Ein Buch über Heidi, Käse und das Leben

Käse Titelbild

Bild: Heinz Ploder

Schon mehrere Jahre war Sarah Krobath als Werbetexterin ziemlich erfolgreich, ihre Karriere verlief wie am Schnürchen. Doch dann kam alles anders: Sie entschloss sich in die Schweiz zu gehen, dort alles über Käse zu lernen, wurde nach London geschickt, um den produzierten Käse zu verkaufen. Und ihre Reise ging noch weiter. Ihr Roman „Who the f*** is Heidi?“ erzählt vom plötzlichen Lebenswandel und die darauf folgenden Abenteuer. Sarah ist lang gediente BIORAMA-Autorin und hat uns in einem Interview ein bisschen mehr über ihr Buch und ihre Leidenschaft zum Essen erzählt.

 

BIORAMA: Der Titel des Buchs ist „Who the f*** is Heidi“. Warum?

Sarah Krobath: Um zu erfahren, was es mit dem Titel genau auf sich hat, liest man das Buch am besten selbst. Es gibt darin eine amüsante Anekdote von mir an unserem Käsestand am Londoner Borough Market. Wer den Titel mit der Schweizer Nationalheldin assoziiert, liegt aber auf jeden Fall richtig.

 

BIORAMA: Geht es in deinem Buch vordergründig ums Essen? Sind auch Rezepte darin? Oder bezieht sich die Lektüre mehr auf deine Reise und den Ausbruch aus deinem alten Leben?

Das Buch ist mein kulinarischer Abenteuerbericht, in dem ich den Leser mitnehme auf belebte Marktplätze, in meditativ wirkende Reifekeller und geschäftige Restaurantküchen. Mehr als um Essen – und davon gibt es im Buch reichlich – geht es ums Genießen mit allen Sinnen. Das war auch für meinen Neuanfang wesentlich: Genießen lernen, was gerade ist, auch wenn manches fremd und unerwartet sein mag und einem eine Situation vielleicht einmal nicht so liegt. Rezepte zum Nachkochen enthält das Buch keine, dafür jede Menge hervorragende Lebensmittel zum Nachkosten. Meine Empfehlung: den Käsevorrat auffüllen bevor Sie mit dem Lesen beginnen.

 

Du hast deinen Job als Werbetexterin gekündigt, dich entschieden in die Schweiz zu gehen und Käse herzustellen. Was waren deine Beweggründe?

Ich habe nicht gekündigt, um in der Schweiz Käse zu machen, sondern um aus meinem damaligen Berufsleben rauszukommen. Es hat mir ähnlich wie ein altes Kleidungsstück nicht mehr gefallen und mich überall gezwickt – ich hab da einfach nicht mehr reingepasst. Als das Praktikumsangebot der Schweizer Käsemacher von Jumi in meinem Posteingang landete, hatte ich den Entschluss zu kündigen bereits gefasst – auch weil meine Gesundheit den Werbealltag nicht länger mitgemacht hätte. Dass ich dann tatsächlich in Bern und in London gelandet bin, war wohl ein sehr glücklicher Zufall.

 

Und warum Käse herstellen? Hätte es genauso gut Olivenöl produzieren oder Baguette backen sein können?

Nach vier Jahren als Werbetexterin hinter dem Schreibtisch lechzte ich geradezu nach körperlicher Arbeit. Ich wollte endlich etwas mit meinen Händen machen und nicht immer nur mit dem Kopf. Das hätte mit Oliven ernten und Teig kneten freilich auch geklappt. Aber ich habe ja gar nicht nach einem derartigen Praktikum gesucht, es hat eher mich gefunden. Und ich bin froh und dankbar, dass ich bei Jumi gelandet bin. So eine verrückte Firma und herzliche Familie gibt es kein zweites Mal auf der Welt. Ich hab viel von meinen Kollegen gelernt – nicht nur über Käse, sondern auch über mich selbst.

 

Das Buch handelt darüber, wohin der Weg dich seit deinem Entschluss, dein Leben zu ändern, geleitet hat. Nach London als Verkäuferin, als Studentin ins Piemont an die Universität der Gastronomischen Wissenschaften. Was würdest du sagen hast du auf deinem Weg mitgenommen?

