Waves Vienna Goes Green

Bild: Mona Hermann

Bild: Mona Hermann

Die Festival-Saison ist voll im Gange. Viele Festivals werden „grüner“, umsichtiger, setzen bewusst auf regional und energiesparend und versuchen, eine nachhaltige Festival-Kultur zu etablieren. BIORAMA Sound Sustain sprach mit Thomas Heher vom Waves Vienna, das heuer wieder vom 2. bis 5. Oktober in Wien stattfindet.

 

BIORAMA: Seit wann gibt es das Waves Vienna? Und wie kam es dazu, ein Stadt-Festival in Wien in verschiedensten Locations zu machen?

Thomas Heher: Waves Vienna hat 2011 das erste Mal stattgefunden. Die Idee war es ein Showcase-Festival, wo viele neue Künstler und Künstlerinnen vorgestellt werden, in Kombination mit einer Musik-Konferenz zu veranstalten. Hintergrund war zudem eine Netzwerkplattform für den Austausch zwischen der Ost- und Westeuropäischen Musikszene zu etablieren. Da bietet sich natürlich in erster Linie eine Stadt als Veranstaltungsort an und Wien ganz besonders.

Welche Vorteile und welche Nachteile ergeben sich aus einem städtischen Festivalumfeld?

Ein großer Vorteil ist natürlich, dass wir uns weniger Gedanken um ein Verkehrskonzept machen müssen, da in der Stadt die Problematik mit der Anreise nicht gegeben ist. Da unsere Locations auch sehr nahe beisammen liegen, wandern die Gäste am Festival dann meist auch zu Fuß von Club zu Club. Ein weiterer Vorteil ist, dass wir in den meisten Locations auf eine vorhandene Gastronomie mit funktionierendem Abfall- und Abwassersystem aufbauen können. Bei den sogenannten Off-Locations wie z.B. der Alten Post in der Dominikanerbastei, die in diesem Jahr neu als Festival-Zentrale Verwendung finden wird, müssen wir uns dafür etwas überlegen. Die bestehenden Clubs sind aber auch ein Nachteil, da diese z.B. Verträge mit Getränkepartnern haben, die oft nicht zu denen des Festivals passen. Da ist dann Verhandlungsgeschick und Kreativität gefragt.

Welche Schwerpunkte gibt es beim Booking?

Den Kern bilden die „New Talents“ – das sind Künstler und Künstlerinnen, die in ihrem Heimatmarkt schon eine gewisse Größe erreicht haben und sich am Waves einem neuen Publikum, aber eben auch unseren Conference-Teilnehmer, wo Label-Leute, Festival- und Club-Betreiber aber auch Musikexportbüros darunter sind, vorstellen wollen. Das gilt gleichermaßen für Bands aus dem Ausland wie auch aus Österreich. Um das Festival für das Publikum noch interessanter zu gestalten, streuen wir dann auch bekanntere Namen ein, wie etwa Scott Matthew, Thees Uhlmann oder Mount Kimbie in diesem Jahr. Von den Musikgenres her sind wir sehr offen. Alles von Electronic, Indie, Alternative oder Singer/Songwriter findet bei uns Platz. Da versuchen wir ein möglichst schlüssiges Programm in den einzelnen Venues zusammen zu bauen.

Eure Entscheidung „greener“ zu werden wird 2014 verstärkt umgesetzt. In Sachen Mobilität wird nachhaltiger agiert als anderswo. Wie kam es zu der Zusammenarbeit mit Bike- und Car-Sharing-Anbietern? Und wie wird das den Besuchern und Konferenz-Teilnehmern schmackhaft gemacht?

Ich glaube, die Zusammenarbeit mit Car2go und Share Me in Kombination mit den Lastenfahrrädern von Heavy Pedals ist so ziemlich einzigartig und bringt für das Thema eine erhöhte Aufmerksamkeit. Das wirklich umfassend aufzusetzen war nicht einfach, aber wir sind umso glücklicher, dass es dann geklappt hat. Viele Festivals haben ja ein „Official Car“ und oft sind das dann auch noch große Benzinschleudern, die sich von den Besuchern meist sowieso niemand leisten will oder vielleicht auch nicht kann. Das war unser Anreiz, da einen neuen Weg zu gehen.

