Alles Müll!

(c) Kunstanstifter Verlag

(c) Kunstanstifter Verlag

Jede Woche zur gleichen Zeit hält die Müllabfuhr direkt unter unserem Wohnzimmerfenster, und die Container unseres Hauses werden entleert. Woche für Woche klebt mein kleiner Sohn frühmorgens an der Scheibe, um den Müllmännern bei ihrer Arbeit zuzusehen. Wenn wir auf der Straße irgendwo ein Müllauto wittern, müssen wir sofort in die erste Reihe und zusehen – egal, was wir vorhatten.

Freilich faszinieren meinen Sohn in erster Linie die großen Lastwägen und die wummernden Geräusche, wenn die Container „ausgeschüttelt“ werden. Irgendwann wird aber vielleicht auch interessant, wo das Müllauto unsere Abfälle hintransportiert, und was dann damit geschieht. Warum die Tonnen, die wir befüllen, unterschiedlich aussehen und aus welchen Gründen wir Müll trennen. Wenn wir wollen, dass unsere Kinder achtsam mit der Umwelt umgehen, dann ist die Müllabfuhr doch ein ziemlich nahe liegender, erster Anknüpfungspunkt. Und mit diesen Kinderbüchern öffnen sich möglicherweise neue Themenfelder, die von Kindern mit Erwachsenen diskutiert werden wollen. Vorgestellt werden auch zwei Bastelbücher, in denen vielleicht bereits Weggeworfenes zu neuen, schönen Dingen verarbeitet wird.

(c) Kunstanstifter Verlag

(c) Kunstanstifter Verlag

Eine beachtenswerte Geschichte zum Problem Plastikmüll in den Ozeanen ist „Finn Flosse räumt das Meer auf“, erschienen in Form eines ästhetisch besonders wertvollen Kinderbuchs im Kunstanstifter Verlag. In einer stilistisch ausgezeichneten Erzählung, die gleichzeitig absolut kindgerecht ist, schreibt Eva Plaputta über die fatalen Auswirkungen eines Meeresdriftströmungswirbels, in dem sich bunte Plastikteile angesammelt haben. Der Plastikmüll, der im Meer durch Wellenbewegung und UV-Licht bis auf Pulverform zerkleinert werden kann, macht den Meeresbewohnern zu schaffen – so auch in Plaputtas Geschichte. Die Tiere verfangen sich in Geisternetzen, und unzählige klagen über Bauchschmerzen und verenden sogar, weil sie Plastik zu sich nehmen. Finn Flosse, das Kind einer Meerjungfrau und eines „bösen“ Zweibeiners, versucht, dem Problem auf den Grund zu gehen. Ausgesprochen wertvoll – das Abenteuer ebenso wie die zauberhaften Scherenschnitte!

(c) Kunstanstifter Verlag

(c) Kunstanstifter Verlag

„Finn Flosse räumt das Meer auf“ von Eva Plaputta ist im Verlag Kunstanstifter erschienen. 56 Seiten. Für Kinder ab 6 Jahren.

Blickpunkt Umweltschutz und Nachhaltigkeit:

Papier: Munken Polar, Papier aus verantwortungsvollen Quellen (FSC-Mix Label)
Druck und Bindung:

NINO Druck GmbH, Neustadt a. d. Weinstraße (Deutschland), klimaneutrales Drucken mit ClimatePartner

 

