10 Fakten über Menstruation, die Männer kennen sollten
BIORAMA hat Annemarie Harant von Erdbeerwoche gebeten, Männern die oft nötige Nachhilfe in Sachen Menstruation zu geben.
Männer und Menstruation. Gibt es bis auf die zwei M am Anfang überhaupt einen Grund die beiden zusammenzubringen? Ja, definitiv! Menstruation ist leider tatsächlich noch für manche Männer ein Thema, das entweder mit Witzen abgetan wird (unsere Top 3 siehe unten) oder sogar bei erwachsenden Männern ein verlegenes Kichern hervorruft – glücklicherweise gibt es natürlich genügend Gegenbeispiele! Wir von der Erdbeerwoche haben während der letzten 7 Jahre im Menstruations-Business schon so gut wie alles gehört und daher wurde es auch einmal Zeit, hier die wichtigsten Wissenslücken für euch Männer zu schließen!
1. Es ist nicht eklig und wir bluten nicht blau
Fangen wir bei den Basics an: Bei der Menstruation stößt die Gebärmutter die Schleimhaut ab, die sie in der ersten Zyklushälfte für eine mögliche Befruchtung aufgebaut hat. Auch wenn es die Werbung der Großkonzerne jahrelang versucht hat uns einzureden und viele Männer (und Frauen) verunsichert hat: Menstruationsblut ist wirklich nicht blau, nie! Es ist auch kein normales Blut, sondern viel dickflüssiger, da Gebärmutterschleimhaut ebenfalls mitausgeschieden wird. Du findest das eklig? Deal with it! 40 Jahre zu bluten ohne dabei zu sterben ist schon eigentlich eine faszinierende Sache und ein Grund dafür, warum wir hier überhaupt alle existieren.
2. In der Regel ziemlich teuer. Ein Kleinwagen für dich, Tampons für uns
Sage und schreib 10.000 bis 17.000 Tampons oder Binden verbraucht eine Frau in ihrem Leben. Ein ziemlicher Haufen, oder? Wenn du in Euro umrechnest, dann ergibt das je nach Blutungsstärke (und die können sich Frauen nicht aussuchen) eine Summe von € 2.500,- bis € 5.000,- (BIORAMA berichtete bereits). Wenn jetzt noch die Zusatzkosten für Schmerztabletten oder auch Verhütung dazu gerechnet werden, dann können Kosten von bis zu € 8.000 entstehen. Während du dir also damit z.B. einen hübschen Kleinwagen leisten kannst, gehen wir mehr als 30 Tage in unserem Leben arbeiten, nur um uns Monatshygieneprodukte leisten zu können. Das findest du auch ungerecht? Dann könntest du jetzt zum Beispiel den Appell von aufstehn.at dagegen unterschreiben. Gemeinsam mit der Erdbeerwoche fordert die Plattform eine Senkung der Umsatzsteuer auf diese Produktgruppe.
3. „Und, läufts?“ – sorry, wir kennen alle Witze
„Läuft bei dir?“ Ein Klassiker unter den Menstruations-Witzen! Du kannst dir sicher sein, dass wir so gut wie jeden Witz zum Thema Menstruation schon gehört haben und gut darauf verzichten können. Und ja, auch diese 3 kennen wir schon:
„Was ist ein Blutfleck auf dem Feldweg? Eine alte Bauernregel!“
„Was ist rot und fliegt durch die Luft? Die Binde Maja.“
„Wieso schmieren Blondinen Sonnencreme auf ihre Tampons? Weil sie im Radio gehört haben es soll eine sonnige Periode geben.“
4. Wir sind keine Mimosen. Regelschmerzen können die Intensität eines Herzinfarkts erreichen
Ja, du hast richtig gelesen. Der britische Professor John Guillebaud vom University College London hat herausgefunden, dass das Schmerzlevel, das Frauen bei Regelschmerzen aushalten, mit denen nach einer OP oder bei einem Herzinfarkt verglichen werden kann. Wenn eine Frau also zu dir sagt, dass sie Regelschmerzen hat, dann zucke nicht zusammen, sondern frag sie, was sie braucht! Eine extreme Form von Regelschmerzen ist übrigens auch Endometriose, von der ca. 15% der Frauen betroffen sind und die im schlimmsten Fall zu Unfruchtbarkeit führen kann.
5. Kauf nicht irgendwelche Tampons (wenn du geschickt wirst)
Irgendwann wird jeder Mann einmal in den Drogeriemarkt geschickt, um Tampon- oder Bindennachschub zu kaufen. Hast du schon einmal auf die Inhaltsstoffe geschaut? Nicht? Du wirst auch keine finden! Es gibt nämlich dafür keine gesetzliche Grundlage, dass die Bestandteile von diesen Produkten aufgelistet werden müssen. Das ist ein Grund dafür, warum die Industrie freie Hand hat und Frauen komplett im Dunkeln tappen, was sie da für Materialien an oder in die empfindlichste Stelle ihres Körpers lassen. Dioxinrückstände, Formaldehyd, Glyophosat oder Weichmacher sollten in der Vagina deiner Freundin nichts zu suchen haben. Deswegen schlag ihr doch Alternativen aus Bio-Baumwolle oder wiederverwendbare Produkte vor. Nicht nur die Umwelt sondern auch sie wird es dir danken!