Bei den Konferenz-Teilnehmernn setzen wir hingegen auf das tolle öffentliche Verkehrsnetz von Wien. In Zusammenarbeit mit den Wiener Linien stellen wir den Delegierten gratis Öffi-Tickets und Fahrpläne zur Verfügung und stellen ihnen so das Netz vor. Einige von ihnen werden da sicher Augen machen. Dabei denke ich etwa an unsere Gäste aus den USA.

Zur Thematisierung von Energie-Effizienz auf Festivals wird es einen Schwerpunkt im Rahmen von EE Music – Energy Efficient Music Culture, einem großangelegten EU-Projekt, am 4. Oktober geben. Kannst du jetzt schon ein wenig erzählen, was es für die Besucher dort zu erfahren gibt?

Wir werden in der Festival-Zentrale eine Ausstellung haben, die das Thema in Zusammenhang mit dem Co2-Fußabdruck von Festivals aufarbeitet. Besucher können sich da sehr plastisch ein Bild machen und informieren. Am Samstag von 15 bis 18 Uhr wird es dann ebenfalls in der Festival-Zentrale eine Veranstaltung mit Diskussionen und Vorträgen geben. Genaue Themen und Speaker geben wir Anfang September bekannt. Für beides ist der Eintritt frei.

Thomas Heher

Thomas Heher

Im gastronomischen Sektor des Festival geht ihr mit ausgezeichnetem Beispiel voran, verwendet Mehrweg-Gebinde, Mehrweg-Geschirr, kocht nur vegetarisch, regional, etc. Wie wurde und wie wird dies von den Besuchern und Künstlern aufgenommen?

Das ist eine der Neuerungen in diesem Jahr. Ich kann mir gut vorstellen, dass die Bands das sehr wohlwollend aufnehmen werden, wenn sie mal etwas Gutes und Gesundes und nicht immer das gleiche Convenience-Zeug vorgesetzt bekommen. Dort, wo wir keine Möglichkeit haben mit Mehrweg-Geschirr zu arbeiten, haben wir kompostierbare Teller und Besteck auf Maisstärke-Basis. Vielleicht lässt sich ja der oder die eine oder andere Delegierte inspirieren und setzt das dann auch bei seinem bzw. ihrem Festival um.

Bevor es Unmengen an Müll gibt, kann man ihn von vornherein vermeiden. Wie schafft ihr es, gezielt Give-aways und Promotion-Material zu verteilen?

Zunächst ist es wichtig, dass man gar nichts verteilt, sondern nur zur Verfügung stellt. Wenn man interessiert ist, dann greift man auch zu und die Wahrscheinlichkeit, dass man es dann wegwirft, ist bedeutend geringer.

Und abschließend: Glaubst du, wäre euer „Go Green“ auch bei größeren Festivals auf grünen Wiesen umsetzbar? Oder liegt die Zukunft, die eine nachhaltigere Festival-Austragung beinhaltet, eher bei städtischen Festivals wie dem Waves Vienna oder dem Elevate in Graz?

Auf jeden Fall. Man muss ja nicht gleich sofort alles umsetzen. Man kann sich nach und nach jeden der einzelnen Bereiche am Festival vornehmen und dazu Ideen sammeln. Das ist auch etwas, das nicht von oben herab passieren sollte, sondern es müssen alle, die an der Umsetzung des Festivals beteiligt sind, miteinbezogen sein. Vieles davon ist leichter als man vielleicht denkt und jeder Schritt zählt.

 

Waves Vienna
2. bis 5. Oktober 2014
Wien, verschiedene Locations

Das Eröffnungskonzert mit Scott Matthew findet am 1. Oktober statt, mehr Infos hier.
Und hier gibt’s eine Retrospektive vom Waves Vienna 2013.

www.wavesvienna.com

 

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