Viel Optimismus und Selbstvertrauen. Ich habe wunderbare Menschen getroffen, die mich seitdem begleiten, und Situationen gemeistert, die ich mir niemals zugetraut hätte – von einer Irrfahrt im Emmental über zwölfstündige Markttage bei Minusgraden bis hin zu Verkostungen in den schicksten Restaurants Londons. Vor allem aber hab ich das Vertrauen gewonnen, dass ich jederzeit etwas Neues machen kann und mich nicht an einen Job klammern muss, nur weil er mir leicht fällt oder mir Sicherheit gibt.

 

Glaubst du, dass jeder zu so einem plötzlichen Lebenswechsel fähig wäre? Ist das Buch auch als Inspiration und Wegweiser zu so etwas gedacht?

Auf jeden Fall möchte ich mit dem Buch jedem Mut machen und ihn motivieren, eine neue Richtung einzuschlagen. Ich bin in aber nicht so blauäugig zu behaupten, dass das immer einfach ist. Bei mir gab es auch einige Momente, in denen ich gedacht hab: Was machst du eigentlich hier und warum tust du dir das an? Weitermachen wie bisher ist oft bequemer – aber wer will auf die Frage „Wie war dein Leben?“ schon antworten: „Bequem“?

Sarah Krobath

Sarah Krobath Bild: Kerstin Friesenbichler

Dein Buch ist nur im E-Book Format erhältlich. Warum?

Das war eine ganz bewusste Entscheidung. Ich stand bereits einige Zeit lang in lockerem Kontakt mit meinem Lektor, der dann von einem klassischen Druckverlag zum eBook-Verlag Dotbooks wechselte – er hat mir im Zuge dessen angeboten, mich entweder bei seinen alten Kollegen vorzustellen oder mein Projekt gemeinsam mit ihm weiter zu entwickeln. Da ich persönlich Romane ausschließlich auf dem Kindle lese und mir lediglich Kochbücher und Bildbände in gedruckter Form kaufe, war ich von der Idee, mein Buch als eBook zu veröffentlichen, sofort begeistert.

Bild: Autorin Sarah Krobath an der Arbeit

Autorin Sarah Krobath bei der Arbeit. Bild: Christa Schmutz

Derzeit arbeitest du als freie Werbetexterin in deiner eigenen Firma Satt Getextet und entwirfst vor allem Slogans und Sprüche für Lebensmittel. Du hast deinen eigenen Food-Blog. Die Liebe zum Essen zieht sich also wie ein roter Faden durch dein Leben. Woher kommt diese Affinität?

Die Begeisterung für Essen liegt, denke ich, in meiner Natur. Dazu kommt, dass ich zu nichts zu gebrauchen bin, wenn ich Hunger habe. Ich verstehe bis heute nicht, wie manche Werber-Kollegen mittags pausenlos ZIP-Dateien anstelle von Käsebrote „entpacken“ können. Die Liebe zum Kochen und die Experimentierfreudigkeit in der Küche habe ich zu einem großen Teil meiner ehemaligen WG-Mitbewohnerin Lena zu verdanken – es hat mich immer fasziniert, mit welcher Leichtigkeit sie die tollsten Gerichte ganz ohne Waage und Co zubereitet hat. Die Begeisterung für die Produzenten guter Lebensmittel ist mit meinem Engagement für das Slow Food Youth Network gewachsen.

 

Wie stehst du zu biologischen Lebensmitteln?

Beim Großteil der Lebensmittel ist Bio für mich der Standard. Nicht nur weil ich die Qualität schätze, sondern weil mir bewusst geworden ist, was die konventionelle Landwirtschaft mit unseren Böden und Ressourcen anstellt. Mehr als irgendwelchen Zertifikaten vertraue ich aber der Person, die hinter einem Lebensmittel steht. Deshalb kaufe ich auch lieber am Markt vom Produzenten als anonym im Supermarkt ein. Dank den vielen Bio-Direktvermarktern und -Abos, die es heute gibt, hat im Grunde jeder Zugang zu Bio-Lebensmitteln vom Erzeuger seines Vertrauens. Aber ganz ehrlich, es ist sicher nicht alles in meinem Gewürzregal und in der Vorratskammer Bio.

 

Was ist deine Lieblingsspeise?

Die ändert sich, ähnlich wie mein Lieblingskäse, ständig. Meine Lieblingsmahlzeit ist aber das Frühstück – ich könnte gut und gerne dreimal am Tag frühstücken.

 

www.sattgetextet.com
www.sarahsatt.com
facebook.com/sarahsattblog

Und hier hat Sarah übrigens für BIORAMA ihre Standler-Kollegen porträtiert >>> www.biorama.at/marktleben

 

 

 

 

 

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