6. Binden? Tampons? Slipeinlage? Und was taugt eigentlich eine Menstruationskappe?
Jede Frau hat unterschiedliche Bedürfnisse, was ihr bevorzugtes Monatshygieneprodukt angeht und das sollte in jedem Fall respektiert werden! Tampons saugen das Blut im Körper auf, Binden werden in den Slip geklebt und fangen da das Blut dort auf. Slipeinlagen (da sind sich viele Männer unsicher) sind einfach dünnere und schmälere Binden. Eine immer beliebtere Alternative, die mit eindeutigen Vorteilen in ökologischer, gesundheitlicher und finanzieller Hinsicht überzeugt, ist die Menstruationskappe. Hier wird das Blut quasi in einem kleinen Trichter gesammelt, der entleert und wieder eingesetzt werden kann. Klingt spannend? Ist es! Vor kurzem hat eine Studie übrigens herausgefunden, dass sich bei knapp 30% der Frauen das Sexleben nach dem Umstieg auf eine Menstruationskappe verbessert hat. Das hat u.a. mit einer verbesserten Vaginalflora (kein Austrocknen wie bei Tampons) und einer verbesserten Wahrnehmung des Beckenbodens zu tun. Vielleicht suchst du ja noch ein Geburtstags- oder Weihnachtsgeschenk?
Wie das funktioniert, erklären wir dir hier:
7. Zyklus ist nicht gleich Zyklus
Wenn du dich an deinen Biologieunterricht erinnerst, dann kommt dir die Zahl 28 in Zusammenhang mit dem Zyklus vielleicht bekannt vor. Das ist der Durchschnitt. In der Realität schwankt das aber von 23 bis 35 Tagen und auch die Blutung an sich ist von Frau zu Frau mehr als unterschiedlich. Während manche Frauen an den ersten Tagen geradezu Sturzblutungen neigen, reichen bei anderen 3 Tampons für den ganzen Zyklus aus. Manche Frauen können ihre Regelblutung sogar ganz kontrollieren, so dass sie gar keine Tampons oder Binden benötigen. Das läuft dann unter dem Begriff „freie Menstruation“.
8. Ich, zickig? Fuck off!
Das berühmt berüchtigte PMS – Prämenstruelles Syndrom ist zwar wenig erforscht und sehr komplex, betrifft tatsächlich einen Großteil der menstruierenden Bevölkerung und geht mit Brustspannen, Lust auf Süßem oder leichter Gereiztheit einher. Die noch schwerwiegendere Variante des PDMS (Prämenstruelle Dysphorische Störung) trifft 5-15% aller Frauen. Hier trifft tatsächlich eine psychische Komponente zu, die von depressiven Zuständen bis hin zu extremer Gereiztheit führen kann. Warum das so ist? Die Hormone sind schuld und die gute Nachricht: Der Zustand hört mit Eintreten der Monatsblutung wieder auf! Aber ganz wichtig: Nicht jede Frau, die mal schlecht drauf ist, hat PMS. Blöde Sprüche à la „jetzt hat sie wieder ihre Tage“ reproduzieren nur die bekannten Klischees, auf die wir gut und gerne verzichten können und die endlich der Vergangenheit angehören sollten!
9. Mythen zu Menstruation und Sex
Auch beim Sex ist jede Frau anders und du musst nicht vom Belieben deiner Ex-Freundinnen ausgehen. Manche Frauen haben schlichtweg keine Lust, während andere den Regelsex aufgrund erhöhter Empfindsamkeit und natürlichem „Gleitmittel“ sehr schätzen.
Und übrigens: Eine Frau kann sich nicht mit einem Tampon selbst entjungfern, denn das Jungfernhäutchen existiert gar nicht in der Weise einer durchbrechbaren Hautschicht, wie viele sich es vorstellen. Und nein, eine blutende Frau bedeutet nicht zwangsläufig ein Freifahrtsschein für verhütungsfreien Sex, denn schwanger werden geht je nach Zykluslänge auch dann!
10. Menstruation: Auch Männer können menstruieren
Ja, du hast auch hier noch ganz zum Schluss richtig gelesen! Transgender Männer können z.B. genauso ihre Regelblutung bekommen und brauchen dafür dann auch Produkte. Obwohl das bei vielen durch die Einnahme von Testosteron gestoppt wird, kann die Regel nicht nur im Teenager-Alter ein Problem darstellen, das gesellschaftlich leider auch noch lange nicht akzeptiert wird.
Let´s break this bloody taboo!
Annemarie Harant: Geboren in München und aufgewachsen in einem 100% Öko-Haushalt, arbeitet sie seit über 5 Jahren für die eine Unternehmensberatung im Bereich Nachhaltigkeitsmanagement. Seit 2011 steht sie als Co-Gründerin des Start-ups erdbeerwoche. Nachhaltige Frauenhygiene. DIE NEUE GENERATION. nun selbst vor der täglichen Herausforderung nachhaltiges Handeln im eigenen Unternehmen umzusetzen. Für BIORAMA bloggt sie regelmäßig zu CSR-Themen.