(c) Jungbrunnen Verlag

(c) Jungbrunnen Verlag

Upcycling war schon im Jahr 1985 Thema eines Kinderbuches, nämlich von Mira Lobes gereimter Geschichte „Lollo“. Das Buch wurde fast dreißig Jahre später im Jungbrunnen Verlag neu aufgelegt – und zu Beginn des Textes stößt man sich am Begriff „Negerpuppe“. Es wurde entschieden, den Originaltext nicht zu verändern, aber eine Bemerkung voranzustellen, in der erklärt wird, dass das Wort im historischen Kontext zu sehen ist. Lollo ist eine weggeworfene Puppe, die auf dem Müllplatz allerhand brauchbares Spielzeug findet und verarztet. Das Maxerl etwa bekommt ein neues Bein, der Elefant einen neuen Rüssel, der Hals der Giraffe wird wieder aufgerichtet. Zusammen bauen sie sich eine Schachtelstadt und erleben aufregende Dinge. Ein wichtiges Statement gegen die Wegwerfkultur in einem Buch, das – bis auf das eine Wort natürlich – überhaupt nicht vorgestrig ist.

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(c) Jungbrunnen Verlag

„Lollo“ von Mira Lobe und Susi Weigel ist im Verlag Jungbrunnen erschienen. 80 Seiten. Für Kinder ab 6 Jahren.

Blickpunkt Umweltschutz und Nachhaltigkeit:

Papier: keine Angabe
Druck und Bindung:

 Druckerei Theiss GmbH, St. Stefan (Österreich)

 

(c) Tulipan Verlag

(c) Tulipan Verlag

Schluri Schlampowski ist ein lautes, schusseliges, zotteliges Wesen, das gemeinsam mit einem alten Roboter, einem Teddybären, einer Puppe und einem roten Sportwagen bei Spielzeugdoktor Gottlieb Helfrich haust. Das Sperrmüll-Schlamassel ist Thema des bereits vierten Bandes. Diesmal hat Helfrich beschlossen, zu Hause auszumisten. Das passt Schluri überhaupt nicht in den Kram, und Kinder können bestimmt verstehen, warum. Helfrich bringt unter anderem ganz wunderbare blecherne Dinge, mit denen man spielen und Krach machen könnte, zum Sperrmüll. Schluri kann die Abholung nicht verhindern, macht sich aber mit dem Roboter auf zum Müllplatz. Dort geraten die beiden in eine verzwickte Lage. Man könnte meinen, dass sich diese Geschichte ähnlich wie Mira Lobes „Lollo“ zu einem Plädoyer für Upcycling entwickelt. Am Ende bleibt jedoch stehen, dass es vernünftiger war, den Krempel am Mistplatz zu lassen. Schade, es hätte doch so gut zum Spielzeugdoktor gepasst, die Töpfe und Deckel wieder für Schluri zurück ins Haus zu holen. Trotzdem: Die Geschichte ist humorvoll, unterhaltsam und gut zum Vorlesen geeignet.

(c) Tulipan Verlag

(c) Tulipan Verlag

„Schluri Schlampowski und das Sperrmüll-Schlamassel“ von Brigitte Endres und Antje Drescher ist im Tulipan Verlag erschienen. 92 Seiten. Für Kinder ab 4 Jahren.

Blickpunkt Umweltschutz und Nachhaltigkeit:

Papier: ?
Druck und Bindung:

Grafisches Centrum Cuno GmbH, Calbe (Deutschland)

 

(c) Ravensburger

(c) Ravensburger

Erstes Sachwissen für kleine Neugierige bietet dieser Band aus der „Wieso? Weshalb? Warum?“-Reihe. Hier ist es der Müllmann Max, der in der Früh in die Einsatzzentrale kommt und in seine Arbeitskleidung schlüpft. Im Betriebshof stehen die verschiedensten Fahrzeuge: Frontlader, Kleinkehrfahrzeug, Absetzkipper, Abfallsammelfahrzeug. Im letztgenannten geht es ans Leeren der verschiedenen Mülltonnen. Wohin der Müll kommt, wenn das Lastauto voll ist, kann man auf einer der durchwegs wirklichkeitsgetreuen Illustrationen sehen. Insgesamt wird hier viel Wissen auf kleinem Raum vermittelt, und dem Autor war es anscheinend ein besonderes Anliegen, Ansätze für die Müllvermeidung unterzubringen. Möglicherweise nehmen Kinder dieses Buch gerade ob der Dichte an Informationen so gerne zur Hand.

