, verwendet werden. Und laut den Experten bei der heutigen Pressekonferenz gibt es zum Beispiel Vitamine für die Tierfütterung, die in natürlicher Qualität weltweit nicht mehr erzeugt werden sondern nur noch durch Einsatz von GVO (Gentechnisch veränderten Organismen) produziert werden. Ein absolut Gentechnik-freies Lebensmittelsortiment ist daher auch in Zukunft nicht mehr denkbar.
Die ARGE Gentechnik-frei erzeugter Lebensmittel hat zum Jubiläum auch ein Imagevideo produziert:
Das Kernthema des kommenden BIORAMA Magazins (Ausgabe 22 erscheint kurz vor Weihnachten) ist die Gentechnik mit allen seinen Facetten. Im Streitgespräch diskutieren dazu ARGE Gentechnik-frei Geschäftsführer Florian Faber mit der Wissenschaftlerin Rene Schröder.