Papas in der Hauptrolle

Papas mit ihren Kindern innen 1

(c) Aracari Verlag

Erfreulicherweise ist es für immer mehr Väter selbstverständlich, sich mit ihren Kindern zu beschäftigen, und es sollte sich auch dementsprechend in der Kinderliteratur niederschlagen. Der belgische Autor Guido van Genechten hat mit „Papas mit ihren Kindern“ ein künstlerisch wertvolles Pappbilderbuch vorgelegt, das zeigen soll, dass Papas gar nicht so andere Dinge mit ihren Kindern unternehmen wie Mamas. Beim gemeinsamen Bilderbuchbetrachten heißt es ausdauernd und kreativ sein… Sprachförderung ist das Zauberwort der Stunde!

Papas mit ihren Kindern Cover

(c) Aracari Verlag

Auf zehn verschiedene Tierpapas mit ihren Kindern trifft man in diesem Buch. Es sind Tiere aus der näheren Umgebung wie Frosch, Vogel oder Raupe, aber auch solche, die Kinder nur aus dem Zoo kennen: Seehund, Krokodil und Nashorn. Nur der Text lässt erkennen, dass es sich um Papas und nicht um Mamas handelt, die Tiere selbst weisen keine geschlechterspezifischen Merkmale auf. Der Text ist nur Beschreibung dessen, was zu sehen ist: „Papa Eule mit seinem Eulenküken“ oder „Papa Igel mit seinem Igelchen“. Die Bezeichnungen der Kinder sind allesamt Verkleinerungsformen, die den Kindern eventuell noch nicht geläufig sind – hier setzt die Sprachförderung an, die auf der Rückseite des Buches angepriesen wird. Natürlich ist es notwendig, das Buch gemeinsam mit Kindern anzuschauen, die Betrachtung der schwarz-weiß-grauen Tiere allein, die mithilfe der Frottagetechnik liebevoll gestaltet wurden, fördert die Sprachentwicklung noch nicht. In jedem Fall außergewöhnlich ist dieses Buch – und bei genauerem Betrachten bestimmt nicht nur für die Erwachsenen, sondern auch auch für die kleinen BilderbuchleserInnen sehr ansprechend!

Guido van Genechten wurde 1957 in Mol (Belgien) geboren. Er studierte Zeichnen und Malerei sowie Grafik und Fotografie an der Akademie für Kunstwissenschaft in Mol. Im Anschluss arbeitete er viele Jahre in der Grafikbranche. Heute widmet er sich ausschließlich der Illustration von Kinderbüchern. Guido van Genechten hat uns in einem Interview verraten, wie man seine bildlastigen Bücher lesen könnte.

– BIORAMA: Sie sind im niederländischen Sprachraum sehr bekannt, veröffentlichen mehrere Kinderbücher im Jahr. Im deutschen Sprachraum kennt man nur wenige Titel von Ihnen; damit wir uns ein Bild machen können: Welche Themen interessieren Sie am meisten?
Guido van Genechten: Mich interessiert kein spezielles Thema. Ich lasse mich von allem inspirieren, ich lasse mich nicht von vornherein einschränken. Ich mache Bücher für Kinder von 1 bis 6 Jahren. Wenn ich eine neue Idee für ein Buch habe, entscheide ich zuerst, für welche Altersgruppe es geeignet sein soll.

– Sie sind beides, Illustrator und Kinderbuchautor. Welche Bezeichnung finden Sie passender?
Früher war ich, glaub ich, eher ein Maler. Ich habe frei gearbeitet. Aber nun bin ich nicht mehr so sicher, es ist ziemlich verwoben. Wörter und Bilder müssen zusammenwirken.

– Wie wurden Sie schließlich zum Kinderbuchautor und -illustrator?
Niemand wollte meine Bilder kaufen, also versuchte ich, einen Job zu finden, in dem ich mein Talent nützen kann. Ich bemalte Schals, die sich gut verkauften, ich bedruckte Fliesen im Siebdruckverfahren, arbeitete in einer Buchdruckerei, was sehr langweilig war, ich probierte vieles aus. Schließlich versuchte ich, ein Buch zu machen… und das gefiel mir.

– Im Buch „Papas mit ihren Kindern“ sind Väter in der Hauptrolle. Auf der Rückseite des Buches liest man folgenden Satz: „Auch Tierkinder haben einen Papa, genau wie du.“ Muss man die Papas wirklich in Erinnerung rufen? War es Ihnen ein besonderes Anliegen, die Väter in den Vordergrund zu rücken? Was ist der Unterschied zum Buch „Mamas mit ihren Kindern“?
Das ist nur eine Tatsache, Tiere haben auch Väter. Ich wollte die Mamas und Papas separat behandeln. Und dann wollte ich sie zeigen, wie sie etwas mit ihren Babys machen. Ich erzähle nicht, was sie machen. Ich versuche nur, mögliche Handlungen vorzuschlagen, indem sich Eltern und Kinder auf eine bestimmte Art anschauen – so wird in meinen Büchern häufig die Geschichte erzählt. Es ist wichtig, dass es eine Geschichte zu finden gibt. Erwachsene könnten zum Beispiel fragen: „Wo ist der Papa? Und wo ist dann das Baby?“ Leichte Fragen, ich weiß, aber so könnte die Kommunikation beginnen. Dann: „Wo sind sie? Welche Geräusche machen sie? Was werden sie wohl gleich machen?“ Erwachsene könnten auch fragen: „Machen das Papas? Oder Mamas?“ Zum Beispiel auf der Seite mit den Fröschen: „Schau auf die Augen und wie sich die beiden ansehen. Was sagen die beiden zueinander?“ Vielleicht sagt der Papa: „Lass uns um die Wette springen!“ Vielleicht ist der Krokodilpapa ganz schön streng? Hilft der Igelpapa seinem Kind etwa wieder auf die Beine? Spielt Mama Schaf mit ihrem Lämmchen Fangen? Oder erklärt die Elefantenmama ihrem Baby, wozu es einen Rüssel hat? Viele Fragen könnte man stellen. Sind irgendwelche dieser Rollenbilder typisch männlich oder weiblich?

Papas mit ihren Kindern innen 2

(c) Aracari Verlag

 

„Papas mit ihren Kindern“ von Guido van Genechten ist im Aracari Verlag erschienen. 22 Seiten. Für Kinder ab 1 Jahr.

Nicht als E-Book erhältlich.

Blickpunkt Umweltschutz und Nachhaltigkeit:

Papier: Art Board
Druckfarben: keine Angabe
Druck und Bindung: bei Wai Man Book Binding (China) Ltd., Hong Kong. Laut Angaben des Verlags kümmert sich die Druckerei um den Umweltschutz.

 

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