„Die Müllabfuhr“ von Peter Nieländer ist im Ravensburger Verlag erschienen. 16 Seiten. Für Kinder ab 2 Jahren.

Blickpunkt Umweltschutz und Nachhaltigkeit:

Papier: gedruckt auf Papier aus verantwortungsvollen Quellen (FSC-Mix Label)
Gedruckt in:

Italien

(c) Haupt Verlag

(c) Haupt Verlag

Was in den Augen einiger vielleicht Müll sein mag, ist für andere Krimskrams, aus dem Neues hergestellt werden kann. Recyceln, bauen, erfinden, zeichnen, schreiben, schnipseln, in das Buch einkleben – alles das ist im Sammelsurium-Schnipsel-Mitmach-Buch „Krimskrams“ möglich. Die Autorin Claudia Huboi versucht mit den von ihr gestalteten Seiten, Kinder beim Basteln zu begleiten, aber keine fertigen Produkte anzuleiten. Ganz individuelle Erzeugnisse sollen entstehen: aus Zeitungen wird etwa ein Portemonnaie gewebt, in einem Pappkarton entsteht ein geheimer Garten, aus alten Socken Monster, aus diversen Dingen aus dem Nähkästchen eine Wenn-Dann-Maschine und aus Allerlei aus der Werkzeugkiste ein Containerhafen. Ganz wichtig: Hier ist man von Anfang an selbst tätig. Das ist Kreativitätstraining pur! Wer nicht ins Buch schneiden oder kleben möchte, kann die Seiten übrigens über die Verlagshomepage herunterladen. So anders und erfrischend, großartig!

(c) Haupt Verlag

(c) Haupt Verlag

„Krimskrams finden und was draus machen“ von Claudia Huboi ist im Haupt Verlag erschienen. 160 Seiten. Für Kinder ab 5 Jahren.

Blickpunkt Umweltschutz und Nachhaltigkeit:

Papier: gedruckt auf Papier aus verantwortungsvollen Quellen (FSC-Mix Label)
Gedruckt in:

Deutschland

 

(c) Loewe Verlag

(c) Loewe Verlag

„Komm, wir machen was mit Müll“, der erste Band der Serie von Herr Pfeffer, wurde hier bereits vorgestellt – nun folgt „Komm, wir machen was mit Stadt“. Wiederum hat das Kreativteam ein beachtenswertes Bastelbuch gestaltet, in dem es hauptsächlich darum geht, Recyclingmaterialien und Dinge, die im Haushalt stets verfügbar sind, zu verarbeiten. Schon im Vorwort heißt es: „Weil du deine Stadt magst und dich dort wohlfühlen willst, möchtest du bestimmt keinen zusätzlichen Müll produzieren, sondern lieber mit Fundsachen und Dingen aus dem Haushalt arbeiten, die sonst weggeworfen würden.“ Streichholzschachteln und Korken werden etwa für die Herstellung einer Stau-Girlande verwendet, Saftkartons für Teelichthäuser, Pflanztöpfe oder gar einen Minigarten, Wellpappe und Prospekte für die Skyline von Pappstadt oder ein Faltkarton für eine Stadtbox, die sich nach dem Entfalten als selbst gebastelter Spielteppich entpuppt. Mit diesen Anleitungen entstehen mit wenig Aufwand wirklich schöne Dinge, auf die die Kleinen mit Sicherheit sehr stolz sein werden.

„Komm, wir machen was mit Stadt. Ein kreatives Spiel- und Bastelbuch“ von Herr Pfeffer ist im Loewe Verlag erschienen. 128 Seiten. Für Kinder ab 5 Jahren.

Blickpunkt Umweltschutz und Nachhaltigkeit:

Papier: gedruckt auf Papier aus verantwortungsvollen Quellen (FSC-Mix Label)
Gedruckt in:

Deutschland

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